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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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und ihn rettete, und war noch nicht einmal dankbar dafür. Er schien sogar mir die Schuld zu geben.« Chimera schaute verwirrt, und wieder hatte ich den Eindruck, dass er horchte.
     
    Er blickte mich an. »Hören Sie das?« Ich machte Unschuldsaugen und zuckte die Achseln. »Was denn?«
     
    Er wandte sich den aufgehängten Männern zu, und ich begann mich nach einer Waffe umzusehen. So viele Leute mit Schnittwunden - da musste doch eine Klinge in der Nähe sein. Doch an den Wänden des Raumes hing nichts, außer den angeketteten Gefangenen. Sollten da nicht Schürhaken, Streitkolben und anderes Zeug sein? Was für ein Folterkeller war das - lauter Opfer, aber keine Folterwerkzeuge?
     
    Dann hörte ich es auch: Kampfgeräusche. Die Schlacht war im Gange. Aber noch weit weg. Die gute Nachricht war, dass die Hilfe nahte, die schlechte, dass Chimera es auch wusste und ich mit ihm allein war. Na gut, nicht allein, aber wer angekettet war, konnte mir schlecht beistehen.
     
    Er drehte sich zu mir herum, und sein Gesicht war wutverzerrt; er sah geradezu bestialisch aus, auch ohne Gestaltwechsel.
     
    »Warum haben Sie die Anführer der Rudel entführt?«, fragte ich, um ihn in ein Gespräch zu ziehen. Etwas anderes konnte ich nicht tun.
     
    »Um über ihr Rudel zu gebieten«, antwortete er knurrend durch die zusammengebissenen Zähne.
     
    »Ihre Schlangen sind Anakondas. Die Schlange, die Sie entführt haben, war eine Kobra. Sie können nicht über eine andere Schlangenart herrschen.« »Warum nicht?«, fragte er und begann sich mir zu nähern, noch in Menschengestalt, aber schon mit der kraftvollen Grazie des Raubtiers.
     
    Darauf hatte ich keine gute Antwort. »Sind sie eigentlich noch am Leben?« Er schüttelte den Kopf. »Ich höre sie kämpfen, Anita. Was haben Sie getan ?« »Ich habe gar nichts getan.« »Sie lügen. Ich kann es riechen.«
     
    Okay. Vielleicht würde die Wahrheit etwas nützen. »Was Sie hören ist die Kavallerie auf dem Weg zu meiner Rettung.« »Wer?«, knurrte er und kam weiter auf mich zu, während ich zurückwich. »Rafael und seine Werratten, inzwischen wahrscheinlich auch die Werwölfe.« »Ich habe Hunderte Hyänen im Haus. Ihre Kavallerie wird es nicht rechtzeitig schaffen, um Sie zu retten.«
     
    Ich zuckte die Achseln. Die Wahrheit wollte ich nicht sagen, aus Angst, dass er seine Wut an den Gefangenen ausließ, und ich wagte auch nicht zu lügen; das hätte er gerochen. So wich ich weiter vor ihm zurück. Wir waren fast an der Tür angelangt. Wenn ich raus könnte, würde er mich jagen. Vielleicht könnte ich ihn zu den Kämpfenden locken.
     
    Abuta stellte sich vor die Tür. Ihn hatte ich völlig vergessen, und das war ziemlich unvorsichtig. Nicht tödlich, aber unvorsichtig.
     
    Ich stellte mich mit dem Rücken zur Wand, sodass ich sie beide im Blick hatte. Abuta blieb vor der Tür. Die Botschaft war klar: ließ ich die Finger von der Tür, ließ er die Finger von mir. Chimera dagegen kam mir immer näher. Hinter mir ein Schlangenmann, vor mir ein multiples Wcrwescn - ich kam mir vor wie zwischen Hammer und Amboss.
     
    Chimera wechselte die Gestalt mit fliegender Schnelligkeit. Es wirkte weder schmerzhaft noch verlor er irgendwelche Körperflüssigkeiten. Es war fast ... atemberaubend. Schuppen flossen über seine Haut wie Wasser. Es ging so fließend wie bei Clark Kent und Superman und dauerte kaum eine Sekunde. Seine Kleidung fiel von ihm ab wie welke Blütenblätter, und er trat als Coronus daraus hervor und erstarrte, bekam die typische Reglosigkeit des Reptils. Ich erstarrte ebenfalls. Schließlich drehte er den Kopf, sodass er mich mit einem Auge ansehen konnte. Räumliches Sehen musste damit ganz schön schwer sein.
     
    »Ich erinnere mich an Sie. Chimera befahl uns neulich, Sie zu töten.« Er sah sich um und fragte langsam: »Wo sind wir?«
     
    Dann krümmte er sich wie unter Schmerzen und war im nächsten Moment ein Mensch, aber nicht Orlando King. Er war Boone, und noch ehe Boone seinen verwirrten Gesichtsausdruck überwand, wurde er zu einem Löwenmann. Kurz dachte ich, er sei Marco, aber natürlich konnte er nicht gleich zeitig Marco und Coronus sein; diese Nummer beherrschte nicht mal ein multiples Werwesen.
     
    Er hatte gelbbraunes Fell, war muskulös, und rings um das halb menschliche, fast schwarze Gesicht prangte eine Mähne. Die Krallen an seinen Händen waren wie schwarze Dolche.
     
    »Das ist meine wahre Gestalt«, knurrte er. »Die Schlange und der
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