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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sein. Er sah auf mich herab mit diesem unangenehmen Lächeln und strich an seinem Körper entlang. »Ich mache von meinem Körper besser Gebrauch als Orlando.«
     
    Okeydokey, das verhieß nichts Gutes. Ich gab Zeke mit einem Blick zu verstehen, dass er mir Chimeras geistigen Zustand genauer hätte schildern müssen.
     
    Chimera packte mein Handgelenk und zog mich mit einem Ruck zu sich heran. Ich war überrumpelt, weil ich völlig mit der stummen Verständigung mit Zeke beschäftigt gewesen war. »Ich war schon immer in Orlando. Ich war der Teil von ihm, der ihm ermöglichte, andere menschliche Wesen umzubringen und nichts als Hass zu fühlen. Er hat nur selten mal einen Lykanthropen in Tiergestalt getötet. So war es für ihn selbst sicherer, und Orlando war sehr auf Sicherheit bedacht, zumindest auf seine eigene.« Er zog mich dicht an sich. Er tat mir nicht weh, aber die Kraft seines Griffs war eine Drohung. Er hätte mir die Knochen zermalmen können, und wir wussten das beide.
     
    »King stand in dem Ruf, seine Aufträge zuverlässig auszuführen«, sagte ich.
     
    »Das tat er, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Dann schnitt er ihnen den Kopf ab und verbrannte sie, damit sie nicht wiederbelebt werden konnten. Ich war es in ihm, der diese Arbeit genoss, und als er wurde, was er am meisten auf der Welt hasste, schützte ich ihn vor sich selbst.«
     
    »Wie?«, fragte ich leise. »Indem ich die Dinge tat, für die er zu schwach war und die er trotzdem erledigt haben wollte.«
     
    »Wie zum Beispiel?«, fragte ich. Die Retter waren unterwegs; ich brauchte Chimera nur hinzuhalten. Das war jedenfalls der Plan, und nur weil Chimera Orlando King war und verrückter als ein Maikäfer auf Crack, brauchte sich daran nichts zu ändern. Einfach weiterreden. Alle Männer reden gern über sich selbst, auch echte Arschlöcher. Sogar echte Arschlöcher, die nicht richtig im Kopf sind. Es war nur diese Sache mit der multiplen Persönlichkeit, was mich ultranervös machte. Ich beschloss, Chimera einfach wie jeden anderen durchgeknallten Mörder zu behandeln, dann würden wir schon klarkommen. Das sagte ich mir immer wieder. Mein Puls raste weiter, die
     
    Enge in der Brust blieb, die Angst blieb; offenbar glaubte ich mir selbst nicht. »Wollen Sie wissen, wie ich Orlando geholfen habe?«, fragte er. Ich nickte. »Ja, gern.«
     
    »Wollen Sie wirklich wissen, was ich für ihn getan habe?« Ich nickte wieder, obwohl mir nicht wohl war bei seiner Frage.
     
    Er lächelte, und schon das versprach unerfreuliche Dinge. »Aber reden kann jeder. Lassen Sie mich Ihnen daher zeigen, was ich getan habe, Anita.« Damit griff er hinter sich an den Türknauf, drückte die Tür auf und zog mich in den Raum.
     

65
     
    In dem Zimmer war es finster wie in einer Höhle. Ich stand plötzlich blind im Nichts. Chimera ließ meinen Arm los, und ich war ohne jede Orientierung. Ich machte ein paar taumelnde Schritte, griff aus, um mich abzufangen, und berührte etwas. Ich fasste zu, um mich festzuhalten, erkannte Haut und Muskeln. Es war ein menschliches Körperteil, aber nicht da, wo es sein sollte. Jemandes Wade, aber zu hoch. Ich riss die Hand zurück und streifte etwas anderes. Ich quiekte. Tastend ging ich ein paar Schritte und stieß gegen etwas, das dadurch ins Schaukeln geriet. Was immer es war, es hing von der Decke. Ich rückte davon weg und lief mit dem Gesicht in die nächste Überraschung. Es war ein Körper, und sein Aufschrei verriet mir, dass er lebte. Ich hatte ihn so heftig angestoßen, dass er ausschwang und gegen mich prallte. Ich wich zurück und stieß gegen einen anderen. Der gab keinen Laut von sich. Ich streckte die Hände vor mich und versuchte, an eine freie Stelle zu gelangen, fasste aber ständig an Leiber, berührte Hüften, Oberschenkel, Weichteile, Hintern. Ich lief schneller, um aus diesen Wald von aufgehängten Leibern herauszukommen, doch damit brachte ich sie nur ins Schaukeln, sodass sie mich anstießen. Ringsherum kamen Schreie aus dem Dunkeln, als hätte ich sie alle ins Schaukeln gebracht. Es waren lauter Männerstimmen, dem Klang nach war keine Frau darunter. Ein Körper traf mich so heftig, sodass ich hinfiel, die baumelnden Füße streiften mich trotzdem. Ich kroch davon weg und stieß gegen neue Füße, sie waren überall, streiften mich, wollten sich aufstützen. Ich legte mich flach auf den Boden und versuchte, hektisch den Berührungen auszuweichen, schob mich auf dem Rücken mit Händen und
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