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Anschlag auf die Achterbahn

Anschlag auf die Achterbahn

Titel: Anschlag auf die Achterbahn
Autoren: Stefan Wolf
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Schaustellerleben zum Besten. Es passte auch wenig zu ihm, dass er dabei
ein paar Mal laut lachte.
    Sie schaute auf ihre vergoldete
Damenuhr. Es war kurz vor 20 Uhr. »Was will der hier bloß?«, dachte sie. »Wie
lange will er mich denn noch vollsabbeln? Na, das kann ja ein heiterer Abend
werden!«
    Aber Werner Rüter dachte nicht
daran zu gehen. Immer wieder betrachtete er, während er mit Frau Sakirovski
plauderte, die eintreffenden Bahnen und legte ein besonderes Augenmerk auf die
Personen, die den hinteren Wagen benutzten.
    Ein verliebtes Pärchen hatte
sich gerade von den Sitzplätzen erhoben, um auszusteigen. Zwei Jugendliche
steuerten nun zielstrebig auf den frei gewordenen Waggon zu. »Milchbubis!« Er
schaute ihnen beim Einsteigen zu. »Nein, die sind ja noch richtig grün hinter
den Ohren. Die können es nicht sein. Aber wer weiß das schon?«, dachte sich
Herr Rüter.
    »Heute läuft das Geschäft
bombenmäßig«, weckte ihn Frau Sakirovski aus seinen Beobachtungen. »Bei dem
Wetter wollen sie alle mit unserem tollen Flitzerchen fahren.«
    »Ja, äh, das ist doch
wunderbar!« Er rang sich ein Lächeln ab. Dabei schaute er dem anfahrenden Zug
hinterher, bis dieser hinter dem Häuschen aus seinem Blickfeld entschwunden
war. Gleich würde man hören können, wie der Zug in den Abgrund raste und die
Passagiere zu johlen begannen. Er hatte diese Prozedur, seit er hier saß, schon
zwanzig, dreißig Mal hintereinander vernommen und sich jedes Mal wieder
gewundert, wie man an so etwas Spaß haben konnte. Auch jetzt hörte er das
Rattern der herabrauschenden Bahn und das Schreien der Insassen, nichts
Besonderes also.
    Doch plötzlich erhob sich Frau
Sakirovski von ihrem Drehstuhl und schaute durch das Fenster auf den Vorplatz.
»Schauen Sie mal, Herr Rüter! Was ist denn jetzt los?«

    Eben noch hatten die Leute brav
in der Warteschlange vor dem Kassenhäuschen gestanden, doch nun zeigten einige
von ihnen nach oben in den Himmel und begannen, laut zu rufen. Dann kam
Bewegung in die Menge. Etliche Personen sprangen wie wild umher und rissen
dabei die Arme in die Höhe.
    Auf einmal konnte man auch vom
Kassiererhäuschen aus sehen, wonach sich die Leute da reckten. Herr Rüter
merkte, wie ihm plötzlich heiß wurde. Sofort hatte er begriffen, was da durch
die Luft auf die sich wie verrückt gebärdende Meute zugesegelt kam. Aber er war
unfähig, etwas zu unternehmen, unfähig, sich von seinem Stuhl zu erheben, und
auch unfähig, etwas zu sagen. Wie versteinert saß er da und schaute auf die
tobenden Menschen, hörte undeutlich eine Megafonstimme über den Platz schallen
und registrierte wie durch einen Schleier ein paar Männer, welche die Plattform
bestiegen und sich dort postierten, wo der letzte Wagen halten würde. Der Zug
traf ein, die Herren nahmen die beiden Jugendlichen in Gewahrsam und stiegen
dann die Treppe zum Vorplatz hinab.
    Das alles hatte sich wie im
Zeitraffertempo vor seinen Augen abgespielt. Endlich löste er sich aus seiner
Erstarrung. »Das war doch Kommissar Glockner, der den kleinen Trupp da
anführte!« Wie kam es, dass er hier auftauchte? Hatte ihm etwa jemand
geflüstert, was sich heute hier abspielen würde? Hatte etwa Stefan...? Er riss
sich von seinem Sitzplatz hoch und hechtete an Frau Sakirovski vorbei aus dem
Häuschen raus.
     
    Kommissar Glockner war alles
andere als zufrieden. Seit ein paar Stunden hatten er und seine Gefolgsleute in
der Menschenmenge ausgeharrt, um im entscheidenden Moment eingreifen zu können.
Er hatte sich von der ganzen Aktion weitaus mehr erhofft, als lediglich ein
paar verpickelte Grünschnäbel festzunehmen, die höchstwahrscheinlich auch noch
unschuldig waren. Der wahre Erpresser dürfte sich inzwischen schleunigst aus
dem Staub gemacht haben. Das einzig Positive an der Geschichte war der Umstand,
dass auch dieser leer ausgegangen war, denn die Passanten hatten sich fast des
gesamten Geldes bemächtigt. Viele der Glücklichen waren geschwind weggedüst.
Aber es gab noch genügend Schaulustige, die sich um Felix, Volker und die
Gruppe von Polizisten scharten.
    »Ettel, nehmen Sie die
Personalien von den beiden Jungs hier auf!«, befahl er dem untersetzten Mann,
der die ganze Zeit nicht von seiner Seite gewichen war. Der zückte einen
Notizblock und bat Felix und Volker um ihre Ausweise, die diese aber nicht
dabeihatten.
    »Ich kenne die beiden, Papi.
Das sind Volker Mars und Felix Krummbein aus unserer Parallelklasse«, warf Gaby
ein.
    Kommissar Glockner
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