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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte
Autoren: S G Browne
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fährt herum, hält Ausschau nach dem Schläger, doch die Waffe, die näher bei ihm liegt, ist der Benzinkanister, also hebt er ihn auf und fuchtelt damit in Jerrys Richtung, worauf dieser noch heftiger lachen muss. Dann wirft Nick den Kanister nach ihm. Doch Jerry lacht weiter, obwohl er am Kopf getroffen wird, Benzin in sein Gesicht spritzt und der Kanister vor seinen Füßen zu Boden fällt.
    »Aua! Scheiße, Alter«, sagt Jerry und wischt sich über die Augen. »Das ist echt uncool.«

    Weiter reicht Nicks Mut nicht. Er sucht das Weite, hetzt seinem Komplizen hinterher und überlässt seinen Freund dem Tod.
    Ich rolle mich auf die andere Seite, um nach Rita zu sehen. Sie ist immer noch bewusstlos, ihr Gesicht und ihre Haare sind mit dem Benzin benetzt, das im Mondlicht hell glitzert. Neben ihr, auf dem Rücken, liegt Madonna, fast reglos, allerdings scheint er an irgendetwas herumzufummeln. Ich brauche ein paar Sekunden, bevor ich kapiere, dass er die Leuchtfackel in der Hand hält und die Plastikkappe abschraubt.
    Ich versuche Jerry zu warnen, aber alles, was ich zustande bringe, ist ein Schnaufen.
    Aus dem Dunkel höre ich die Stimmen von Naomi und Tom, doch ich kann nicht erkennen, aus welcher Richtung sie kommen.
    Inzwischen hat Madonna die Kappe entfernt, und darunter kommt der Zünder zum Vorschein.
    Jerry hat immer noch das Gesicht abgewandt und versucht sich das Benzin aus den Augen zu reiben. Er steht direkt neben dem Kanister in einer Lache unverbleitem Normalbenzin.
    Ein, zwei Meter von mir entfernt, hat sich Madonna auf die Seite gerollt und die Leuchtfackel gezündet.
    »Jerry«, bringe ich schließlich heraus.
    Er fährt herum, er reibt sich immer noch die Augen, dann öffnet er sie, genau in dem Moment, als Madonna die Fackel ins Gras wirft.
    »Alter.«
    Die Fackel landet auf dem Boden. Einen Augenblick später steht Rita in Flammen. Bevor Jerry überhaupt reagieren kann, schießen die Flammen über das benzindurchtränkte
Gras zum Kanister, der direkt unter ihm explodiert.
    Eingehüllt in Flammen taumelt Jerry davon, dann geht er zu Boden und wälzt sich im Gras, versucht, das Feuer zu löschen, während er in einem fort schreit, vor Schmerz, aus Angst, um Hilfe. Neben mir - ihr bleiches Gesicht ist hinter den Flammen nicht mehr auszumachen - brennt Rita stumm vor sich hin. Ich kann den Geruch ihres versengten Haars riechen, ihres verschmorten Fleisches, das sich verflüssigt und von den Knochen löst. Ich öffne den Mund, um ihren Namen zu rufen, doch es kommt nur ein Schluchzen heraus.
    Ich versuche, meine Hände frei zu bekommen. Vergeblich. Ich kann mich nicht rühren. Nicht um Hilfe rufen. Nicht mal meine Augen bedecken. Ich kann lediglich zusehen und weinen, während Jerry, Rita und mein ungeborenes Kind verbrennen, zwei davon stumm, einer auf qualvolle Weise. Schließlich ertrage ich es nicht mehr, und ich schließe die Augen und lausche Jerrys Schreien.

KAPITEL 56
    Ich hocke auf der Rückbank von Helens Minivan neben Ritas verkohlten Überresten. Ich versuche immer noch, ihre Hand zu halten, doch ich finde nichts, was dem auch nur entfernt ähnelt, und muss umso heftiger weinen. Jerrys Überreste liegen in Naomis Lederjacke gewickelt auf dem Boden hinter uns.
    Als die anderen aufgetaucht sind, hatte Jerry aufgehört zu schreien und sich herumzuwälzen, doch er brannte immer noch, und sie haben mit Naomis Lederjacke die Flammen erstickt.
    Rita, die das Bewusstsein nicht wiedererlangt hat, lag glimmend auf dem Boden, bis Carl seinen Mantel über sie warf.
    Wir hatten gehofft, man könnte Rita und Jerry so lange zwangsernähren, bis sie sich von ihren Verletzungen erholen, doch von ihnen war nichts weiter übrig als bis auf die Knochen verkohltes Fleisch. Selbst wenn wir es geschafft hätten, sie wiederzubeleben, hätten sie weder Mund noch Hals gehabt und somit keine Möglichkeit, Menschenfleisch zu sich zu nehmen.
    Mein eigenes Gesicht ist mit Blasen überzogen, und meine Augenbrauen und Haare sind versengt. Irgendwann, während sie noch brannte, muss ich zu Rita rübergekrochen sein und mich neben sie gelegt haben. Allerdings
kann ich mich nicht daran erinnern. Nur wie ich die Augen geöffnet habe und Rita knapp dreißig Zentimeter neben mir lag, eine undefinierbare schwarze Masse auf einem Lager aus verkohltem Gras.
    Ich sehe noch ihr Gesicht vor mir, ihre blasse Haut, ihre dunklen Augen und ihre lieblichen Lippen, bemalt mit einem ihrer unzähligen Lippenstifte. Es scheint mir
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