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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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eifrig gekommen - echten Geistern sehr ähnlich-, hatten mich umringt und waren begierig gewesen, mit mir zu sprechen. Ich hatte geübt, bis ich gezielt Einzelne beschwören und mit ihnen kommunizieren lassen. Die Geisterbeschwörer taten nichts anderes, wenn sie als Medium fungierten, und Marianne schlug vor, mal mit gewöhnlichen Geistern probieren, wenn ich wollte. Ich wollte nicht. Ich stellte meinen Körper nicht gern anderen Wesenheiten als Gefäß zur Verfügung, nein danke. Das machte mir Angst.
     
    Ich wartete auf den Andrang der Munin, auf das Gefühl, dass sie sich um mich ausfächerten wie ein geisterhaftes Kartenblatt, aus dem ich eine wählen könnte. Nichts passierte. Die Munin kamen nicht. Jedenfalls nicht alle zusammen. Nur eine kam, denn die kam immer, wenn ich rief, und manchmal auch, wenn ich nicht rief.
     
    Raina war der einzige Munin aus Richards Rudel, der mich immer begleitete. Sogar in Tennessee, wo ich von den Munin eines anderen Klans umgeben war. Marianne sagte, zwischen Raina und mir bestünde ein ätherisches Band, wusste aber nicht so richtig, warum. Ich hatte schon jahrhundertealte Munin rufen können, und Raina, die noch gar nicht lange tot war, kam widerstandslos. Aber Marcus, der vorige Ulfric, wich mir aus.
     
    Ich hatte geglaubt, mit meiner neu erlangten Beherrschung könne ich ihn herbeirufen, doch nicht nur er kam nicht, es kam überhaupt niemand.
     
    Auf der Lichtung waren keine Geister. sollte eigentlich nicht sein. Dies war der Ort, wo das Rudel seine Toten fraß, wo jeder Angehörige das Fleisch verzehrte, um die Erinnerungen, den Mut, die Verfehlungen des Verstorbenen zu übernehmen. Man durfte sich gegen das Fressen entscheiden, aber das kam einer Exkommunikation gleich. Raina war ein schlechter Charakter gewesen, und ich fragte mich manchmal, was einer tun musste, um von den Lukoi ausgeschlossen zu werden. Raina war so schlecht gewesen, dass ich sie hätte gehen, andererseits war sie auch sehr mächtig. Vielleicht war sie konnte deshalb noch da.
     
    Das mag sich jetzt anhören, als wäre sie gewöhnlich fern wie die Geister von Vernes Rudel, aber das war sie nicht. Sie steckte in mir. Sie strömte eher aus meinem Körper hervor als von irgendwoher in ihn hinein. Marianne konnte sich das nach wie vor nicht erklären. Manches muss man eben hinnehmen und damit umgehen, denn alles andere wäre, als wollte man mit dem Kopf durch die Wand, und bekanntlich ist es nicht die Wand, die bricht.
     
    Raina füllte mich aus wie die Hand einen Handschuh. Ich habe lange daran gearbeitet, sie in Schach halten zu können. Wir hatten quasi ein Abkommen erreicht. Ich benutzte ihre Erinnerungen und Kräfte und ließ sie dafür etwas Spaß haben. Das Problem war, dass sie im Leben eine sadistische Nymphomanin gewesen war und ihr Tod daran nicht viel geändert hatte.
     
    Ich machte die Augen auf und merkte wie ihr Lächeln meine Mundwinkel hochzog, mein Gesicht ihre Mimik bekam. Ich stand anmutig auf, und sogar mein Gang war anders als sonst. Früher war mir das zuwider gewesen; inzwischen nahm ich es achselzuckend hin als notwendigen Bestandteil des Geschäfts. Sie lachte entspannt; es war ein Lachen das die Männer in einer Bar veranlasst sich umzudrehen. Es klang tiefer als meins, war das Lachen einer Altstimme und geübten Verführerin.
     
    Richard wurde blass und griff krampfhaft um die Armlehnen seines Throns. »Anita?«, fragte er. »Noch zwei Mal darfst du raten, mein Honigwolf«
     
    Bei dem Kosenamen zuckte er zusammen. In Wolfsgestalt hat er eine rötlich braune Farbe wie roter Honig, wobei mir dieser Vergleich noch nie gekommen war. Sah Raina ähnlich, an etwas Dickflüssiges, Klebriges zu denken, wenn sie einen Mann sah.
     
    Ihre Worte kamen aus meinem Mund. »Sei nicht so zickig, nachdem du mich um Hilfe gebeten hast.« Ich nickte, und es war meine Stimme, die auf Richards Stirnrunzeln zur Erklärung ansetzte. »Ich habe gerade etwas Unschönes über sie gedacht.«
     
    Jacob kam auf mich zu und blieb stehen, als ich ihn mit Rainas Gesichtsausdruck ansah. »Du kannst die Munin nicht gerufen haben. Du bist keine von uns.«
     
    Seltsam, aber mir war nicht eingefallen, dass ich als Leopard unfähig sein müsste, die Munin der Wölfe zu rufen. Das mochte erklären, warum außer Raina keiner gekommen war.
     
    »Eben meintest du noch, dass mir meine Nekromantie nicht helfen werde, Jacob. Entscheide dich mal: Entweder bin ich nicht genug Lupa, um die Munin zu rufen, oder nicht
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