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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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aber ganz gleich, was die Welt ihm antäte, in ihm würde immer etwas bleiben, was ihn zurückschrecken ließe. Seine einzige Hoffnung zu überleben war, sich mit loyalen Leuten zu umgeben, die nicht zurückschreckten.
     
    Jamil und Shang-Da standen zusammen an einer Seite des Throns, nicht zu dicht und nicht zu weit weg. Shang-Da trug wieder sein monochromes schwarzes Business-Outfit mit den blank polierten Schuhen. Er sah immer sehr nach GQ aus, sogar im Wald.
     
    Jamil hatte auch ein Faible für schicke Klamotten, versuchte aber, sich immer situationsgemäß zu kleiden. Er trug eine Jeans, die vermutlich frisch gebügelt war, und ein rotes Trägerhemd, das auf seiner dunklen Haut fantastisch aussah. Er hatte die Perlen in seinen taillenlangen Cornrows in rote und schwarze getauscht. Im Fackelschein schimmerten sie wie Halbedelsteine.
     
    Jamil fing meinen Blick auf. Er nickte mir nicht zu, grüßte mich aber mit den Augen. Shang-Da wich meinem Blick aus und schaute zu uns herüber, ohne mich anzusehen. Wenn Richard es ihnen erlaubt hätte, hätten die beiden bestimmt das Nötige getan, um ihm den Thron zu sichern. Doch ihnen waren die Hände gebunden, und so konnten sie nur innerhalb der von ihm gesetzten Grenzen agieren.
     
    Sylvie und ich sahen uns ein paar Herzschläge lang in die Augen. Ich hatte ihre Knochensammlung mal gesehen, es waren Knochen ihrer Feinde. Sie holte sie immer wieder mal hervor und beschäftigte sich damit. Sie sagte, es sei tröstlich für sie, sie anzufassen. Ich persönlich hielt mich lieber an ein Stofftier und richtig guten Kaffee. Aber Hauptsache, es ging ihr besser. Auch sie würde das Nötige tun, wenn Richard sie nur ließe.
     
    Und wäre ich noch die Lupa, tja, dann wären wir schon genug rücksichtslose Leute, um das Problem zu beseitigen. Richard müsste nur mal kurz beiseitetreten. Wir waren so nah dran und doch nicht mal im selben Stadion. Das war mehr als frustrierend. Es war, als sähen wir einen Zug auf Richard zurasen, brüllten: Runter von den Gleisen!, und er hörte nicht auf uns. Mann, wir versuchten ihn sogar runterzuzerren, und er wehrte sich.
     
    Wenn der Zug Jacob wäre, könnte ich ihn töten und Richard wäre in Sicherheit. Aber Rafael hatte recht: Jacob war nicht der Zug, der Richard vernichten wollte. Das war Richard selbst.
     
    Seine Stimme schallte über die Lichtung. »Wir haben uns heute Nacht hier versammelt, um uns von unserer Lupa zu verabschieden und eine andere zu wählen.«
     
    Vom halben Rudel kam Geheul und Applaus. Einige Dutzend Werwölfe blieben stumm und beobachteten. Das hieß nicht, dass sie auf meiner Seite standen. Vielleicht waren sie neutral, und ich fand es interessant, zu sehen, wer nicht gleich begeistert dabei war, mich mit einem Tritt aus dem Rudel auszuschließen.
     
    »Wir sind auch hier, um ein Urteil über einen zu fällen, der dem Rudel geschadet hat, indem er uns die Lupa wegnahm.«
     
    Darauf gab es weniger Applaus, weniger Geheul. Es sah ganz danach aus, als wäre die Abstimmung über Gregorys Verdammung knapp ausgefallen. Das stimmte mich ein bisschen optimistischer, nicht viel, aber ein bisschen. Ob knapp oder nicht, wäre allerdings ziemlich egal, wenn Gregory am Ende sterben müsste.
     
    »Dabei wollen wir auch den Leoparden der Nimir-Ra eine letzte Chance geben, ihre Katze zurückzugewinnen.«
     
    Applaus und Geheul blieben bei fünfzig Prozent, aber die Atmosphäre hatte sich spürbar abgekühlt. Das Rudel war noch nicht verloren, und es war ganz sicher nicht rückhaltlos auf Jacobs Seite. Ich betete um Orientierungshilfe, denn das hier war ein politisches Problem, und darin war ich nicht besonders gut.
     
    »Das ist eine Angelegenheit zwischen den Wölfen und den Leoparden. Warum sind die Ratten hier, Rafael?«, fragte Richard. Er redete sehr offiziell, sehr distanziert, als würde er uns nicht kennen.
     
    »Die Nimir-Ra hat mir einmal das Leben gerettet. Die Ratten stehen tief in ihrer Schuld.«
     
    »Heißt das, euer Abkommen mit uns ist null und nichtig?«
     
    »Ich habe ein Abkommen mit dir, Richard, und das werde ich einhalten, weil ich weiß, dass du ein Mann bist, der seine Verpflichtungen ernst nimmt, auch die gegenüber seinen Verbündeten. Doch mit Anita verbindet mich eine persönliche Schuld, und ich bin bei meiner Ehre verpflichtet, sie zu begleichen.«
     
    »Auf wessen Seite werdet ihr kämpfen, wenn es zum Kampf kommt, auf unserer oder der der Leoparden?«
     
    »Ich hoffe ernsthaft, dass
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