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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod
Autoren: Liza Marklund
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ab.
    Die einsetzende Stille war beklemmend.
    Wie Grey nahmen auch Halenius und Annika die Kopfhörer ab.
    »Da wären wir«, sagte der Pilot, öffnete die Tür und stieg aus.
    Halenius half Annika mit der Tür, die überhaupt nicht so leicht zu öffnen war, wie sie es sich in ihrem Wahn vorgestellt hatte.
    Mit vereinten Kräften luden die beiden Männer die Sport­taschen aus und stellten sie auf die Erde. Der Wind war heiß und trocken und füllte Annikas Mund mit Sand.
    Der Bus war irgendwann einmal blau und weiß gewesen, sie konnte die Farben unter dem Rost erahnen. Alle Scheiben waren herausgeschlagen worden, nur ein paar Scherben der Windschutzscheibe saßen noch im Rahmen. Ein Hinterreifen war noch da, aber die Vorderräder standen auf den Felgen. Aus dem Kühlergrill wuchs ein verdorrter Busch.
    »Ich glaube, ich habe auf der anderen Seite eine Tür gesehen«, sagte Halenius.
    Annika nickte, sie hatte sie auch bemerkt. Sie blinzelte und blickte sich um. Warum war es so wichtig, dass ausgerechnet sie die Taschen dorthin brachte? Wurden sie beobachtet?
    Die Hitze ließ die Luft vibrieren, sie sah nichts als flimmernde Luft und braun verbrannte Dornenbüsche.
    »Am besten, du gehst zweimal«, sagte Halenius, aber Annika schüttelte den Kopf.
    Lieber brach sie sich die Wirbelsäule, als dass sie diesen Gang mehr als einmal machte.
    Sie griff nach den beiden Taschen. Ihre Knie drohten zu versagen, aber sie zwang sie zu gehorchen. Ihre Wirbelsäule fühlte sich gestaucht an, und die Henkel schnitten ihr in die Handflächen. Ein Insekt landete in ihrem Haar.
    Sie machte einen Schritt, zwei, drei, als die Beine erst einmal in Bewegung gekommen waren, marschierten sie von allein. Sie ging im Laufschritt auf das Buswrack zu, die Taschen schlugen gegen ihre Waden, sie stolperte, fing sich aber wieder und lief weiter, blieb an einem Busch hängen und wäre fast gefallen.
    Vier Meter vor dem Bus musste sie die Taschen absetzen. Sie rang keuchend nach Luft.
    Der Bus war ein alter Tatra. Er hatte keine Scheinwerfer mehr, die verbliebenen Löcher erinnerten an leere Augenhöhlen.
    Annika griff wieder nach den Taschen, konnte sie kaum anheben.
    Sie ging um den Bus herum, an dem toten Gestrüpp vorbei, das aus dem Kühlergrill wuchs, und weiter zum Eingang. Sie ließ die Taschen fallen und atmete ein paar Mal tief durch.
    Die Tür war tatsächlich noch da. Sie stand offen, doppelt gefaltet, das Glas war längst weg. Im Innern der Karosserie sah Annika die rostigen Skelette von zwei Doppelsitzen.
    Sie stieg vorsichtig auf die unterste Stufe und schaute hinein.
    Der hintere Teil des Busses war leer, nichts als Rost und Staub und Schrott und Teile eines Sitzes aus grünem Vinyl. Vorn, wo der Motorblock saß, war der Boden erhöht. Der Fahrersitz daneben existierte noch.
    »Frau Annika soll das Geld auf dem Fahrersitz abstellen«, sagte sie laut.
    Sie stieg wieder aus, packte die erste Tasche mit beiden Händen und wuchtete sie in den Bus. Der Fahrersitz bestand nur noch aus einem leeren Rahmen, also stellte sie die Tasche vor dem Sitz auf den Boden. Sie atmete tief durch und holte die zweite Tasche, packte sie auf die erste. Anschließend stand sie noch eine Sekunde da und betrachtete ihr Geld. Sie empfand nichts.
    Annika drehte sich um, sprang aus dem Wrack und lief zurück zum Flugzeug. Halenius stand mit der Videokamera im Anschlag und filmte sie.
    William Grey drehte sich abrupt um und kletterte ins Flugzeug.
    »Let’s go!« , rief er und warf den Motor an.
    Halenius warf die Kamera auf den Sitz und fing Annika in sei­nen Armen auf.
    »Ich bereue es nicht«, flüsterte er ihr durchs Motorengebrüll ins Ohr.
    Sie befreite sich aus seinen Armen, stieg ins Flugzeug und zog die Tür zu.
    Halenius saß kaum, als sie auch schon anrollten. William Grey gab Vollgas, das Flugzeug stöhnte und ruckelte. Annika setzte die Kopfhörer auf, blickte aus dem Seitenfenster und sah, wie ein schwarzes Auto über die Savanne heranraste, ein großer schwarz­er Jeep, der schlingernd direkt auf sie zukam.
    »Da!«, rief sie in ihr Mikrofon und zeigte darauf.
    »Der Toyota Landcruiser«, schrie Halenius. »Geben Sie Gas, Mann!«
    Das Flugzeug erzitterte und hob ab. Der Motor brüllte, während sie steil in den Himmel stiegen. Annika wurde gegen die Rückenlehne gepresst, aber nun waren hinter ihr keine festen Geldbündel mehr. Der Pilot flog eine scharfe Linkskurve, weg von Somalia und hinein nach Kenia, und auf der Erde unter ihnen sah Annika,
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