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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Ich versuchte, sie möglichst dabei abzustützen, damit es nicht so wehtat, aber die Schmerzen waren trotzdem da. Sie wimmerte, als sie den Boden berührte, und in Zekes menschlichen Augen sah ich genug, auch ohne sein Wolfsgesicht zu deuten.
     
    »Chimera muss das Handwerk gelegt werden«, sagte er leise. »Um jeden Preis.« »Ja«, sagte ich und hielt Ginas Hand. »Ja, unbedingt.« »Das Handwerk legen, ha«, stieß Bobby Lee aus, »wir müssen das Arschloch töten.« Ich nickte. »Das auch.«
     

64
     
    Wir kamen sogar etwas vor Ende der Galgenfrist am Club an. Die Werratten waren mit reichlich Leuten gekommen, und ich hatte Rafael das Kommando für die Rettungsaktion überlassen. Ich ließ mich unbewaffnet von Zeke in die Höhle des Löwen führen. Er hatte meine Waffen bei sich und würde sie mir geben, wenn ich sie brauchte. Theoretisch. Aber Theorie und Praxis stimmen selten überein. Zeke hatte einmal versucht, mich zu töten, und jetzt sollte ich ihm mein Leben anvertrauen. Schien mir eine schlechte Idee zu sein. Trotzdem ließ ich mich darauf ein. Hätten wir ein bisschen mehr Zeit gehabt, wäre uns vielleicht noch ein besserer Plan eingefallen, aber Zeit hatten wir nicht. Nicht, wenn wir Cherry und Micah retten wollten.
     
    Ich fühlte mich, als käme ich seit vier Jahren immer zu spät. Zu spät, um Leute zu retten, zu spät, um die Monster aufzuhalten. Ich war das Aufräumkommando, jemand, der erst aufkreuzte, wenn schon überall Leichen lagen, und der die Sauerei aufwischte. Ich tötete Monster, aber erst nachdem sie Schreckliches getan hatten. Auch diesmal hatte Chimera bereits gemetzelt und gefoltert. Immerhin musste ich mir eingestehen, dass mich seine bisherigen Opfer nicht interessierten. Ich meine, es tat mir leid für Gina und für Bacchus' Geliebten und dass Ajax verstümmelt worden war, aber sie blieben für mich abstrakt. Cherry und Micah waren konkret. Wie ungemein schnell Micah für mich konkret geworden war, erschreckte mich, aber wenn ich nicht zu genau darüber nachdachte, blieb ich handlungsfähig, konnte klar denken, normal atmen. Bei längerem Nachdenken dagegen schoss mir alles Mögliche durch den Kopf und mein Atem ging schneller.
     
    Der große Saal des Clubs war dunkel und leer. Die Party fand oben statt. In dem Raum am Ende des weißen Flurs, wo wir vor ein paar Tagen Nathaniel und Gregory befreit hatten. Chimera wartete davor. Er trug eine schwarze Kopfmaske, die Reißverschlüsse der Augenschlitze waren offen, sodass ich zwei hellgraue Augen sah. Er trug einen ziemlich gewöhnlichen Anzug mitsamt korrekt sitzendem Schlips und weißem Oberhemd, was zu der Ledermaske seltsam aussah. Die Hände hielt er hinter dem Rücken und stand angelehnt. Er wollte lässig wirken, war aber sichtlich nervös. Man brauchte kein Lykanthrop zu sein, um das zu merken.
     
    Gina hatte sich auf zwei Werhyänen stützen müssen, um die Treppe zu bewältigen. Zeke und ich hätten ihr helfen können, doch er musste so tun, als ob er mich bewachte, und Gina hatte einen Zettel unter der Stola, den sie den Hyänen zustecken sollte. Bacchus hatte ihn geschrieben. Er bat darauf, ihn durch den Geheimeingang reinzulassen. Chimera hatte offenbar nie gefragt, ob es einen gab, und so hatte es ihm keiner gesagt.
     
    Chimera sah an mir vorbei. »Gina...« Er schüttelte den Kopf. »Bringt sie weg und lasst sie behandeln.«
     
    Die zwei Hyänen machten widerspruchslos mit ihr kehrt und gingen den Flur zurück. Der Schlangenmann, der bei ihnen gewesen war, blieb da, und verfolgte mit seinen schwarzgrün gestreiften Augen jede Regung in Chimeras Gesicht. Man hätte sagen können, er stand stramm wie ein guter Soldat, aber es war mehr. Sein Gesichtsausdruck ging über Gehorsam hinaus. Er sah aus, als wäre es das Wunderbarste auf der Welt, auf Chimeras Befehle zuwarten. Dieser Ausdruck geduldiger Anbetung war schon für sich genommen gruselig, und ich verstand, warum Bacchus der Meinung war, die Schlangen müssten sterben. Es ging ihm nicht nur um Rache. Leute, die ihren Anführer als Gott verehrten, machten bei Palastrevolten nicht mit.
     
    »Ich war mir nicht sicher, ob Sie kommen würden, Ms. Blake. « Die Stimme kam mir bekannt vor. »Sie haben mir keine große Wahl gelassen.« »Und das tut mir leid.« »So leid, dass Sie mich mit meinen Leoparden nach Hause gehen lassen?«
     
    Er lächelte kaum merklich und schüttelte den Kopf. »Micah ist nicht Ihr Leopard, sondern meiner, Ms. Blake.«
     
    Ich kannte
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