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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3
Autoren: Alexander Dumas
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schöner, adeliger Herr, der Pfau der Gegend, das Rad zu schlagen sich die Mühe gab.
    So durch die Philosophie gegen die schlimmen Neigungen wieder gestählt, gestand sich Pitou, er habe gegen das Mädchen ein unpassendes, wenn nicht verdammenswertes Benehmen beobachtet. Er sagte sich, das sei das Mittel, Abscheu gegen sich zu erregen und erkannte seine Berechnung als eine durchaus verfehlte; geblendet durch Herrn von Charny werde Katharine den Vorwand nehmen, Pitous glänzende und solide Eigenschaften nicht anzuerkennen, wenn er jenen schlimmen Charakter offenbare; er müsse also Katharine den Beweis eines guten Charakters geben.
    Und wie?
    Pitou, diese gute Seele, diese schöne Seele, glühend von Wein und Glück, sagte sich, er werde Katharine so beschämen, daß sie einen Jungen wie ihn nicht liebe, daß sie sich eines Tags gestehen werde, sie habe ihn verkannt.
    Und dann, müssen wir es sagen? die keuschen Ansichten Pitous konnten es nicht zulassen, daß die reine, die stolze, die schöne Katharine etwas anders sei für Herrn Isidor, als eine Kokette.
    An einem schönen Tag würde Herr Isidor nach der Stadt gehen, eine Gräfin heiraten, Katharine nicht mehr anschauen, und der Roman hätte ein Ende.
    Alle diese eines Greises würdigen Betrachtungen gab der Wein, der die Alten verjüngt, unserm wackeren Kommandanten der Nationalgarde von Haramont ein.
    Um nun Katharine wohl zu beweisen, daß er ein Mensch von gutem Charakter sei, beschloß er, eines um das andre die schlimmen Worte von diesem Abend wieder zu erwischen. Um dies zu thun, mußte er vor allem Katharine wieder ertappen.
    Für einen trunkenen Menschen, der keine Uhr hat, giebt es keine Stunden. Pitou besaß keine Uhr, und er hatte nicht zehn Schritte außer dem Hause gemacht, als er trunken war wie ein Bacchus oder sein vielgeliebter Sohn Thespis.
    Er erinnerte sich nicht mehr, daß er Katharine seit mehr als drei Stunden verlassen habe und daß sie, um nach Pisseleux zurückzukehren, höchstens eine kleine Stunde brauchte.
    Er stürzte in den Wald und schritt kühn quer durch die Bäume, um Pisseleux, mit Vermeidung der zickzackigen Wege, in der geradesten Richtung zu erreichen.
    Lassen wir ihn mit gewaltigen Fußtritten und Stockstreichen die Bäume, Büsche und Sträuche des Waldes des Herzogs von Orleans beschädigen, der ihm die Streiche mit Wucher zurückgab.
    Begeben wir uns wieder zu Katharine, die, nachdenkend und trostlos, mit ihrer Mutter nach Hause kehrte.
    Einige Schritte vom Pachthofe ist ein Sumpf; bei dieserStelle wird der Weg schmäler, und zwei Pferde, die nebeneinander gekommen sind, müssen hintereinander gehen.
    Die Mutter Billot ritt voran.
    Katharine wollte auch weiter reiten, als sie ein leises Pfeifen hörte, das einen Ruf bedeutete.
    Sie wandte sich um und erblickte im Schatten die Tressen einer Mütze, welche die des Lakais von Isidor war.
    Sie ließ ihre Mutter ihres Wegs ziehen, was diese auch ohne Besorgnis that, da man nur hundert Schritte vom Pachthof entfernt war.
    Der Lakai kam auf sie zu und sagte:
    Jungfer, Herr Isidor muß Sie heute abend notwendig sehen; er bittet Sie, ihn um elf Uhr irgendwo, wo Sie wollen, zu erwarten.
    Mein Gott! versetzte Katharine, sollte ihm ein Unglück widerfahren sein?
    Ich weiß es nicht, Jungfer, doch heute abend hat er von Paris einen schwarz gesiegelten Brief erhalten; schon seit einer Stunde warte ich hier.
    Es schlug zehn Uhr in der Kirche von Villers-Cotterets, und die Stunden zogen eine nach der andern, in der Luft bebend, auf ihren ehernen Flügeln getragen vorüber.
    Katharine schaute umher.
    Der Ort ist dunkel und abgelegen, sagte sie; ich werde Ihren Herrn hier erwarten.
    Der Lakai stieg wieder zu Pferde und ritt weg im Galopp.
    Katharine kehrte ganz zitternd hinter ihrer Mutter in den Pachthof zurück.
    Was konnte ihr Isidor zu einer solchen Stunde zu eröffnen haben, wenn nicht ein Unglück?
    Ein Liebesrendevous entlehnt lachendere Formen.
    Doch das war nicht die Frage. Isidor verlangte ein Rendevous in der Nacht, gleichviel zu welcher Stunde, gleichviel an welchem Ort: sie hätte ihn auf dem Friedhofe von Villers-Cotterets um Mitternacht erwartet.
    Sie wollte also nicht einmal nachdenken, küßte ihre Mutterund zog sich in ihr Zimmer zurück, scheinbar, um sich schlafen zu legen.
    Als Katharine in ihr Zimmer zurückgekehrt war, kleidete sie sich weder aus, noch legte sie sich nieder. Sie wartete. Sie hörte halb elf Uhr schlagen, dann löschte sie ihre Lampe aus und eilte
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