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Apfelbluete

Apfelbluete

Titel: Apfelbluete
Autoren: Reg Dixon
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bekanntlich nicht… Also, Helm auf, Handschuhe an und los. Der frü he Morgen begrüßte uns mit  blauem Himmel und klarer , kalter Luft. Die  ganze Welt gehörte uns! Ich hätte schreien können, vor lauter Lust am Leben. Hannes schien es genauso zu gehen. Er gab der Hornet in der Autobahnauffahrt so viel Gas das es für einen übermütigen Wheelie reichte. Er schoss davon und ich sah ihn für etliche Kilometer nicht mehr. Wenn er geglaubt hatte, dass ich ihm nachjagen würde, hatte er sich geirrt. Ich musste mich einfahren und wollte kein unnützes Risiko eingehen. Einige Zeit später, traf ich ihn wieder. Er ‘wartete‘ auf mich, hin und her tänzelnd, hinter einem Reisebus.
    Von da an fuhren wir gemeinsam. Harmonisch hinter und nebeneinander. Ich fühlte mich so frei! Am Irschenberg, tanken und Kaffee trinken. Motorradfahren ist harter Sport. Davon stand nichts in den hunderten Reiseberichten, die ich in den letzten Jahren, sehnsuchtsvoll gelesen hatte…Ich hatte richtig en Hunger und das Gefühl, das s ich froh sein würde, wenn wir unser Ziel am Gardasee erreicht haben würden, auch ohne viele Kilometer über Südtiroler Bergpässe. „Wie geht es dir?“ Hannes sah mich über seine Kaffetasse hinweg, genau an. „Ehrlich?“ „Ja, sicher!“ „Ich glaub, ist besser, wenn wir bis Roveretto , Autobahn fahren. Bin mir nicht sicher ob mein Kunst sonst reicht.“ Ein we nig entschuldigend, fügte ich hinzu: „Ich bin schließlich seit zwei Jahren nicht mehr gefahren.“ „OK.“
    Kein Hohn, kein Spott. Einfach Ok. Ich hätte ihn dafür küssen können. Es war nicht nötig etwas zu beweisen. Ich konnte ehrlich sagen, wie es ist. Musste keine Rolle spielen und brauchte keine Maske aufzusetzen. Wir fuhren zügig weiter. Es war einer dieser perfekten Tage: Wenig Verkehr, wunderschönes Wetter! Hannes sah so heiß aus, auf der Honda! S chwarzes Leder, silberner Helm. Ich war mir nicht sicher welcher Anblick mir besser gefiel: der von vorn , in meinem Rückspiegel oder der von hinten , wenn ich auf  seinen Hintern schauen konnte, wenn er mich überholte. Beides heiß! Ich wü rde ihm am Abend erzählen, welche Phantasien er in mir erzeugte.
    Der erste Blick auf den Gardasee, am Parkplatz oberhalb von Torbole , war wunderschön. K itschig und jedes Italien- Klischee bedienend, aber wunderschön! Glitzerndes Wasser, Segelboote, Surfer, Palmen, Zypressen und die tiefstehende Sonne, alles passte! Sein breites, glückliches Grinsen passte auch ins Bild! „Hey, Mike! Gefällt es dir?“ „Oh, ja!“  „Hast du Durst?“  „Kann man sagen aber meine Flasche ist schon leer. “   „I n Torbole , direkt am See ist eine sup ergute Eisdiele . Da fahren wir jetzt hin!“ Er klappte sein Visier runter und fuhr los. Ich hinterher. Mein Hintern tat mir weh und meine Handgelenke waren lahm aber ich war glücklich!
    Viel später am Abend, nach einem wunderschönen Abendesse n in Malcesine mit zu viel Wein und Grappa , gingen wir am See entlang , zurück zu unserem Hotel. Die Nacht war warm und am gegenüberliegenden Ufer glitzerten die Lichter von Limone. Er schob seine Hand um meine Hüfte . Es war noch immer ein ungewohntes Gefühl für mich. Er wusste das und berührte mich in der Öffentlichkeit nur, wenn er sich sicher war, dass ich seine Hand nicht wegschieben würde. „Bist du glücklich?“ „Blöde Frage!“ „Wieso?“ Hannes blieb stehen. Es waren nur noch wenige Menschen auf der Promenade unterwegs. Er zog mich an sich, umarmte mich und legte seine Stirn an meine. „Los sag, ehrlich, bist du glücklich?“ „Ja.“ „Hey, das klingt aber wie : J a, aber!“  „Stimmt. Ist ja auch , ja aber.“ „Warum?“  „Ist so viel schief gelaufen in meinem Leben und jetzt  bin ich hier und so unverschämt glücklich. Ich könnte platzen vor lauter Lebensfreude aber gleichzeitig hab ich das Gefühl, dass ich mich eigentlich mies fühlen müsste.“ „ Wegen--- weil du schwul bist?“ „Ne, weil ich es so lange nicht gescheckt habe und wegen der zehn verschissenen Jahre. Ich war ja nicht der Einzige, der nicht das bekommen hat, was er braucht.“ Lange Pause. Tiefer Blick. Seine Hand in meinem Nacken. „Und was brauchst du heute Nacht?“ „Extrem blöde Frage….!“
    Am Samstag ‘fiel‘ der Monte Baldo und am Sonntag fuhren wir über das Penserjoch zurück nach Hause. Manche Träume erweisen sich als Suchterzeuger! Das würde in  diesem Sommer nicht die letzte Tour mit Hannes gewesen sein.
    Am
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