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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3
Autoren: Alexander Dumas
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machten aus Pitou einen vollkommenen Grenadier.
    Leider war der Vater Clouis nicht so stark im Manövrieren, als im Exerzieren; als er die Wendungen und Veränderungen erklärt hatte, war er mit seinem Wissen zu Ende.
    Pitou nahm nun seine Zuflucht Zu dem soeben erschienenen Handbuch für die Nationalgarde , worauf er die Summe von einem Thaler verwandte.
    Durch das großmütige Opfer seines Kommandanten lernte das Bataillon von Haramont sich ziemlich angenehm auf einem Terrain bewegen.
    Als Pitou fühlte, daß sich die Bewegungen verwickelten, machte er eine Reise nach Soissons, einer Garnisonsstadt, sah wirkliche Bataillone, geführt von wirklichen Offizieren, manövrieren, und lernte hier an einem Tage mehr, als er mittelst Theorien in zwei Monaten gelernt hätte.
    So vergingen zwei Monate, zwei Monate der Arbeit, der Anstrengung und der fieberhaften Aufregung.
    Pitou, ehrgeizig, verliebt, unglücklich in der Liebe, aber, eine schwache Entschädigung, mit Ruhm gesättigt, Pitou hatte tüchtig geschüttelt, was gewisse Philosophen geistreicherweise das Tier nennen.
    Bei Pitou war das Tier ohne Schonung der Seele geopfert worden. Dieser Mensch war so viel gelaufen, hatte sorastlos seine Glieder gerührt, so sehr seinen Geist geschärft, daß man sich wundern müßte, wenn er dabei an die Befriedigung oder die Tröstung seines Herzens gedacht hätte.
    Dennoch war es so.
    Wie oft nach dem Exerzieren hatte sich Pitou nicht hinreißen lassen, die Ebenen von Largny und von Roue in ihrer ganzen Länge, und dann den Wald in seiner ganzen Tiefe zu durchwandern, um an den Saum der Felder von Boursonne zu gehen, und Katharine, die noch immer ihre Rendevous unterhielt, zu belauern.
    Katharine, ein paar Stunden des Tags den Arbeiten des Hauses entziehend, traf in einem kleinen Pavillon, der mitten in dem zum Schlosse Boursonne gehörigen Kaninchengehege lag, mit dem geliebten Isidor zusammen, mit diesem glücklichen Sterblichen, der immer stolzer, immer schöner sich erhob, während alles um ihn her litt und sank.
    Wie viel Bangigkeiten erfüllten das Herz des armen Pitou! welche traurigen Betrachtungen war er genötigt, anzustellen über die Ungleichheit der Menschen im Punkte der Glückseligkeit!
    Er, dem die Mädchen von Haramont, von Taillefontaine und von Vivieres huldigten, er, der auch seine Rendevous im Walde gefunden hätte, und der, statt stolz einherzugehen als ein glücklicher Liebhaber, lieber wie ein geschlagenes Kind vor der geschlossenen Thüre des Pavillons von Herrn Isidor weinte!
    Das war so, weil Pitou Katharine liebte, weil er sie leidenschaftlich liebte, weil er sie um so mehr liebte, als er sie über ihm erhaben fand.
    Er dachte nicht einmal mehr darüber nach, daß sie einen andern liebte. Nein, für ihn hatte Isidor aufgehört, ein Gegenstand der Eifersucht zu sein. Isidor war würdig, geliebt zu sein; aber Katharine, ein Mädchen aus dem Volke, hätte vielleicht ihre Familie nicht entehren, oder sie hätte wenigstens Pitou nicht in Verzweiflung bringen sollen.
    Wenn er überlegte, hatte die Reflexion sehr scharfe Spitzen,sehr grausame Stiche.
    Wie! sagte sich Pitou, es hat ihr dergestalt an Gemüt gefehlt, daß sie mich hat gehen lassen! Und seitdem ich gegangen bin, hat sie nicht einmal die Gewogenheit gehabt, sich zu erkundigen, ob ich Hungers gestorben. Was würde der Vater Billot sagen, wenn er wüßte, daß man so seine Freunde verläßt, daß man so seine Angelegenheiten vernachlässigt? Was würde er sagen, wenn er wüßte, daß die Verwalterin des Hauses, statt die Arbeitsleute des Pachthofes zu beaufsichtigen, ihrer Liebschaft mit Herrn von Charny, einem Aristokraten, nachgeht?
    Der Vater Billot würde nichts sagen. Er würde Katharine umbringen.
    Es ist doch etwas, dachte Pitou, es ist doch etwas, das leichte Mittel einer solchen Rache in seinen Händen zu haben.
    Ja, doch es war schön, sich dessen nicht zu bedienen.
    Pitou hatte es indessen schon erprobt, die mißkannten schönen Handlungen nützen denjenigen nicht, welche sie vollbracht haben.
    Wäre es nicht möglich, Katharine wissen zu lassen, daß man so schöne Handlungen vollbringe?
    Ei! mein Gott, nichts war leichter: man durfte nur an einem Sonntag beim Tanze Katharine anreden und ihr wie zufällig eines von den schrecklichen Worten sagen, die den Schuldigen offenbaren, daß ein Dritter ihr Geheimnis ergründet hat.
    War das nicht gar leicht thunlich, und geschehe es auch nur, um diese Hoffärtige ein wenig leiden zu sehen?
    Doch,
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