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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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losmachen und zusehen, dass wir hier rauskommen.« »Und was ist mit Ihrem Liebhaber? Was ist mit Micah?«
     
    Ich sah in dieses ungleiche Augenpaar und gab mir alle Mühe, nicht ängstlich zu wirken. »Ich dachte, Sie würden ihn bis zuletzt aufsparen wollen, quasi als Finale.« Ich klang nicht mehr ruhig, ich klang abgebrüht, als wäre es mir völlig gleichgültig. Meine Halsschlagader hüpfte trotzdem wie verrückt.
     
    Sein Lächeln wurde breiter, und in seine Tieraugen trat eine menschliche Regung: Vorfreude. Wahrscheinlich freute er sich auf meine Qualen.
     
    Langsam öffnete er den Vorhang und enthüllte Micah, der mit Händen und Füßen an die Wand gekettet war wie Cherry. Anders als bei ihr jedoch waren seine Wunden nicht zugeheilt. Seine rechte Gesichtshälfte war übel zugerichtet, das Auge zugeschwollen und blutverkrustet, die Kinnpartie ebenfalls so angeschwollen, dass er kaum wiederzuerkennen war. Die Schwellung hatte die Lippen aufgeworfen, sodass etwas vom Zahnfleisch und von den Zähnen zu sehen war.
     
    Jemand gab einen kleinen schrillen Laut von sich, und das war ich. Ich war nahe daran zu schluchzen, und das konnte ich mir nicht leisten. Wenn Chimera merkte, wie sehr mir der Anblick zusetzte, würde er Micah noch schlimmer zurichten. Ich konnte mich nicht zurückhalten, ich musste ihn berühren. Ich musste ihn anfassen, damit ich es wirklich glaubte. Sehen und für wahr halten waren bei mir immer zweierlei.
     
    Ganz sacht legte ich die Fingerspitzen an die unverletzte Wange. Er machte das gesunde Auge auf. Kurz war er erleichtert, dann entdeckte er Chimera und erschrak. Er versuchte zu sprechen, konnte aber den Mund nicht bewegen. Er stieß gequälte Laute aus.
     
    Chimera fasste an die Blutergüsse, und Micah zuckte vor ihm zurück. Ich packte Chimera am Handgelenk und schob mich zwischen die beiden Männer. »Ketten Sie ihn los.«
     
    »Ich habe ihm eigenhändig den Kiefer gebrochen, weil er mich angelogen hat.,<
     
    » Er hat Sie nicht angelogen«, sagte ich.
     
    »Er hat behauptet, Sie seien ein multiples Werwesen wie ich, aber das sind Sie nicht.« Er neigte sich schnuppernd heran. »Ich würde es riechen. Allerdings sind Sie etwas Besonderes. Sie riechen nach Leopard und nach Wolf.« Dicht an meiner Haut holte er tief Luft. »Aber Sie riechen auch wie ein Vampir. Sie sind nicht, was ich bin, Anita.« Er sah zu Micah. »Er wollte damit nur verhindern, dass ich ihm oder seinen Katzen etwas tue, nachdem er Sie in Ihrem Haus vor meinen Leuten gerettet hatte.«
     
    »Ich bin also kein Panwer. Heißt das, Sie wollen mich nicht mehr als Gefährtin?«
     
    Darauf lachte er. »Ach, ich weiß nicht, ich mag Vergewaltigungen, das macht es umso aufregender.« Das sagte er vielleicht nur, um mich zu erschrecken, aber sicher war ich mir nicht. Hatte er Cherry vergewaltigt? Hatte er sie angerührt? Ich versuchte, den Gedanken zurückzudrängen, denn mit dieser Vorstellung stieg heiße Wut in mir hoch.
     
    »Oh, die Vorstellung gefällt Ihnen nicht, nicht wahr?« Er wollte meine Haare berühren, und ich wich aus, verließ die Nische, um Platz zum Manövrieren zu haben. Hilfe war unterwegs, aber ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es noch zwanzig Minuten dauern würde. Vielleicht käme die Kavallerie eher, vielleicht auch nicht. Darauf verlassen durfte ich mich nicht.
     
    Chimera kam mir nicht nach, sondern ließ mir den Abstand. Ach könnte Sie vor Micahs Augen vergewaltigen. Das würde sicher keinem von Ihnen gefallen. Allerdings würde es mir andersherum besser gefallen. Orlando ist homophob. Da fragt man sich, wieso.«
     
    Ich redete und wich langsam zurück, um ihn von Cherry und Micah wegzulotsen. »Am meisten hassen wir an anderen, was wir an uns selbst verabscheuen«, sagte ich. »Bravo«, erwiderte Chimera. »Ja, ich habe vieles an Orlando vor Orlando beschützt.« »Das muss anstrengend sein«, meinte ich.
     
    »Was?« »Geheimnisse zu bewahren, wenn man denselben Körper teilt.«
     
    Er folgte mir langsam an der Wand entlang. »Anfangs wollte er gar nicht wissen, was wir taten, aber neuerdings ist er ... unglücklich mit uns. Ich glaube, er hätte sich etwas angetan, wenn ich ihn nicht daran gehindert hätte.« Chimera zeigte auf die aufgehängten Männer. »Er wachte im Dunkeln zwischen ihnen auf. Er kreischte wie ein Mädchen.« Chimera legte reuig eine Fingerspitze an die Unterlippe. »Ups, Verzeihung, Sie haben ja gar nicht gekreischt. Er schrie wie ein Baby, bis ich kam
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