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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Vorspeise?
    Ich fühlte Macht auf meiner Haut kribbeln, aber sie gehörte nicht Jason. Seine hatte ich einmal zu spüren bekommen. Waren wir für Richard ein erregender Anblick? War es für ihn ein Nervenkitzel, mich so zu sehen wie die Frau in dem Snuff-Movie?
    »Sie gehört mir, Jason.« Es war Richards Stimme, aber ein Bass. Die Verwandlung kam näher.
    Jason winselte. Das war genau der richtige Ausdruck. Richards Macht schwebte in der Luft wie ein herannahender Sturm. »Runter von ihr, Jason! » Sofort!« Das letzte Wort wurde ein Schrei. Er klang wie der Schrei eines Pumas, der nicht Angst bedeutete, sondern Warnung.
    Ich spürte, wie Jason in meinen Haaren versteckt den Kopf schüttelte. Er verkrampfte die Finger. Ich japste unter seiner Kraft. Das war die falsche Reaktion. Er ließ meine Hände so plötzlich los, dass ich getaumelt wäre, wenn sein Unterleib mich nicht gegen die Käfigwand gedrückt hätte. Dann sprang er zurück, und ich taumelte. Er packte mich um die Oberschenkel und hob mich in die Höhe, zu rasch, als dass ich dagegen etwas hätte tun können, selbst wenn ich dazu fähig gewesen wäre. Er warf mich gegen das Gitter. Ich fing den Aufprall mit dem Rücken ab. Voller Blutergüsse, aber am Leben.
    Er hielt mich mit einem Arm fest und schob mir mit dem anderen den Pullover hoch. Ich zog ihn wieder herunter. Er knurrte und warf mich zu Boden. Der Aufprall auf dem Fels beraubte mich für eine Minute meines Kampfgeistes. Jason zerriss meinen Pullover, als wäre er aus Papier, machte ein Loch über meinem Magen. Er warf den Kopf in den Nacken und schrie, aber der Mund, den er dabei aufriss, war kein menschlicher Mund mehr.
    Hätte ich genügend Luft bekommen, ich hätte ebenfalls geschrien.
    »Jason, nein!« Auch diese Stimme gehörte keinem Menschen. Richards Macht strömte in unseren Käfig, mit einer Dichte, dass man daran ersticken konnte. Jason rang damit, als wäre sie dicker als Luft. Er schlug nach etwas, das ich nicht sehen konnte, und mit Händen, die Klauen anstelle von Fingern hatten.
    »Zurück.« Das Wort ein kaum noch verständliches Knurren.
    Jason knurrte zur Antwort, schnappte mit den Zähnen ins Leere, aber nicht nach mir. Er rollte von mir herunter und kroch knurrend ein Stück weg.
    ich blieb einfach auf dem Rücken liegen und wagte nicht, mich zu rühren. Aus Angst, dass jede Bewegung das Gleichgewicht kippte und Jason zu Ende brächte, was er angefangen hatte.
    »Scheiße«, sagte Carmichael. »Ich bin gleich wieder da, Leute, und dann sollte dem Vogelmann besser etwas einfallen, wie er einen von euch zum Verwandeln bringt.« Er marschierte davon und ließ uns mit einem Schweigen zurück, das in ein tiefes, stetiges Knurren überging. Ich merkte, dass es nicht mehr von Jason kam.
    Ich stützte mich langsam auf die Ellbogen. Jason versuchte nicht, mich zu fressen. Richard stand noch an derselben Gitterwand seines Käfigs, aber sein Gesicht war länger geworden. Er hatte eine Schnauze bekommen. Sein dichtes, braunes Haar war gewachsen. Es schien sich auf dem Rücken fortzusetzen, als wäre es an der Wirbelsäule angewachsen. Er klammerte sich an seine Menschengestalt, sie hing nur noch an einem Faden. Einem dünnen, morschen Faden.
    Edward stand sehr still neben der Käfigtür. Er hatte nicht versucht, wegzulaufen, als Richard unheimlich wurde. Edward hatte immer Nerven aus Stahl.

42
     
    Titus drängte als Erster durch die Tür. »Ich bin mächtig enttäuscht von euch. Carmichael hier erzählt mir, ihr hättet es fast gehabt, da mischt sich der Kerl da ein.«
    Kaspar starrte Richard an, als habe er ihn noch nie zuvor gesehen. Vielleicht hatte er noch keinen gesehen, der halb Mensch und halb Wolf war, aber die Art, wie er ihn anstarrte, verriet, dass das nicht die entscheidende Attraktion war. »Nicht einmal Marcus hätte geschafft, was du getan hast.«
    »Jason wollte ihr nichts tun«, erklärte Richard. »Er will sich anständig verhalten.«
    »Tja, Vogelmann«, sagte Carmichael, »und was jetzt?« Ich blieb auf dem Boden sitzen. Jason kauerte auf Händen und Knien in der anderen Ecke und schaukelte vor und zurück. Aus seiner Kehle drang ein tiefes Stöhnen.
    »Er steht knapp davor«, sagte Kaspar. »Ein bisschen frisches Blut wird den Rest besorgen. Nicht einmal ein Alphatier kann ihn dann noch halten.«
    Das klang gar nicht gut. »Ms Blake, könnten Sie bitte an das Gitter treten.«
    Ich bewegte mich so, dass ich gleichzeitig den stöhnenden Werwolf und das bewaffnete
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