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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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schnell nicht wieder aufhören.
     
    Blut lief mir in den Kragen und in die Haare. Ich hielt die Augen geschlossen und konzentrierte mich darauf, flach und geräuschlos zu atmen.
     
    »Antworten Sie mir, Anita, oder ich fange an, die Männer aufzuschlitzen«, sagte Chimera. Er war näher gekommen, aber nicht viel. Er war noch außerhalb der baumelnden Körper.
     
    Ich sagte trotzdem nichts. »Sie glauben mir nicht? Ich beweise es Ihnen.
     
    Ein Mann schrie, schrill, mitleiderregend, hoffnungslos. »Nicht«, sagte ich.»Was nicht?« »Tun Sie ihnen nichts.« »Sie bedeuten Ihnen doch gar nichts, sind nicht ihre Tiere, nicht Ihre Freunde. Was interessiert es Sie?« »Orlando King kennt die Antwort auf diese Frage.« »Ich bin es, der Sie fragte«, sagte Chimera. »Sie kennen die Antwort auch.«
     
    »Nein, nein! Orlando kennt sie. Ich nicht. Ich verstehe das nicht. Was kümmern Sie diese Fremden?« Wieder schrie ein Mann vor Schmerzen. »Hören Sie auf, Chimera.«
     
    »Sonst?«, fragte er. »Was wollen sie tun, wenn ich nicht aufhöre? Was wollen Sie tun, wenn ich diesem Mann hier etwas abschneide? Wie wollen Sie mich daran hindern?«
     
    Der Mann kreischte: »Nein, nicht, das nicht, neiin!« Der Schrei riss ab. Der Mann war entweder tot oder bewusstlos. Letzteres, hoffte ich, aber so oder so konnte ich nichts daran ändern.
     
    »Schmecken Sie ihre Angst, Anita? Kosten Sie sie aus wie ein raffiniertes Gewürz.«
     
    In dem Moment wurde mein Mund so trocken, dass ich gar nichts mehr schmeckte. Aber riechen konnte ich die Angst. Alle hatten jetzt Angst; sie war ganz frisch und strömte aus den Poren. »Leuten im Dunkeln Angst zu machen ist leicht, Chimera. Jeder fürchtet sich im Dunkeln.«
     
    »Sogar Sie?« Ich ließ die Antwort aus. »Es hieß, wenn ich herkomme, lassen Sie Cherry und Micah gehen.« »Das habe ich Zeke gesagt.«
     
    In dem Moment wurde mir klar, dass er gar nicht die Absicht hatte, sie freizulassen. Hätte mich nicht überraschen sollen, tat es aber. Hatte ich wirklich geglaubt, er werde sich an Abmachungen halten? Vielleicht nicht. Trotzdem fand ich es irgendwie beleidigend, dass er sich an seine Zusage nicht halten wollte. Damit waren alle Abmachungen nichtig. Ich hatte keine Verhandlungsmasse mehr. Er konnte aus einer Laune heraus Cherry und Micah töten, bevor Hilfe eintraf. Mein Puls beschleunigte wieder, und ich hatte Mühe, ruhig zu atmen. Ich zog die Hand aus der Blutlache. Ich konnte mich ebenso gut bewegen. Er würde mich sowieso gleich durch meine Stimme lokalisieren.
     
    Ich legte die Hände auf meinen Bauch und überlegte, was ich unbewaffnet gegen einen Mann unternehmen konnte, der fünfzig Kilo schwerer war als ich und stark genug, um eine Ziegelmauer einzuschlagen. Mir fiel nichts Sinnvolles ein. Vielleicht war Gewalt nicht das Richtige, um Zeit zu schinden. Was blieb noch? Sex? Reden? Ein witziger Schlagabtausch? Lieber Gott, einen kleinen Hinweis wenigstens.
     
    »Sie haben nicht den Drang zu reden, wie?«, bemerkte er etwas ruhiger, etwas »normaler«. »Nur wenn ich etwas mitzuteilen habe.«
     
    »Für eine Frau ist das ungewöhnlich. Die meisten können Schweigen nicht ertragen. Sie reden und reden und reden.« Er klang tatsächlich ausgeglichener. Er klang sogar, als säße er mir gegenüber am Tisch in einem netten Restaurant und wir hätten uns eben erst kennengelernt. Da wir in einem stockfinsteren Folterraum mit Blutlachen am Boden waren, fand ich seinen unverbindlich freundlichen Ton umso gruseliger. Er sollte eigentlich geifern und irres Zeug reden, nicht freundlichen Smalltalk machen.
     
     
     
     
     
    Seine Stimme klang alltäglicher, aber nicht wie Orlando King. Vielleicht kam ein Dritter in ihm ins Spiel. Ich wusste es nicht, und es war mir auch egal. Wenn ihn das davon abhielt, Leute zu zerschneiden, war ich zufrieden.
     
    »Möchten Sie jetzt Ihren Leoparden sehen?«, fragte die ruhige Stimme. »ja.«
     
    Ein grelles Licht ging an, und ich war genauso blind wie eben im Dunkeln. Ich hielt mir die Hand über die Augen und nahm sie so langsam weg, wie ich mich an die Helligkeit gewöhnte.
     
    Ich blickte auf ein Paar Beine. Mein Blick wanderte daran hinauf und fand frische Kratzer an Oberschenkeln und Hintern. Blut tropfte von einem nackten Fuß auf meine Hand. Ich sah vorsichtig zum nächsten Paar Beine und dem nächsten und dem übernächsten ... Dutzende Männer hingen von der Decke. Zum ersten Mal fragte ich mich, ob Micah auch darunter
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