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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sein. Wir kämpften gegen eine Übermacht. Alle würden sterben, alle.
     
    Als ich schrie, packte Chimera mich am Hemd, sodass seine Krallen mir die Haut ritzten, holte mit der anderen Faust aus, und die Zeit schien sich zu verlangsamen. Es kam mir vor, als könnte ich in Ruhe überlegen, was ich tun sollte. Ich fühlte Richards Atem in der Brust rasseln, fühlte ihn schwächer werden. Durch Micah ging ein letzter Schauder, dann war er still.
     
    Ich stieß einen Schrei aus und überlegte verzweifelt, was ich noch tun könnte. Meine Macht fiel mir ein, meine eigene Macht und mit ihr das einzige Mittel, das uns alle retten konnte. Es war das Schlimmste, was ich je mit angesehen hatte, dennoch zögerte ich keinen Moment. Ich wurde eins mit meiner Macht. Sie wallte auf, durchflutete mich, strömte in meine Hände. Ich griff nach dem pelzigen Arm, der mich hielt, blockte den anderen Arm ab, der mit unsichtbarer Schnelligkeit auf mich zufuhr, und bekam ihn zu fassen, sodass ich beide Arme gepackt hielt. So beschwor ich die Macht, die ich in New Mexico kennengelernt hatte. Wenn ich einen Toten aus dem Grab wecke, stoße ich Energie in ihn hinein, gebe ihm Kraft. Jetzt tat ich das Gegenteil. Ich zog Energie aus dem Lebenden heraus, saugte sie weg, nahm dem Löwenmann, was ihn lebendig machte.
     
    Das Fell verschwand unter meinen Händen, bis ich menschliche Haut fühlte. Es war Orlando Kings Körper, der vor mir in die Knie brach, Orlandos graue Augen, die entsetzt aufblickten, um in meinem Gesicht zu forschen, mich vielleicht anzuflehen. Doch er bat mich nicht, aufzuhören, und ehrlich gesagt, hätte ich nicht mal gewusst, wie.
     
    Als seine Haut feine Runzeln bekam, als ob er in Sekunden um Jahrzehnte alterte, fing er an zu schreien. Ich nährte mich aus ihm, aus seiner Lebenskraft, aus seinem Wesen. Leben rauschte durch meinen Körper, vibrierte auf meiner Haut, in meinen Knochen, schickte Wogen der Freude durch jede Faser meines Körpers, durchdrang mein ganzes Wesen. Ich spürte, wie die Energie auf Micah überging, durch mein Verlangen nach seiner Berührung, jedes Mal wenn wir uns nahe waren. Die Macht fand Richard und ließ ihn neu atmen. Sie griff auf die Wölfe über, und sie hingen nicht mehr von Richards gebrochenem Willen ab, sondern hatten meinen, und ich wollte leben. Ich wollte, dass wir alle lebten. Und wir würden leben. Wir würden leben, und unsere Feinde würden sterben. So wollte ich es. So bewirkte ich es. Ich nahm Orlando Kings Leben und gab es meinen Leoparden, meinen Wölfen und in der Ferne auch meinen Vampiren, gab ihnen Willenskraft. Den Willen zu leben, zu kämpfen, zu überleben.
     
    Orlando King schrie und schrie. Er schrie, während sein Körper in meinen Händen schrumpfte. Als ich ihn schließlich losließ, klebte seine Haut wie schmutziges Papier an einem Skelett. Der einstmals hünenhafte Körper hatte sich in etwas Luftig-Leichtes verwandelt und schrie noch immer voller Entsetzen, und ich empfand kein Mitleid. In mir rauschte der Sturm der Macht wie ein Vogelschwarm.
     
    Micah war neben mir, halb Mann, halb Schwarzer Panther. Sein Oberkörper war verheilt. Ein ponygroßer Leopard strich um uns herum und fauchte an, was von Orlando King noch übrig war. Auch Cherry war verheilt, an ihr war nicht einmal mehr Blut zu sehen.
     
    Orlando Kings Leben auszusaugen musste länger gedauert haben, als mir bewusst gewesen war. So lange, dass die Gefangenen die Gestalt wechseln und ihre Ketten zerreißen konnten, auch die Werhyänen, die an der Decke gehangen hatten. Und mit dem Gestaltwandel hatten sich ihre Wunden geschlossen. Alle beschnupperten die Überreste Orlando Kings und bellten, solange er schrie.
     
    »Deine Augen sind wie ein klarer Nachthimmel voller Sterne«, hörte ich Micah mit tiefer, rauer Stimme sagen.
     
    Ich brauchte keinen Spiegel, um zu verstehen, was er meinte. Meine Augen waren schwarz und schwammen voll ferner Lichtpunkte. Itzpapalotls Augen hatten genauso ausgesehen, und nun auch meine, nachdem sie mich mit ihrer Macht berührt hatte.
     
    Die Tür ging auf, und die Wölfe strömten herein. Shang-Da und Jamil hielten Richard zwischen sich. Er war noch in Menschengestalt, verweigerte den Wechsel und die Heilung.
     
    Die Wölfe, einige in Menschengestalt, andere nicht, kamen, um mich anzufassen und abzulecken und sich vor mir demütig an den Boden zu drücken. Sie knurrten und schnappten nach dein ausgedörrten Körper, der am Boden lag und noch immer
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