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Anschlag auf die Achterbahn

Anschlag auf die Achterbahn

Titel: Anschlag auf die Achterbahn
Autoren: Stefan Wolf
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aufgeregt wie
noch nie in ihrem Leben zuvor. Die Rechnung schien aufzugehen. In wenigen
Minuten schon würden sie und Gunnar Steppke ihr lang ersehntes Ziel erreicht
haben und in Geld schwimmen.
    Endlich war Werner auf die
Geldforderungen eingegangen. Besser noch: Dadurch, dass er auf die ersten
Briefe nicht reagiert hatte, hatte sich der zu zahlende Betrag immer wieder
vergrößert. »Selber schuld, du Esel!«, dachte sie voller Schadenfreude.
Tatsächlich war Werner Rüter, kurz bevor der Jahrmarkt losging, beim
»Alpenblitz« gewesen und hatte einen prall gefüllten Briefumschlag mit
Bühnenklebeband unter dem Sitz des letzten Waggons befestigt. Sie hatte ihn
dabei aus gebührender Entfernung mit einem Fernglas beobachtet. Dann war sie zum
Wohnwagen zurückgeeilt und hatte, die fürsorgliche Ehefrau spielend, das
Abendessen zubereitet.
    Komisch: Stefan war heute am
Abendbrottisch irgendwie anders als sonst zu ihr gewesen, schon fast
freundlich. »Dieses Bürschchen und sein langweiliger, spießiger Papa! Na
wartet, bald werde ich euch los sein!«, frohlockte sie.
    Jetzt war vor allem wichtig,
dass Ilse Walther, ihre beste Freundin, das Geld unbemerkt aus dem letzten
Waggon geholt bekam. Was für ein Schatz sie doch war! »Auf der anderen
Seite...«, überlegte sie, »...kriegt Ilse auch ihre 2000 Kröten dafür.« Das war
schon eine anständige Belohnung für so einen kleinen Freundschaftsdienst.
Hoffentlich vermasselte sie ihnen nicht in letzter Sekunde die Tour.
    Nun stand Rita Möller erneut in
gebührendem Sicherheitsabstand inmitten der vielen Menschen und blickte immer
wieder kurz durch ihr Fernglas zum »Alpenblitz« hinüber. Wo blieb denn bloß
Ilse? Rita Möller schaute auf ihre Armbanduhr. Sie müsste schon längst da sein.
Gerade waren zwei Jungen in den letzten Waggon gestiegen und die Bahn setzte
sich in Bewegung.
    »Wenn die wüssten, was sich da
unter ihren Hintern befindet.« Rita Möller grinste hämisch. Durch ihr Fernglas
sah sie, wie die Waggons an der höchsten Stelle der Loopingbahn angekommen
waren, kurz stehen blieben und dann den Hang hinabsausten. Sie konnte das
Schreien der Fahrgäste hören. Dann sah sie lauter Papierstücke, die aus dem
letzten Waggon rieselten und durch die Luft flogen. Immer mehr Scheine füllten
den Abendhimmel und trieben allmählich auf den Vorplatz der Achterbahn zu.
    Für Rita Möller brach innerhalb
weniger Sekunden eine Welt zusammen, als sie begriff, dass da gerade die Frucht
langwieriger Kleinarbeit durch die Luft schwebte. Nie hätte sie sich träumen
lassen, dass der in ihrem Horoskop angekündigte »Geldregen« so wörtlich zu
nehmen war. Sie zückte ihr Handy aus der Jackentasche und drückte die
Wahltaste. Es erschien Gunnar Steppkes Name auf dem Display, sie drückte die
Taste ein zweites Mal und hielt sich das Handy ans Ohr. »Ausgeschaltet!«,
fluchte sie leise. »Ich muss sofort zu seinem Wagen und ihn warnen.«
    Es war Bewegung in die
Menschenmenge auf dem Platz gekommen, denn inzwischen begann der Geldsegen auf
die Leute niederzuregnen. Jeder versuchte, etwas davon abzubekommen. Auf einmal
ertönte neben ihr eine Megafonstimme, die der wild gewordenen Menschenmenge
Einhalt zu gebieten versuchte. »Die Polizei!«, durchfuhr es sie siedend heiß.
»Dieser Hund hat doch tatsächlich die Bullen gerufen. Bloß weg hier!« Sie
wandte sich zum Gehen und wurde auf einmal einer Gruppe von Männern in grauen
Staubmänteln gewahr, die sich direkt vor ihrer Nase einen Weg durch die Menge
zum »Alpenblitz« bahnte. Rita Möller riss ihren Kopf herum und schlug hastig
eine andere Richtung ein. »Oh mein Gott, hoffentlich hat er mich nicht
gesehen.« Sie zitterte am ganzen Körper. Um ein Haar wäre sie Kommissar
Glockner direkt in die Arme gelaufen.

14. Den Kopf
in der Schlinge
     
    Ilse Walther hatte sich nicht
im Griff. Sie war ein reines Nervenbündel und zitterte am ganzen Leib. Was
sollte sie jetzt machen? Noch immer segelten vor dem »Alpenblitz« vereinzelt
Geldscheine durch die Luft, während die Polizeibeamten in Zivil eifrig damit
beschäftigt waren, die geldgierigen Rummelplatzbesucher zur Ordnung zu rufen.
    »Cool bleiben!«, sagte sich
Ilse Walther. Doch die Angst war stärker. Erst jetzt wurde ihr bewusst, welcher
Gefahr sie ausgesetzt gewesen wäre, wenn sie — wie mit Rita Möller verabredet —
den Umschlag mit der Erpresserkohle aus dem Waggon der Achterbahn an sich
genommen hätte. Doch nun hatten die Polizisten zwei andere Verdächtige in
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