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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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eine besonders gute oder unerwartete Nachricht unterbrochen. Der Leiter der technischen Abteilung, Bob Belleville, ein leise sprechender Ingenieur, der gerade von Xerox zu Apple gekommen war, sagte: „Bei Xerox haben wir immer gesagt, es ist wichtig, dass man jeden Tag ein bisschen was schafft; beim Mac ist es wichtig, dass man jeden Tag viel schafft.“ Burrell Smith, der Haupt-Hardware-Ingenieur, lief knallrot an, sagte, er habe nicht genug Material für zehn Minuten, und spielte Gitarre. Der Designer des Computergehäuses zündete ein paar Kerzen an, setzte sich mit dem Rücken zu den anderen auf einen Stuhl und spielte seine Bemerkungen mit einem Kassettenrekorder ab. Andere sprachen über Probleme mit der Erfüllung der FCC-Anforderungen an elektronische Geräte.
    Die Programmierer berichteten von ihren Fortschritten mit der Software. Matt Carter, ein stämmiger Mann, der etwas mitgenommen aussah und der für einen Teil der Herstellung verantwortlich war, rasselte einen Schnellkurs in Werksanordnung herunter und führte einen Film darüber vor, wie die neue Produktionslinie von Apple für den Mac aussehen würde. Er sprach über Umlaufförderer und Einfülltrichter, automatische Kuvertiermaschinen und lineare Bänder, über Prototypen und Preiszusagen. Ein anderer Mann aus der Herstellung erzählte von Ausschussquoten, Verbesserungen des Ausstoßes pro Person und Tag und von der Materialbearbeitung. Der letzte Punkt veranlasste Jobs, zu versprechen: „Wir werden mit unseren Zulieferern richtig hart verhandeln, wir werden ihnen Druck machen wie noch nie.“ Debi Coleman, die Finanzcontrollerin, trug ihre Version vom Einmaleins der Buchhaltung vor und erklärte die Unterschiede zwischen Lohneinzelkosten und Lohnnebenkosten, Bestandskontrolle, Systeme zur Verfolgung von Anlagegütern, die Analyse von Fertigungsmitteln, die Bestandsbewertung, die Varianz von Kaufpreisen und Break-even-Niveaus.

    Gegen Ende der Klausurtagung stellte sich Jay Elliot vor, ein großer Mann aus der Personalabteilung von Apple. „Ich bin Personalmanager“, sagte er. „Ich freue mich wirklich, dass ich hier sein darf. Danke für Euer Kommen. Wir von der Personalabteilung versuchen, Leistungsträger nutzbar zu machen …“
    „Und was heißt das auf Englisch?“, unterbrach ihn Jobs.
    „Die Personalabteilung“, stammelte Elliot, „wird üblicherweise als bürokratische, blödsinnige Organisation betrachtet …“
    Als sich Elliot wieder gefangen hatte, schlug er Möglichkeiten vor, den Einstellungsbedarf zu bewältigen. Der geplante Orgachart für die Mac-Abteilung war mit kleinen Kästchen übersät, in denen die Großbuchstaben TBH standen: „To Be Hired“, noch einzustellen. Elliot sagte, seine Abteilung werde jeden Monat mit 1.500 Bewerbungen überschwemmt, und er schlug vor, man solle die Kandidaten aus den Namen auf den Apple-Garantiekarten auswählen.
    „Kein normaler Mensch schickt seine Garantiekarte zurück“, sagte Jobs. Er drehte sich auf seinem Stuhl um und wandte sich an den Programmierer Andy Hertzfeld. „Andy, hast Du Deine Garantiekarte eingeschickt?“
    „Der Händler hat sie ausgefüllt“, sagte Herzfeld.
    „Sehen Sie?“, sagte Jobs, während er sich wieder umdrehte.
    „Wir könnten Anzeigen im ARPANET schalten“, schlug Herzfeld vor. Damit meinte er das staatlich finanzierte Computernetzwerk, das Universitäten, Forschungseinrichtungen und Militärbasen miteinander vernetzt. „Da gäbe es zwar rechtliche Probleme, aber die könnten wir ignorieren.“
    „Wir könnten Zeitungsanzeigen schalten, aber da ist die Erfolgsquote ziemlich niedrig“, wagte sich Vicki Milledge vor, die ebenfalls in der Personalabteilung arbeitete.
    „Wir sollten eines tun“, sagte Jobs. „Wir sollten Andy in die Universitäten schicken, dort soll er sich in den Labors herumtreiben und die besten Studenten finden.“
    Als Elliot fertig war, startete Jobs einen Monolog. Er kramte einen grauen glänzenden Ordner heraus, der eine Zusammenfassung der Fortschritte beim Mac enthielt, und ermahnte alle, sie sollten gewissenhaft auf sämtliche Computerunterlagen aufpassen. „Einem unserer Vertreter in Chicago wurde von einem IBM-Mitarbeiter ein kompletter Plan über die Verkaufseinführung von Lisa angeboten. Die kommen überall hin.“ Er ging wieder zur Staffelei und zu einem letzten Flipchart, der eine umgekehrte Pyramide zeigte. Unten war ein Streifen mit „Mac“ beschriftet und die darüber liegenden Streifen trugen die
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