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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod
Autoren: Liza Marklund
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von Unrat. Keine Autos, nur Esel und Karren.
    Sie weinte ins Licht.
    Sie brachten sie zur Polizeistation, in eins der niedrigen weißen Gebäude, die sie von weitem gesehen hatte. Die Tür war blau gestrichen. Durch die Fensteröffnung zog sich ein Gewirr von Stromleitungen.
    Ein Mann (der Polizeichef?) empfing sie in einem Büro, das so groß war wie der Fahrstuhl in der Agnegatan. Unter der Decke quietschte leise ein Ventilator, ohne für einen einzigen Luftzug zu sorgen. Mehrere andere Polizisten drängten herein und stellten sich an den Wänden auf.
    »Sie sind wegen eines Hilfsprojekts hier?«, fragte der Mann (der Chef?) und deutete auf zwei Stühle, die vor seinen Schreibtisch geklemmt waren.
    Halenius setzte sich, aber Annika blieb stehen. Sie merkte, dass ihre Tränen versiegten. Sie war innerlich leer, hohl.
    »Nein«, sagte sie. »Mein Mann, Thomas Samuelsson, wurde vor zehn Tagen hier draußen entführt. Die kenianischen Behörden sollten für seine Sicherheit sorgen, aber sie haben versagt. Ich würde gern wissen, was Sie als Polizeichef dazu zu sagen haben.«
    Der Polizeichef sah sie mit großen Augen an.
    »Sie sind die Frau von einem der Entführten?«
    »Des Schweden Thomas Samuelsson«, sagte sie. »Es war seine Hand, die vor ein paar Tagen hier draußen in einem Karton gefunden wurde.«
    Ihr wurde schwindelig, und sie hielt sich an der Schreibtischkante fest. Der Polizeichef schrieb etwas auf ein Blatt Papier.
    »Können Sie mir eine Beschreibung Ihres Mannes geben?«
    »Beschreibung? Wieso?«
    »Haarfarbe, Größe, sonstige Kennzeichen?«
    Sie atmete stoßweise.
    »Blond«, sagte sie. »Eins achtundachtzig groß. Blaue Augen. Er trug ein rosa Hemd, als er verschwand.«
    Der Polizeichef stand auf, ging aus dem Raum und kam mit einem Hefter in der Hand zurück.
    »Das hier kam gestern Abend aus Dadaab«, sagte er. »Ein Hirte hat gestern Morgen vor seiner Manyatta südlich von Dadaab einen weißen Mann gefunden. Der Mann lag leblos auf der Erde, und der Hirte dachte, er sei tot. Aber er lebte, und der Hirte hat sich darum gekümmert, dass ein Team vom UN -Flüchtlingswerk ihn abholte. Der Mann liegt auf der Krankenstation in Lager drei.«
    Annikas Knie gaben nach, und sie setzte sich neben Halenius.
    »Wissen Sie, wer er ist?«
    »Der Mann ist noch nicht identifiziert. Es ist bestimmt eine Meldung an die Zentrale des Flüchtlingswerks und ans Rote Kreuz rausgegangen, aber die Flüchtlingssituation in Dadaab ist chaotisch, und so was kann dauern.«
    Für einen Moment schloss Annika die Augen.
    »Warum erzählen Sie mir das?«
    Der Polizeichef klappte den Hefter zu und sah sie ernst an.
    »Der Mann war verstümmelt, ihm fehlte die linke Hand. Und er trug ein rosa Hemd.«

EPILOG
    Elf Tage später
Dienstag, 13. Dezember
    TAG 0
    Anders Schyman betrachtete mit einem zweischneidigen ­Gefühl, mit Wehmut und auch mit Euphorie, das Foto, das beide Mit­tel­seiten einnahm. In der Mitte vor endlosen Reihen von Kranken­betten und Zelten, die, braun und grau, die Trostlosigkeit des Flüchtlingslagers abbildeten, das Bett mit dem blonden Mann und die Frau, die sich über ihn beugte und ihre Hand auf seine verbrannte Wange legte. Am unteren Bildrand ahnte man den ver­bundenen Stumpf, wo die linke Hand des Mannes gewesen war.
    Das war so schön, dass ihm beinahe die Augen feucht wurden.
    Rein technisch war das Foto schlecht (eigentlich war es ein Bild aus einem Videofilm), aber es hatte ganz groß eingeschlagen. Reuters hatte die Weltrechte an Bengtzons Tagebuch der Entführung gekauft und CNN zwanzig Sekunden ihres Films.
    Er zupfte sich am Bart. Was für eine verdammt gute Story, wie Thomas zum Sterben in einer Blechhütte zurückgelassen worden war, es aber geschafft hatte, sich zu befreien; wie Annika ihn gefunden hatte, dann der Transport zurück nach Schweden … Sie hatten eine atemberaubend hohe Auflage verkauft und damit den Konkurrenten endlich überholt. Bei der Veröffentlichung der nächsten TS -Zahlen würde sich erweisen, dass das Abendblatt die größte Zeitung Schwedens war, und das wiederum bedeutete, dass er abdanken konnte.
    Allerdings war dieses großartige Ergebnis nicht nur Annika Bengtzons Verdienst, ermahnte er sich selbst.
    Anders Schyman schlug die Zeitung zu und betrachtete die Titelseite:
    SCHWEDENS
ÜBELSTER
SERIEN-
MÖRDER
    lautete die Schlagzeile, mit einem Foto, das einen lachenden Gustaf Holmerud mit Anglerhut und Lätzchen beim Krebsessen zeigte.
    Zwar entsprach das nicht
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