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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Lodernde Flammenwände schlossen seine Welt ein.
    Glutroter Widerschein lag über der Ebene, wo das Priesterheer in silbern glänzenden Rüstungen über die Krieger des Tieflands herfiel. Waffen klirrten. Funkenstiebend trafen Schwerter aufeinander, prallten Lanzen und Speere gegen leichte Rundschilde.
    Er hörte die Schreie der Verwundeten und Sterbenden. Kalt und blau wölbte sich die Kuppel des Mondsteins über dem Schlachtfeld. Und jenseits der Kuppel, unsichtbar, wußte er die neugierigen Augen derer, die sich diese Spielzeugwelt zu ihrem Vergnügen geschaffen hatten...
    Mit dem Schwert in der Faust kämpfte er gegen, die schimmernden, gerüsteten Gestalten, bis er blutend und bewußtlos unter ihrem Ansturm zusammenbrach.
    Später schwang er das Schwert in der wogenden Menge der Tempelstadt, rasend vor Zorn und Trauer, denn hoch oben auf der Pyramide starb seine Schwester unter Bar Nergals Opfermesser. Schreiend wichen die Menschen vor ihm zurück. Blinde Wut verschleierte seine Augen - dann roter Schmerz, als die Priester mit ihren Peitschen über ihn herfielen. Er floh in die Felsen, floh blindlings wie ein gejagtes Tier, bis sie ihn in das schwarze Tal getrieben hatten, aus dem es kein Zurück gab. Still und düster strömte der Todesfluß dahin, verlor sich in kochendem Nebel, wo Wasser und Feuer sich trafen, stürzte über die Kante am Ende der Welt. In die Ewigkeit, so sagten die Priester. Er glaubte nicht daran. Und er hatte sich sein ganzes Leben lang gewünscht, einmal einen Blick hinter jene kochenden Schwaden zu werfen.
    Es gab kein Entrinnen.
    Aber er wollte nicht auf dem Opferstein der Priester sterben. Er sah sie kommen, unaufhaltsam wie eine silberne Woge. Da ließ er sich in das schwarze Wasser gleiten, das ihn rasch davontrug, dem Ende der Welt zu.
    Hitze und kochender Dampf.
    Panik. Der schwindelerregende Sturz über die Kante, ins Bodenlose.
    Und dann...
    Da war keine Ewigkeit, nicht das Totenreich der Priester.
    Der Fluß stürzte in ein Wasserbecken, und aus der unterirdischen Halle führte ein Weg. Er fand die Schleuse, das Tor zwischen dem Spielzeugland unter dem Mondstein und der wirklichen Welt. Er spürte das Grauen, das ihn überkam, als er wuchs, sich ausdehnte, in seinem eigenen Körper zu ersticken meinte. Er taumelte blindlings und halb bewußtlos weiter und fand sich in einer fremden Stadt wieder unter einem grenzenlos weiten Himmel voller Sterne.
    Zwei Ewigkeiten später stand er in jenem weißen Museumssaal und starrte in die durchsichtige Halbkugel hinunter, in der winzige Spielzeugfigürchen kämpften, litten und starben, ohne zu ahnen, daß sie Sklaven in einem Kerker waren.
    Sklaven der Marsianer - der Fremden, die plötzlich da waren, von allen Seiten kamen, ausgerüstet mit unheimlichen mörderischen Waffen. Rotglühendes Feuer zischte aus den Mündungen der Lasergewehre. Fauchend schnitt einer der Glutstrahlen in die Kuppel des Mondsteins, ließ die Tempelpyramide in Feuer und Rauch vergehen, tötete binnen Sekunden Hunderte von Menschen. Schreie gellten. Knirschend zogen sich Risse durch die Kuppel. Scherben prasselten und klirrten - und über den Menschen aus dem Tiefland und dem Tempeltal brach die Welt zusammen...
    *
    »Charru!«
    Wie ein Messer schnitt die Stimme durch das wirre, blutige Chaos der Traumbilder.
    Mit einem Ruck fuhr Charru von Mornag aus dem Schlaf hoch, hellwach von einer Sekunde zur anderen. Die Bilder des Grauens erloschen, wurden wieder zu dem, was sie waren: Erinnerungen. Der Mondstein war zerbrochen. Die Welt, in der die Söhne der Erde so lange als Spielzeug und Forschungsobjekt der Marsianer gelebt hatten, existierte nicht mehr.
    Mit einem erleichterten Atemzug schüttelte Charru den Nachklang des Entsetzens ab, das er im Traum gefühlt hatte.
    In seinem Rücken spürte er die glatte Wand des Tunnels. Das warme, goldene Licht des unterirdischen Labyrinths umgab ihn -jenes Schlupfwinkels, auf den sie nach ihrer Flucht durch die Wüste zufällig gestoßen waren. Nicht einmal die Marsianer, die die entflohenen Barbaren wie wilde Tiere jagten, ahnten etwas von der Existenz dieses geheimnisvollen Ortes mitten auf ihrem Planeten.
    Charru sprang geschmeidig auf.
    Sein Blick traf die beiden Krieger, die ihn geweckt hatten: Karstein, den Nordmann und Gillon mit dem roten Haar und den grünen Augen der Tareth-Sippe. Beide trugen nur Kniehosen aus weichem Leder, geschnürte Sandalen, dazu die breiten Waffengürtel mit Schwert und Dolch. Charru war
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