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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3
Autoren: Alexander Dumas
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Magerkeit zu spotten schien. Bleich wie ein Gespenst, das Auge halb tot unter den erschlaffenden Lidern, ließ er sich zu seiner Bank führen, während alle Lords, erstaunt über die unerwartete Erscheinung, sich bewunderungsvoll verbeugten, wie es der römische Senat bei der Rückkehr des schon toten und vergessenen Tiberius hätte thun können.
    Stillschweigend, mit einer tiefen Aufmerksamkeit hörte er die Rede von Lord Richmond, dem Urheber des Antrags, und als dieser geendigt hatte, stand Chatam auf, um zu antworten.
    Da fand dieser tote Mann die Kraft, um drei Stunden zu sprechen; er fand Feuer in seinem Herzen, um den Blitz seiner Blicke zu entzünden; er fand in seiner Seele Töne, die alle Herzen bewegten.
    Es ist wahr, er sprach gegen Frankreich, er hauchte seinen Landsleuten den Haß ein, er hatte alle seine Kräfte und sein ganzes Feuer heraufbeschworen, um das Land, den verhaßten Nebenbuhler des seinigen, zu Grunde zu richten und zu verschlingen. Er verbot, daß Amerika als unabhängig anerkannt würde, er verbot die ganze Verhandlung und schrie: Krieg! Krieg! Er erklärte, es sei die Pflicht jedes Engländers, eher zu Grunde zu gehen, als zu dulden, daß eine Kolonie sich vom Mutterlande loßreiße.
    Er endigte seine Rede, schleuderte seine letzte Drohung hin und fiel, wie vom Schlage getroffen, nieder.
    Er hatte nichts mehr auf dieser Welt zu thun; man trugihn verscheidend weg. Einige Tage nachher war er tot.
    Ho! ho! riefen gleichzeitig Billot und Pitou, was für ein Mann ist dieser Lord Chatam!
    Das war der Vater des jungen Mannes von dreißig Jahren, der uns beschäftigt, sprach Gilbert, Chatam starb mit siebzig Jahren. Sein Sohn ist der Mann, der Großbritannien regiert, der zu dieser Stunde Ludwig XVI. einen tödlichen Haß geschworen hat; der Verfasser der Abhandlung von 1778; derjenige endlich, welcher nicht frei atmen wird, solange es in Frankreich noch eine geladene Flinte und eine volle Tasche giebt. Fangt Ihr an zu begreifen?
    Ich begreife, daß er Frankreich sehr haßt. Ja, das ist wahr, aber ich sehe noch nicht recht ...
    Nun, so leset diese vier Worte.
    Und er reichte das Papier Pitou.
    Englisch, versetzte dieser.
    Dot not mind the money , seht nicht auf das Geld , sagte der Doktor. Und später, da er auf dieselbe Ermahnung zurückkommt:
    Heißt sie das Geld nicht sparen und mir keine Rechenschaft ablegen.
    Dann bewaffnen sie, sagte Billot.
    Nein, sie bestechen.
    An wen ist dieser Brief gerichtet?
    An jedermann und an niemand. Dieses Geld, das man giebt, ausstreut, verschwendet, man giebt es Bauern, Arbeitern, Elenden, Leuten endlich, die uns die Revolution verderben werden.
    Vater Billot neigte das Haupt. Dieses Wort erklärte viele Dinge.
    Hätten Sie de Launay mit einem Kolbenschlag getötet?
    Hätten Sie Flesselles mit einem Pistolenschuß umgebracht?
    Hätten Sie Foulon gehenkt? Hätten Sie das blutige Herz von Berthier auf den Tisch der Wähler gebracht?
    Schändlichkeit! rief Billot. Das heißt, wie strafbar auchdieser Mensch sein mochte, ich hätte mich in Stücke hauen lassen, um ihn zu retten; und zum Beweise mag dienen, daß ich in seiner Verteidigung verwundet worden bin.
    Nun denn! Sehen Sie, Billot, es giebt viele Leute, die handeln werden, wie Sie, wenn sie nur eine Unterstützung in ihrer Nähe fühlen. Ueberläßt man sie aber den bösen Beispielen, dann arten sie aus, werden boshaft, grimmig, wütend; und wenn einmal das Uebel geschehen ist, dann macht es niemand ungeschehen.
    Aber, entgegnete Billot, ich gebe zu, daß Herr Pitt, oder vielmehr sein Geld, an dem Tode Flesselles, Foulons, Berthiers Anteil gehabt hat, welchen Nutzen wird er daraus ziehen?
    Gilbert lachte auf jene stille Art, welche die Einfältigen in Erstaunen setzt, und die Denker beben macht.
    Welchen Nutzen er daraus ziehen werde, fragen Sie? Ich will es Ihnen sagen: Sie lieben die Revolution sehr, nicht wahr? Sie, der Sie im Blute gewatet sind, um die Bastille zu nehmen?
    Ja, ich liebte Sie.
    Wohl, nun lieben Sie sie weniger. Nun sehnen Sie sich nach Villers-Cotterets, nach der Ruhe Ihrer Ebene, nach dem Schatten Ihrer großen Wälder zurück.
    Oh! ja. Sie haben recht, sprach Billot.
    Nun denn! Sie, Vater Billot, Sie, der Pächter, der Grundeigentümer, Sie, das Kind der Ile-de-France und folglich ein alter Franzose, Sie repräsentieren den dritten Stand, Sie sind von dem, was man die Majorität nennt. Sie aber sind der Sache überdrüssig.
    Ich gestehe es.
    Dann wird die Majorität überdrüssig
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