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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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schwierig, mit ihm zu streiten, aber ich gab mir alle Mühe.
    Jason schlich in einer Art Affengang auf die Gitterstäbe zu. Es sah nicht gerade graziös aus, strahlte aber eine Energie aus, als wollte er sich gleich in die Luft werfen. So als könnte er, einmal vom Boden abgesprungen, oben bleiben und fliegen.
    »Ruhig, Jason, gelassen bleiben«, sagte Richard. »Komm schon, junge, versuche es. Stürme das Gitter und ich drücke ab.«
    Ich sah zu, wie Jason die Muskeln spannte, dann warf er sich gegen die Stäbe. Er klammerte sich fest und griff zwischen ihnen hindurch, streckte den Arm soweit es ging hinaus. Er quetschte eine Schulter zwischen zwei Stäbe, als könnte er hindurch gleiten. Einen Augenblick lang wirkte Carmichael verunsichert, dann lachte er.
    »Erschießen Sie mich«, verlangte Jason und knurrte mehr, als dass er redete. »Erschießen Sie mich.« »Lieber nicht«, sagte Carmichael.
    Jason packte zwei Stäbe und rutschte daran herunter auf die Knie, die Stirn an das Eisen gedrückt. Sein Atem ging schnell, keuchend, als wäre er eine Meile in einer Minute gerannt. Wäre er ein Mensch gewesen, er hätte hyperventiliert und wäre ohnmächtig geworden. Er drehte langsam den Kopf zu mir, quälend langsam, als wehrte er sich dagegen. Er hatte versucht, Carmichael zu zwingen, ihn zu erschießen. Wollte getötet werden, um nicht über mich herfallen zu müssen. Eigentlich kannte er mich nicht gut genug, um für mich sein Leben zu geben. Verschaffte ihm eine Menge Pluspunkte auf meiner Liste.
    Er sah mich an, und das nackte, ungehemmte Verlangen stand ihm im Gesicht. Nach Sex, nach Futter, nach beidem oder keinem, ich verstand den Blick in seinen Augen nicht und wollte ihn auch nicht verstehen.
    Er kam hoch und näherte sich mir. Ich wich ihm hastig aus, rannte fast. »Nicht rennen«, rief Richard, »das erregt ihn.«
    Während ich in Jasons fremdartiges Gesicht starrte, nahm ich meinen ganzen Willen zusammen, um stehen zu bleiben. Ich griff mit beiden Händen rückwärts in die Gitterstäbe, so fest, dass es wehtat, aber ich rannte nicht weg. Rennen war schlecht.
    Jason hielt sofort inne. Er kauerte sich hin. Er setzte eine Hand vor die andere und kroch auf mich zu. Es geschah langsam, als wollte er es nicht tun, aber er kroch.
    »Noch irgendwelche klugen Einfälle?«, fragte ich. »Renne nicht, wehre dich nicht. Das wirkt aufregend. Versuche, ruhig zu sein, keine Angst zu haben. Angst ist sehr erregend.« »Sprichst du aus persönlicher Erfahrung?«, fragte ich. »Ja,«
    Ich wollte mich umdrehen, sein Gesicht sehen, aber ich konnte nicht. Ich hatte nur Augen für den Werwolf, der langsam auf mich zugekrochen kam. Der Werwolf in dem anderen Käfig kam allein zurecht.
    Jason kniete sich auf alle viere wie ein Hund, der auf einen Befehl wartet. Er hob den Kopf und blickte mich an. Ein hellgrüner Fleck schoss in seine Augen. Das Blau der Iris versank in einem Wirbel neuer Farbe. Als das vorbei war, hatte er Augen so grün wie junges Frühlingsgras, ohne irgendetwas Menschliches darin.
    Ich schnappte nach Luft. Ich konnte nicht anders. Er schnüffelte in die Luft, während er näher kam. Seine Fingerspitzen berührten meine Beine. Ich zuckte zusammen. Er stieß einen langen Seufzer aus und rieb die Wange an meinem Bein. Im Lunatic Cafe hatte er viel mehr getan, aber da waren seine Augen noch weitgehend menschlich gewesen. Und ich hatte eine Waffe gehabt. Für eine Pistole hätte ich jetzt fast alles gegeben.
    Jason fasste meinen Mantelsaum und zog mit geballten Fäusten an dem Stoff. Er wollte mich auf den Boden reißen. Auf keinen Fall. Ich zuckte den Mantel von meinen Schultern. Jason zog ihn von mir herunter. Ich trat aus dem Kreis des Mantelstoffs. Er knüllte ihn zusammen, drückte ihn sich ans Gesicht, rollte damit über den Boden wie ein Hund mit einem Stück Aas und schwelgte in dem Geruch.
    Er kam wieder auf die Knie. Er pirschte sich an, mit einer geschmeidigen Anmut, die höllisch nervte. Menschen können nicht anmutig kriechen.
    Ich wich zurück, langsam, ohne zu rennen. Aber ich wollte nicht, dass er mich wieder anfasste. Er bewegte sich schneller, mit einzelnen gezielten Bewegungen. Hellgrüne Augen sahen mich an, als gäbe es außer mir nichts auf der Welt.
    Ich begann hastiger auszuweichen. Er kam mit mir. »Nicht rennen, Anita, bitte«, sagte Richard.
    Ich prallte mit dem Rücken in die Käfigecke und stieß einen kleinen Schrei aus. Jason legte die Entfernung zwischen uns in zwei weichen
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