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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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schrie.
     
    Jamil und Shang-Da führten Richard durch den Raum, bis er vor mir und Micah stand. Da erst sah ich, dass seine Augen ebenfalls schwarz waren und von kalten Sternen funkelten. Ich fragte mich, ob Jean-Claude genauso aussah, und sowie ich das dachte, wusste ich, dass es so war. Jean-Claude schwelgte im Rausch der Macht. Richard starrte mich an, als hätte ich seine Mutter überfahren. Der Schmerz in seinem Gesicht hatte nichts mit offenen Wunden zu tun. Ich hatte ihm noch ein bisschen mehr von seiner Menschlichkeit genommen, so empfand er es jedenfalls.
     
    Er blickte mit diesen schwarzen Augen auf das schreiende Etwas am Boden und sagte: »Wie konntest du das tun?« »Ich habe getan, was ich tun musste.« Er schüttelte den Kopf. »So dringend wollte ich nicht leben.« »Aber ich«, sagte Micah.
     
    Die beiden Männer sahen sich an; gelbgrüne Augen blickten in schwarze. Wortlos passierte etwas zwischen ihnen, dann schaute Richard mich an. »Stirbt er?« »Nicht ganz.«
     
    Er schloss die Augen, und kurz sah ich, was in ihm vorging, dann riss er seine Schilde hoch. Es war nicht der Horror, der ihn erbleichen sonder, es war die Tatsache, dass der Machtrausch sich besser angefühlt hatte als alles, was er je erlebt hatte. Das sah ich, bevor er sich abschirmte.
     
    »Bringt mich hier raus«, befahl er. »Wechsle die Gestalt und heile dich«, sagte ich. Er schüttelte den Kopf. »Nein.« »Verdammt, Richard.«
     
    »Nein«, wiederholte er, dann schleppten ihn Jamil und Shang-Da auf die Tür zu. Ich sah ihn gehen und versuchte nicht, ihn aufzuhalten. Ich ignorierte ihn nach besten Kräften und kniete bei Orlando Kings geschrumpftem Leib. Ich wusste, wie ich ihm seine Energie zurückgeben könnte, und auch das wäre auf seine Art ein Rausch gewesen, doch Orlando wollte sterben und Chimera war zu gefährlich, als dass ich ihn leben lassen durfte. Ich tat, was Orlando wollte, und besiegelte Chimeras Schicksal. Ich beschwor meine Magie noch ein Mal, goss sie in das schreiende Wesen und entließ seine Seele. Sie flatterte an mir vorbei wie ein unsichtbarer Vogel, und ein langer, rasselnder Atemhauch war das letzte Geräusch. Orlando King war als solcher nicht mehr zu erkennen und höchstens durch zahnärztliche Röntgenbilder zu identifizieren.
     
    Micah half mir vom Boden auf. Er war wieder in Menschengestalt. Bevor ich Chimera erlebt hatte, hätte ich behauptet, dass sich keiner, den ich kannte, so glatt und schnell verwandeln kann wie Micah. Er zog mich in die Arme, und ich drückte das Gesicht an seinen Hals, nahm den Geruch seiner Haut in mich auf, und die Ardeur wallte in mir auf, als hätte sie nur darauf gewartet. Ich bekam Gänsehaut an den Armen, und er lachte nervös. »Ich weiß nicht, ob ich dem schon gewachsen bin. Es war ein harter Tag.«
     
    Ich schlang die Arme um seinen Rücken, legte den Kopf an seine Brust und hörte sein Herz kräftig und gleichmäßig schlagen. Aus einem unerfindlichen Grund fing ich an zu weinen, und die Ardeur wurde von den Tränen weggespült. Ich spürte viele Hände auf mir, Micahs und die der Wölfe, der Hyänen und der Leoparden, die trotz meines Verbotes mitgekämpft hatten. Und schließlich gesellten sich auch Zeke und seine Anhänger zu uns. Alle markierten mich mit ihrem Geruch und ihren Tränen. Wir lachten und weinten, heulten und brüllten und stießen alle möglichen Laute aus. Richard verpasste eine rauschende Siegesfeier.
     
    Epilog
     
    Richard machte mich zum Bölverkr des Rudels. Aber mit uns beiden ist es endgültig vorbei. Ich bin mir nicht mal sicher, ob mich das noch mitnimmt. Er hat jetzt die Freiheit, sich eine andere Lupa zu nehmen. Ob das Rudel damit einverstanden ist, ist allerdings fraglich. Sie scheinen mit mir völlig zufrieden zu sein. Als Bölverkr des Felsthron-Klans war meine erste Amtshandlung Jacobs Exekution. Paris lebt noch, weil Richard darauf bestand. Ich halte das für einen Fehler, aber er ist der Ulfric. Tja.
     
    Ich habe letzten Vollmond kein Fell bekommen. Offenbar hat Jean-Claude recht gehabt und der Leopard ist mein gehorsames Tier, wie Damian jetzt mein gehorsamer Diener ist. Ich bekomme Kräfte wie ein Meistervampir, stellen Sie sich mal vor.
     
    Die Schlangenmänner und Marco sind bei dem Kampf ums Leben gekommen. Die Überlebenden von Chimeras Leuten haben sich wieder ihren ursprünglichen Rudeln angeschlossen. Wir haben einen Gestaltwandlerbund gegründet, der für bessere Verständigung unter den Gruppen sorgen
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