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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Bär sind wie Orlando, sie nehmen nur sich selbst wahr. Aber ich bin in Wirklichkeit der Einzige: es gibt keinen außer Chimera.« Er griff nach mir, und ich machte einen Satz zur Seite. Ich rannte auf die hängenden Männer zu, weil sie ihn bremsen würden. In letzter Sekunde überlegte ich es mir anders, bog so schnell ab, dass ich hinfiel, und flitzte auf allen vieren wie ein Affe an ihnen entlang. Chimera hätte sie mit seinen Krallen aufgeschlitzt, um schneller an mich ranzukommen, und das konnte ich nicht zulassen.
     
    Auf der anderen Seite des Raumes trieb er mich in die Enge - wo ich von der Tür und Micah am weitesten entfernt war. Er hätte mich eher schnappen können, aber er beeilte sich nicht. Warum, wusste ich nicht. Die Kampfgeräusche kamen näher, aber noch nicht nah genug.
     
    Chimera kam auf mich zu, ein Berg aus Fell und Muskeln. Er riss das Maul auf und brüllte. Außerhalb eines Zoos hatte ich so was noch nie gehört. Ich richtete mich auf. Zeke und Bacchus hatten versprochen, uns rauszuholen, bevor der ganz große Kampf ausbräche. Sie hatten entweder versagt oder gelogen. Aber ich war nicht bereit, kampflos unterzugehen, und kreischend schon gar nicht. Ich beobachtete, wie der Löwenmann langsam auf mich zukam, prachtvoll und schrecklich zugleich.
     
    Plötzlich erwachte die Ardeur, stieg wie eine warme Woge in mir aui, strömte mir über die Haut und entrang mir ein leises Keuchen. Beim vorigen Mal war sie wegen Richards Nähe erwacht. Diesmal ... war es vielleicht einfach Zeit, den Hunger zu stillen. Im selben Moment, wo ich an Hunger dachte, wusste ich, dass Jean-Claude im Keller des Zirkus erwacht war, und mit ihm erwachte auch die Ardeur in mir.
     
    Chimera hielt inne und schüttelte den Mähnenkopf. »Was ist das?«, knurrte er. »Die Ardeur«, antwortete ich leise. »Die was?«
     
    »Die Ardeur, die Glut, das Verlangen«, sagte ich. Mit Jedem Wort bekam sie mehr Gewicht, das Gewicht streifte das tief in mir schlafende Tier. Es sprang auf, und die zwei verschiedenen Leidenschaften erhoben sich in mir und drängten sich Chimera entgegen. Ich hatte keine Angst mehr vor ihm, denn jetzt konnte ich seine Angst riechen. Ich brauchte keinen zu fürchten, der vor mir Angst hatte. Im Grunde war mir klar, dass das nicht stimmte, dass ein verängstigter Mann mit einer Schusswaffe viel wahrscheinlicher jemanden erschießt als ein tapferer Mann, aber das Denken war gerade dabei, in den Hintergrund zu treten und dem Instinkt das Feld zu überlassen. Was übrig blieb, liebte den Geruch von Angst. Er erinnerte mich an Fressen und Sex.
     
    Chimera wich zurück, und langsam beschritten wir denselben Weg in umgekehrter Richtung, nur dass ich jetzt der Verfolger war, und nebenbei fiel mir auf, dass ich die Füße voreinander setzte wie eine lauernde Katze. Es war ein anmutiger Gang mit schwingenden Hüften. Den Rücken hielt ich sehr gerade, die Schultern straff, die Arme fast reglos an den Seiten. Mein Oberkörper spannte sich in Erwartung der ausbrechenden Gewalt. Bisher hatte die Ardeur den Hunger des Tieres stets überlagert, doch als ich jetzt auf Chimera zuging, diese muskelbepackte Gestalt vor mir zurückweichen sah, dachte ich an Fleisch, stellte mir vor, ihn mit Zähnen und Krallen zu zerreißen. Fast meinte ich sein Blut zu schmecken, fühlte es heiß in meinen Schlund rinnen. Das war nicht nur der Hunger meines Tieres, sondern auch Jean-Claudes Blutdurst und Richards Gier nach Fleisch. Es war der Hunger von uns dreien und die Ardeur, die sich damit vermischte, sodass ein Verlangen das andere anstachelte und anwachsen ließ.
     
    Chimera blieb stehen, drückte sich mit dem Rücken an den weißen Vorhang. Wir waren dicht bei Cherry und Micah. Hinter Chimera erhob sich die Wand. »Was sind Sie?«, fragte er mühsam; seine Angst wallte in ihm auf und schnürte ihm die Kehle zu. Er schnupperte mit flatternden Nüstern. »Ihr Geruch hat sich verändert.«
     
    »Wie rieche ich denn jetzt?« Ich berührte seine Brust mit den Fingerspitzen, unschlüssig, was ich tun sollte. Er zuckte nicht vor mir zurück. Ich drückte die Handfläche an sein Herz und spürte den mächtigen Schlag, als könnte ich es streicheln. In dem
     
    Moment wusste ich, was er von allem am dringendsten wollte: Er wollte sterben. Was immer letztendlich aus Orlando King geworden war, er wollte dem ein Ende machen. Er hatte versucht, sich umzubringen, sowie er erfahren hatte, dass er zum Werwolf werden würde. An seinem
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