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Anschlag auf die Achterbahn

Anschlag auf die Achterbahn

Titel: Anschlag auf die Achterbahn
Autoren: Stefan Wolf
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breit war, dass sie alle nach draußen schauen konnten.
    Stefan hatte nicht zu viel
versprochen: Direkt vor ihrer Nase ragte die Loopingbahn in den hell
erleuchteten Abendhimmel. Man konnte fast die gesamte Konstruktion aus Rohren
und Schienen überblicken, durch die sich gerade ein Gefährt mit seinen vor
Vergnügen johlenden Insassen schlängelte. Auch der Vorplatz der Bahn war gut zu
überschauen. Lediglich die Plattform, an der die Fahrgäste ein- und ausstiegen,
war vom Kassenhäuschen verdeckt. So konnte keiner von ihnen die Leute sehen,
die dort auf die nächste Bahn warteten.
    »Hier sitzen wir ja in der
ersten Reihe!«, schwärmte Gaby. »Das macht den Umstand, dass wir selber nicht
fahren dürfen, hundertfach wieder wett.«
    »Es ist nur ziemlich gemein, so
direkt an der Quelle zu sitzen, ohne etwas von dem Braten abzubekommen«,
spielte Willi schnuppernd auf den Würstchengeruch an, der von der nachbarlichen
Grillbude her ihre Nasen umschmeichelte.
    »Der wahre Meister übt sich in
Geduld«, orakelte Karl. »Wenn das hier alles durchgestanden ist, können deine
drei Schokobananen liebend gerne noch Gesellschaft von einem Extrawürstchen
bekommen. Aber vorher auf keinen Fall. Ich darf ja schließlich auch nicht mit
dem ›Alpenblitz‹ fahren.«
    Gerade bremste die Bahn in der
Schlusskurve ab und verschwand hinter dem Kassenhäuschen aus ihrem Blickfeld.
Man konnte hören, wie der Ansager die neuen Fahrgäste zum Einsteigen
aufforderte.
    »Mann, hier ist ganz gut was
los.« Gaby überschaute den Vorplatz zum »Alpenblitz«, auf dem es vor Menschen
nur so wimmelte.
    »Allerdings!«, pflichtete ihr
Tim bei und gähnte mit vorgehaltener Hand. »Wir können wirklich von Glück
reden, dass wir hier so ein lauschiges Plätzchen haben.«
    »Da, da! Im letzten Wagen«,
lenkte Karl plötzlich die Aufmerksamkeit der anderen wieder auf die
Loopingbahn. Direkt vor ihnen wurde die neue Wagenkolonne in die Höhe gezogen
und sie sahen Volker Mars und Felix Krummbein in fast greifbarer Nähe an ihnen
vorbeiziehen.
    »Felix und Volker. Ausgerechnet
die beiden hier. Das hat uns gerade noch gefehlt!« Gaby rümpfte die Nase. »Und
wie die aussehen! Noch schlimmer, als sie es ohnehin schon tun.«
    »Wie, du kennst die beiden?«
Stefan war bleich geworden. »Der letzte Waggon! Ich habe euch doch vorhin
erzählt, dass mein Vater dort das Geld deponieren sollte. Hoffentlich...«
    »Oh nein!« Tim wäre vor Schreck
fast von seiner Kiste gefallen. »Felix hält etwas in der Hand!«
    Eine hundertstel Sekunde später
schoss die Bahn auch schon den Abhang hinunter und ein Schwall von Geldscheinen
ergoss sich in den Abendhimmel. Wie Konfetti trudelten die Banknoten durch ein
Meer aus Lichtern. Aus dem letzten Waggon gesellten sich immer neue dazu. Wäre
die Situation nicht so verteufelt ernst gewesen, hätten die fünf Freunde dieses
Schauspiel wohl in vollen Zügen genossen. Aber so beobachteten sie wie gelähmt
den Geldregen, der sich allmählich auf den Vorplatz zur Loopingbahn ergoss.
Etliche Passanten waren dort zunächst einfach nur stehen geblieben und schauten
fasziniert auf die ungewöhnliche Himmelserscheinung. Nachdem sie aber gemerkt
hatten, was für eine Bescherung da auf sie zukam, fingen sie an, wie wild
herumzuhüpfen und mit hoch erhobenen Armen in den Himmel zu grapschen, um
möglichst viele der Scheine zu ergattern. Doch auf einmal ertönte eine Megafonstimme
über den Platz: »Achtung, Achtung! Hier spricht die Polizei! Treten Sie
umgehend zurück. Das Geld ist beschlagnahmt.«
    »Die sind ja vollkommen
durchgedreht«, kommentierte Willi das Geschehen auf dem Platz. Und tatsächlich
leistete kein Mensch dem polizeilichen Aufruf Folge. »So was Gieriges!«
    »Schaut mal, Freunde, das Auge
des Gesetzes naht!«, rief Tim. Tatsächlich waren ein paar Männer erschienen,
die Tim mit geübtem Blick anhand ihrer grauen Mäntel sofort als Zivilpolizisten
identifizierte. Aber sie kümmerten sich nicht um die außer Kontrolle geratene
Menschenmenge, sondern steuerten direkt auf die verdeckte Plattform zu, an der
gerade der Zug einfuhr. Wenige Augenblicke später kamen sie wieder hinter dem
kleinen Häuschen zum Vorschein. Sie hatten Volker Mars und Felix Krummbein in
ihrer Mitte. Und jetzt sah Tim, wer noch dabei war.

    »Ab die Post!« Er hüpfte von
seinem Podest herunter. »Lasst uns schnell dort hingehen! Ratet mal, wen ich
soeben entdeckt habe.« Er hatte Kommissar Glockner erst jetzt erkannt.
     
    Rita Möller war
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