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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte
Autoren: S G Browne
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durchbricht das Schweigen, seine Stimme dringt nur gedämpft durch den Ledermaulkorb. »Ich weiß ja nicht, wie’s euch geht, aber das war jedenfalls das Eintrittsgeld wert.«
    Das findet Tom auch. Mir gegenüber nicken Helen und Naomi mit dem Kopf. Es herrscht zwar keine ausgelassene Stimmung, aber ein spürbares Gefühl der Zufriedenheit, das Gefühl, getan zu haben, was wir tun mussten.
    Ich lasse meinen Blick durch den Transporter wandern, über die vier mir noch verbliebenen Freunde, und muss an meinen Traum denken, in dem wir alle in dieser Limousine hockten. Nur dass dies hier der Wagen der Animal Control ist.
    Und Jerry und Rita tot sind.
    Und Carl nicht grillt.

    Wenigstens auf der Dinnerparty hat er sich allerdings um den Grill gekümmert, also stimmt es irgendwie doch.
    Ich wünschte nur, Rita und Jerry wären hier, um das mitzuerleben. Zugegeben, die Dinge hätten sich wahrscheinlich anders entwickelt, wenn Rita und Jerry nicht vernichtet worden wären, doch ohne sie fehlt etwas. Ein Teil von uns. Und für mich ist dieser Teil größer als für die anderen.
    Ich schließe die Augen und denke an Rita.
    Ich denke an ihre zarten Berührungen und ihr Lächeln und daran, wie ich mich durch sie lebendig gefühlt habe.
    Ich denke daran, wie sie im Regen nach meiner Hand gegriffen hat, wie ich mit ihr durchs Soquel Village geschlendert bin und wie wir bei Kerzenschein gemeinsam die Rippchen meiner Mutter genossen haben.
    Ich denke an all die Dinge an ihr, die mir fehlen werden.
    Ich habe nie an Wiedergeburt, an ein Leben nach dem Tod oder den Himmel geglaubt, doch wenn es etwas davon gibt, das es mir ermöglicht, Rita wiederzusehen, bin ich gerne bereit, mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Bereit, all meinen Vorurteilen und Zweifeln an Gottes Existenz abzuschwören, nur um Ritas Gesicht noch einmal zu sehen, ihre Hand zu halten, noch einmal mit ihr spazieren zu gehen.
    Wenn ich jedoch an all die Atmer denke, dich ich in den vergangenen Monaten getötet und gegrillt habe, stehe ich bei Gott wahrscheinlich nicht ganz oben auf der Liste derjenigen, deren Gebete er erhört. Wahrscheinlicher ist, dass sich sein Gegenspieler gerne mit mir treffen würde. Es sei denn, ich habe tatsächlich keine Seele - damit hätte sich die ganze Sache mit dem Jenseits erledigt.

    In diesem Moment kommt der Transporter der Animal Control zum Stehen. Ich öffne die Augen und schaue zu Helen und Naomi hinüber, dann wende ich mich Tom und Carl zu. Draußen werden Kommandos gerufen, außerdem sind deutlich Schritte zu hören, die um den Transporter gerannt kommen.
    Ich habe keine Ahnung, ob hier Endstation ist, auf jeden Fall habe ich das Gefühl, dass sich unsere Wege hier trennen.
    Keiner sagt etwas. Wir tauschen lediglich Blicke aus, und ich kann sehen, dass Helen und Naomi Tränen in den Augen haben. Bevor ich begreife, was mit mir geschieht, spüre ich, wie an meinen Wangen ebenfalls welche hinunterlaufen.
    Draußen wird immer noch gebrüllt. Ich rechne jeden Moment damit, dass die Türen zur Ladefläche geöffnet werden, damit uns das mit Elektroschockern und Flammenwerfern bewaffnete Sondereinsatzkommando zu unserem endgültigen Bestimmungsort bringt. Doch die Türen bleiben verschlossen. Und außer den Kommandos, die gerufen werden, höre ich das Geräusch mehrerer Fahrzeuge, die hinter uns vorfahren, von Türen, die geöffnet werden, und weiteren Stimmen, die trotzig etwas zurückrufen.
    Das Geschrei wird immer lauter, bis es vom Knall eines Schusses zerrissen wird, der durch die Wände des Transporters dröhnt. Für einige Sekunden herrscht Stille, undurchdringlich und bleiern. Schließlich ertönt von irgendwo weither Gelächter.
    Darauf folgt ein wildes Durcheinander aus Schreien und Schüssen, dann das unverkennbare Zischen eines Flammenwerfers und jemand, der vor Schmerz aufheult. Die
Schreie scheinen von überall zu kommen. Erneut werden Kommandos gebrüllt, die Stimme klingt gehetzt und nervös. Links und rechts von uns hasten Schritte vorbei; dem Klang nach zu schließen mindestens ein Dutzend. Irgendetwas kracht draußen gegen den Transporter. Dann ertönt ein Schrei und reißt wieder ab. Neben uns ruft jemand verzweifelt Verstärkung herbei. Und verstummt dann wieder.
    Erneut kommen Schritte um den Transporter gerannt, und unsere Köpfe fahren synchron herum. Kurz darauf öffnet sich die Tür zur Ladefläche, und die Scheinwerfer des Polizei-Trucks hinter uns strahlen ins Innere. Ich kann lediglich ein paar
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