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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod
Autoren: Liza Marklund
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wie das schwarze Auto am südlichsten Punkt der Landebahn hielt. Ein Mann in Khakikleidung sprang vom Vordersitz und rannte zum Buswrack, sie sah ihn auf der anderen Seite verschwinden, und keine Sekunde später explodierte das Gelände unter ihnen. Die Luft um sie herum flammte grellweiß auf. Annika stockte der Atem, Halenius schrie, das Flugzeug wurde von der Druckwelle zur Seite gefegt. Eine enorme Rauchsäule stieg von der Stelle auf, wo der Bus gestanden hatte, der Toyota Landcruiser brannte, und die Erde bebte. Annika suchte verzweifelt nach irgendetwas, um sich festzuhalten.
    »Was zum Teufel war das?!«, schrie William Grey.
    Das Flugzeug wackelte und zitterte wie im Sturm, Halenius’ Gesicht glänzte von Schweiß.
    »Irgendwer hatte genug von Grégoire Makuza«, sagte er mit gepresster Stimme.
    Das Motorengeräusch schwoll an, gellte ohrenbetäubend.
    »Good Lord« , sagte William Grey und trimmte die Maschine. »Ich hoffe, wir schaffen es bis Liboi zurück.«
    »Das Lösegeld«, flüsterte Annika. »Jetzt lassen sie ihn nie frei.«
    Sie war im Himmel, und der Himmel war vollkommen weiß, und hoch oben schwebte sie, eingebettet in Wolken. Um sie herum war es absolut still. Sie nahm die Kopfhörer ab, kein Motorengeräusch war zu hören, nur von fern das leise Klagen des Windes, ein Wintertag hinter einem undichten Fenster. Sie badete in Licht, alles war aufgelöst. Hoch oben am Himmel schwebte ein Vogel, er sah aus wie ein Adler, nein, ein Adler war es nicht, es war ein Drachen! Es war ein Drachen mit den Umrissen eines Adlers, eines braunen Seeadlers, und er schwebte hoch oben zwischen den Wolken, mühelos, als wäre er aus Luft. Ein kleiner Junge stand tief unten auf der Erde und hielt den Drachen, er passte mit den Schnüren auf, er holte mit dem Arm aus und der Drachen tanzte, Vögel flatterten um ihn herum und machten Spektakel und schrien, und Annika lächelte den Jungen an, er war ganz süß.
    Sie landete krachend auf dem Sitz und rutschte auf den Flugzeugboden, Halenius fiel auf sie, der Motor schrie und die Reifen jaulten, sie knallte auf den Boden und legte die Arme über den Kopf, vergaß zu atmen.
    Endlich kamen sie zum Stehen. Der Motor verstummte.
    »Holy macaroni« , sagte William Grey. »Das wäre beinah in die Hose gegangen.«
    Halenius setzte sich auf und half Annika zurück auf den Sitz. Ihr Rücken schmerzte.
    »Wo sind wir?«
    »Liboi«, antwortete Halenius. »William muss nachsehen, ob das Flugzeug beschädigt ist.«
    »Sie haben den Bus gesprengt«, sagte Annika. »Das Geld ist weg. Wer war das? Wer hat den Bus gesprengt?«
    William Grey sah Halenius an.
    »Gute Frage«, sagte er. »Wer hat das getan?«
    »Soll ich raten? Die Amis.«
    »Wussten die, wohin wir unterwegs waren?«
    »Meine SMS sind weiter an Interpol in Brüssel gegangen, also haben sie es bestimmt gewusst. Aber das erklärt noch nichts. Sie kannten diese Landebahn längst. Der ganze Bus muss präpariert ge­wesen sein, denn so was macht man nicht mal eben in der Kaf­fee­pause.«
    »Sie wussten es«, flüsterte Annika. »Sie wussten, dass das Löse­geld dort lag.«
    »Die USA führen Krieg gegen den Terrorismus«, sagte Halenius. »Aber angefangen haben sie ihn nicht.«
    William Grey stieg aus dem Flugzeug. Er ging zu einem Soldaten mit einem großen Maschinengewehr auf dem Rücken und sprach mit ihm. Aus dem Ort strömte eine Menschenmenge herbei. Männer und Kinder in allen Altersgruppen und Frauen in Hidschab und Burka. Sie umringten das Flugzeug, und die ganze Landebahn war bald voller Menschen.
    Der Pilot öffnete die Tür auf Annikas Seite. Sie nahm ihn hinter dem Tränenschleier nur undeutlich wahr.
    »Jetzt kommt er nie mehr zurück«, sagte sie.
    »Hier ist ein Mann, der mit Ihnen sprechen will«, entgegnete er.
    Der schwarze bewaffnete Soldat trat zu ihr. Hinter ihm dräng­­­ten sich die Menschen mit großen Augen und offenem Mund.
    »Wer sind Sie?«, fragte der Soldat in perfektem Englisch. »Zu welchem Zweck sind Sie hier?«
    Annika sah ihn an. Sie öffnete den Mund und wollte antworten, aber sie wurde von Weinen überwältigt.
    Er war fort. Falls er noch lebte, würden die Entführer ihn um­bringen, sie würden sich für die Explosion und für ihren toten Anführer rächen, o Gott, sie hoffte, dass er bereits tot war. Sie verbarg das Gesicht in den Händen.
    Halenius trat neben sie.
    »Wir sind im Rahmen eines Hilfsprojekts hier, vonseiten Schwe­dens«, sagte er.
    Die Leute riefen und winkten,
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