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Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Titel: Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
Autoren: Anne Carina Hashagen
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„Können Sie mir sagen, was das für eine Reaktion war?“
    Anton guckte ratlos auf den Tisch, wo sich die Reste der braunen Zuckersäule als Pfütze verteilten.
    „Eine ungewöhnliche?“ fragte er. Die anderen Schüler kicherten.
    Die Miene von Herrn Clausewitz verfinsterte sich. „Lassen Sie die Scherze, Pfeiffer.“
    Bevor er weiterreden konnte, hatte die kleine Yvonne in der zweiten Reihe die Hand gehoben. „Das war eine exotherme Reaktion, Herr Clausewitz. Die Schwefelsäure entzieht dem Zucker Wasser. Übrig bleibt Kohle, und es werden Wasserdampf, Kohlendioxid und Schwefeldioxid freigesetzt.“
    „Sehr gut Fräulein Schmidt“, sagte Herr Clausewitz.
    Yvonne war nicht nur die Schlauste der Klasse. Sie war mit ihrem süßen Gesicht und den blonden Zöpfen auch mit Abstand die Hübscheste. Anton drehte sich um und sah, dass Yvonne ihm aufmunternd zulächelte. Er lächelte zurück. Dabei wurden seine Ohren rot. Wie immer, wenn er Yvonne anschaute.
     
    „Und wie nennt man die wasserentziehende Eige n schaft der Schwefelsäure?“ Herr Clausewitz stand wieder vor Anton und zeigte ihm mit dem Zeigestock auf die Brust.
    Anton hatte keine Ahnung. „Zerstörerisch?“ fragte er und versuchte, Herrn Clausewitz anzulächeln. Die anderen Schüler kicherten wieder.
    Über der Nase von Herrn Clausewitz vertiefte sich eine Zornesfalte. „Hygroskopisch, Pfeiffer, hygroskopisch.“
    Dann beugte er sich vor, bis seine lange Nase einen halben Meter vor Antons Gesicht Halt machte. „Ich warne Sie, Pfeiffer. Ihre Verrücktheiten werden Sie nicht weit bringen. Zum Abitur jedenfalls nicht.“
    Anton wusste einen Moment lang nicht, was er sagen sollte. Dann fiel ihm ein Satz seiner Kunstlehrerin ein.
    „Aber Frau Vogel sagt, dass Verrücktheit der Anfang aller Weisheit ist. Sind Sie da anderer Meinung?“ Anton lächelte wieder. Er war fast ein wenig stolz auf sich, dass er sich den Satz seiner Kunstlehrerin so gut hatte merken können.
    Der Kopf von Herrn Clausewitz wurde rot. “Was Frau Vogel Ihnen erzählt hat, interessiert mich einen feuchten Kehricht!“ fauchte er und ließ zur Untermalung seines Unwillens den Zeigestock auf Antons Pult niedersausen.
    Dann senkte er die Stimme. „Mit Ihnen wird das ein böses Ende nehmen. Das garantiere ich Ihnen, Pfeiffer. Sie sind ein Träumer. Ein Nichtsnutz. Eine ab-so- lu - te Null.“
    Totenstille lag in der Luft. Anton schaute betreten in die zornig funkelnden Augen des Chemielehrers. Was sollte man auf so eine Gemeinheit antworten? Aber Anton wäre nicht Anton, wenn ihm nicht auch jetzt wieder etwas eingefallen wäre. Mit leiser aber noch hörbarer Stimme sagte er: „Vincent van Gogh war auch ein Nichtsnutz. Er war sogar Alkoholiker. Und trotzdem kostet ein Bild von ihm viele Millionen Dollar.“
    „Lassen Sie Vincent van Gogh aus dem Spiel!“ Die Stimme von Herrn Clausewitz hatte jetzt einen hohen Keifton , und vor Erregung entwichen ihm ein paar Spe i cheltropfen, die auf die Schülerköpfe in der zweiten Reihe nieder segelten.
    „Ich rede von Ihnen, Pfeiffer!“ Herr Clausewitz tippte wieder mit seinem Zeigestock auf Antons Pult, und seine Augen funkelten böse. „Die Gesellschaft braucht Leute wie Sie nicht. Leute ohne Fleiß und Sinn für harte Arbeit!“
    Plötzlich wurde Anton ganz ruhig. Was interessierte ihn eigentlich die Meinung von Herrn Clausewitz? Und die Meinung der Gesellschaft? Wer war das überhaupt? Siche r lich niemand, auf dessen Meinung er Wert legte. Er guckte Herrn Clausewitz in die Augen.“ Ich verstehe. Fleiß und harte Arbeit. Aber mal unter uns, was für einen Sinn hat dann das Leben von alten Leuten?“
    Herr Clausewitz starrte ihn entgeistert an. „Und übe r haupt“, fuhr Anton fort und begann die Finger der rechten Hand wie bei einer Aufzählung aufzustellen. „Rentner, Kleinkinder, Säuglinge? Was ist mit denen? Die arbeiten doch alle nicht.“
     
    In der Klasse war es mucksmäuschenstill. Und auch Herrn Clausewitz schien einen Moment die Luft wegz u bleiben. Dann fing er sich wieder und schaute Anton durchdringend an.
    Sein Blick war jetzt nicht mehr zornig sondern wirkte irgendwie bedrohlich finster. Seine lange Nase sah mit der Zornesfalte darüber noch länger aus als sonst. Mit eisigem Blick musterte er Anton. „Sie werden noch Ihr blaues Wunder erleben, Pfeiffer.“ Dann drehte sich Herr Claus e witz um und ging zurück zur Tafel. Auf der Mitte des W e ges blieb er nochmal stehen und deutete in Richtung A n ton und Uli.
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