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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3
Autoren: Alexander Dumas
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Nachbarn, bezahlen, welche miteinander mehr als zweimalhunderttausend Livres Einkünfte haben.
    Aber sprechen Sie, fuhr Gilbert fort, glauben Sie, die Adeligen und die Priester seien weniger Franzosen als Sie?
    Pitou spitzte die Ohren bei diesen Worten, die damals als Ketzerei klangen, wo der Patriotismus nach der Solidität der Ellenbogen auf der Greve gemessen wurde.
    Nicht wahr, mein Freund, Sie glauben es nicht. Sie können es nicht anerkennen, daß die Adeligen und diese Priester, die alles verschlingen und nichts wiedergeben, ebenso gute Patrioten seien als Sie?
    Das ist wahr.
    Irrtum, mein Lieber, Irrtum. Sie sind es mehr, und ich will es Ihnen beweisen.
    Ho! ho! ich leugne das.
    Nun denn! ich gebe Ihnen die Versicherung, Billot, daß binnen drei Tagen der privilegierteste Mensch in ganz Frankreich derjenige sein wird, welcher nichts besitzt.
    Wieso? fragte der Pächter.
    Hören Sie, Billot diese Adeligen und die Geistlichen, die Sie der Selbstzucht bezichtigen, fangen an, von dem Patriotismus-Fieber ergriffen, zu werden, das die Runde in Frankreich zu machen im Begriff ist. In diesem Augenblick versammeln sie sich wie die Schafe am Rande des Grabens; sie beraten sich; der Kühnste springt schon morgen, übermorgen, vielleicht heute abend. Und nach ihm werden alle andren springen.
    Was meinen Sie damit, Herr Gilbert?
    Damit meine ich, ihren Vorrechten entsagend, werden sie als Lehensherren ihre Bauern frei geben, als Grundherren auf ihre Pachtzinse verzichten, als Adelige mit den Taubenhäusern ihre Tauben loslassen.
    Ho! ho! rief Pitou erstaunt, Sie glauben, sie werden dies alles frei geben?
    O! sagte Billot leuchtend, das ist die glänzende Freiheit.Hernach aber, wenn wir alle frei sind, was werden wir thun?
    Ah! versetzte Billot ein wenig verlegen, was wir thun werden? man wird sehen.
    Oh! das ist das äußerste Wort, rief Gilbert. Man wird sehen!
    Er stand mit einer düsteren Miene auf und ging einige Augenblicke stillschweigend auf und ab; dann kehrte er zum Pächter zurück, nahm dessen schwielige Hand mit einem Ernste, der einer Drohung glich, und sprach:
    Ja, man wird sehen. Ja, wir werden alle sehen, du wie ich, ich wie du, er wie ich. Und daran dachte ich gerade vorhin, als du bei mir die Kaltblütigkeit fandst, die dich so sehr in Erstaunen gesetzt hat.
    Sie erschrecken mich! Das Volk einig, sich umfangend, sich gegenseitig anschließend, um zur allgemeinen Wohlfahrt beizutragen, das ist ein Gegenstand, der Sie verdüstert, Herr Gilbert?
    Dieser zuckte die Achseln.
    Dann fuhr Billot seinerseits fragend fort:
    Was werden aber Sie von sich selbst sagen, wenn Sie heute zweifeln, nachdem Sie, der neuen Welt die Freiheit gebend, in der alten alles dazu vorbereitet haben?
    Billot, erwiderte Gilbert, du hast, ohne es zu vermuten, ein Wort ausgesprochen, das den Sinn des Rätsels enthält. Dieses Wort, das Lafayette ausspricht und das niemand, vielleicht er selbst nicht begreift, ja, wir haben der neuen Welt die Freiheit gegeben.
    Ihr Franzosen? Das ist schön!
    Das ist schön, aber es wird sehr teuer sein, erwiderte Gilbert traurig.
    Bah! das Geld ist ausgegeben, die Rechnung ist bezahlt, sprach Billot heiter. Ein wenig Gold, wie Blut, und die Schuld ist abgetragen.
    Ein Blinder! versetzte Gilbert, ein Blinder muß es sein, der in dieser Morgenröte des Westens den Keim des Untergangs von uns allen nicht sieht! Warum sollte ich die Leuteanklagen, ich, der ich ihn ebensowenig. gesehen habe als sie? Der neuen Welt die Freiheit gegeben haben, Billot, ich fürchte es sehr, heißt die alte zu Grunde lichten.
    Rerum novus nascitur ordo, sprach Pitou mit einer großen revolutionären Dreistigkeit.
    Stille, Kind, sagte Gilbert.
    War es denn schwieriger, die Engländer zu unterwerfen, als die Franzosen zu beruhigen? fragte Billot.
    Neue Welt, wiederholte Gilbert, das heißt reiner Platz, glatter Tisch; keine Gesetze, keine Mißbräuche, keine Ideen, aber auch keine Vorurteile. In Frankreich dreißigtausend Quadratmeilen für dreißig Millionen Menschen, das heißt: im Falle einer Teilung des Platzes kaum für jeden eine Wiege und ein Grab. Dort, in Amerika finden sich zweimalhunderttausend Quadratmeilen für drei Millionen Menschen; ideale Grenzen mit der Wüste, das heißt der Raum mit dem Meer, mit der Unermeßlichkeit; bei diesen zweimalhunderttausend Meilen haben wir auf tausend Meilen schiffbare Flüsse, Urwälder, das heißt alle Elemente des Lebens, der Zivilisation und der Zukunft. Oh! wie leicht ist es,
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