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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3
Autoren: Alexander Dumas
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Billot, wenn man Lafayette heißt und den Degen zu führen versteht, wenn man Washington heißt und die Überlegenheit des Geistes besitzt, wie leicht ist es, gegen Mauern von Holz, von Stein, von Erde oder von Menschenfleisch zu kämpfen! Wenn man aber, statt zu gründen, zerstört, wenn man in der alten Ordnung der Dinge, die man angreift, einstürzende Mauern von Ideen, und hinter die Trümmer dieser Mauern selbst so viele Leute und so viele Interessen sich flüchten sieht; wenn man, nachdem man den Gedanken gefunden hat, wahrnimmt, man werde dieses Volk, um ihm den Gedanken beizubringen, erst decimieren müssen, decimieren vom erinnerungsvollen Greise bis zum schülerhaften Kinde, vom monumentalen Gedächtnis an bis zum keimenden Instinkt: dann, o dann, Billot, ist es eine Aufgabe, die diejenigen beben macht, welche jenseits des Horizonts sehen. Billot, ich habe ein scharfes Gesicht, und ich bebe.Verzeihen Sie, mein Herr, sagte Billot mit seinem gesunden Verstand, Sie beschuldigten mich vorhin, ich hasse die Revolution, und nun machen Sie mir sie abscheulich.
    Habe ich dir denn gesagt, ich verzichte?
    » Errare humanum est ,« murmelte Pitou, » sed perseverare diabolicum .«
    Und er zog seine Füße mit den Händen an sich.
    Ich werde dennoch beharrlich sein, fuhr Gilbert fort, denn während ich die Hindernisse sehe, erschaue ich auch das Ziel, und das Ziel ist glänzend; es ist nicht nur die Freiheit Frankreichs, die ich träume, es ist die Freiheit der ganzen Welt. Es ist nicht nur die physische Gleichheit, es ist die Gleichheit vor dem Gesetz; es ist nicht nur die Verbrüderung zwischen den Bürgern, es ist die Verbrüderung zwischen den Völkern. Ich werde dabei meine Seele aushauchen und meinen Leib lassen, fügte Gilbert schwermütig bei; doch gleichviel, der Soldat, den man zur Erstürmung einer Festung schickt, sieht die Kanonen, sieht die Kugeln, die man hinein ladet, sieht die Leute, die man ihnen gegeben hat; er fühlt, daß dieses Stück Eisen ihm die Brust durchbohren wird, -- aber er geht, die Festung muß genommen sein. Nun denn! wir sind alle Soldaten, Vater Billot. Vorwärts! und auf unsern umhergestreuten Leibern möge eines Tags die Generation vorwärts schreiten, deren Vorhut dieses Kind hier ist.
    Ich weiß wahrhaftig nicht, warum Sie verzweifeln, Herr Gilbert, etwa weil ein Unglücklicher auf der Greve ermordet worden ist?
    Warum hast du dann Abscheu? Gehe, Billot, morde auch.
    Welchen Rat geben Sie mir also, Herr Gilbert?
    Willst du deinem Vaterlande, der Nation, deinen Brüdern, der Welt nützlich sein, so bleibe hier; nimm einen Hammer und arbeite in der Werkstätte Vulkans, wo die Blitze für die Welt geschmiedet werden.
    Bleiben, um morden zu sehen, um vielleicht dazu zu kommen, daß ich selbst morde?Wieso? versetzte Gilbert mit einem bleichen Lächeln. Du morden, Billot, was sagst du denn da?
    Ich sage, daß, wenn ich hier bleibe, wie Sie mich dazu auffordern, rief Billot ganz zitternd, ich sage, daß der erste, den ich einen Strick an eine Laterne binden sehe, ich sage, daß ich diesen mit meinen Händen aufhänge.
    Gilbert vollendete sein feines Lächeln.
    Ah! Du verstehst mich, und du bist nun auch Mörder, sagte er.
    Ja, Mörder von Schurken.
    Sprich, Billot, du hast Losme, de Launay, Flesseles, Foulon und Berthier ermorden sehen?
    Ja.
    Welche Namen erhielten sie von jenen, durch die sie ermordet wurden?
    Schurken, ja, aber ich habe recht, versetzte Billot.
    Du wirst recht haben, wenn du aufhängst, ja; doch wenn du gehenkt bist, so wirst du unrecht haben.
    Billot neigte das Haupt unter diesem Keulenschlage, doch plötzlich erhob er es voll Adel wieder und sprach:
    Werden Sie behaupten, diejenigen, welche wehrlose und unter dem Schutz der öffentlichen Ehre stehende Personen ermorden, seien Franzosen, wie ich einer bin?
    Ah! erwiderte Gilbert, das ist etwas andres. Ja, es giebt in Frankreich mehrere Arten von Franzosen. Es giebt vor allem das französische Volk, von dem Pitou ist, von dem ich bin, von dem du bist; ferner giebt es die französische Geistlichkeit und dann den französischen Adel. Drei Arten von Franzosen in Frankreich. Jeder ein Franzose aus seinem Gesichtspunkt, nämlich aus dem Gesichtspunkt seiner Interessen, und zwar abgesehen vom König von Frankreich, einem Franzosen auf seine Weise. Ah! Billot, hier siehst du, in der verschiedenen Manier, Franzose zu sein, in der verschiedenen Manier aller dieser Franzosen, eben hierin steckt der Grund der Revolution. Du
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