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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3
Autoren: Alexander Dumas
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fragte:
    Was mir gefällt?
    Ja.
    Nun! was mir gefällt ist eine Flinte.
    Ah! das macht sich vortrefflich, ich habe vierunddreißig Flinten.
    Du hast vierunddreißig Flinten?
    Und die vierunddreißigste, die ich für mich genommen, wird Euch wohl taugen. Es ist ein hübsches Sergeantengewehr mit dem Wappen des Königs in Gold auf der Schwanzschraube.
    Und wie hast du dir diese Flinte verschafft? Ich hoffe, du hast sie nicht gestohlen.
    Pitou erzählte ihm seine Geschichte offenherzig und redlich.
    Ich begreife, sagte der alte Jagdaufseher. Ich will dich wohl das Exerzieren lehren, doch ich habe ein Übel an denFingern. Und er erzählte seinerseits Pitou den Unfall, der ihm begegnet war.
    Gut! sprach Pitou, kümmert Euch nicht mehr um Eure Flinte. Sie ist ersetzt. Ach! es handelt sich nur um Eure Finger ... Das ist nicht wie mit den Flinten, ich habe keine vierunddreißig.
    Oh! was die Finger betrifft, das ist nichts, und wenn du mir versprichst, daß die Flinte morgen hier sein wird, so komm.
    Und er stand sogleich auf.
    Der Mond im Zenit ergoß Ströme weißer Flammen auf die Lichtung, die sich vor dem Hause ausdehnte.
    Wer in dieser Einsamkeit die zwei schwarzen Schatten auf der gräulichen Fläche hätte gestikulieren sehen, wäre nicht imstande gewesen, sich eines geheimnisvollen Schreckens zu erwehren.
    Der Vater Clouis nahm seinen Flintenstumpf und zeigte ihn seufzend Pitou. Zuerst unterwies er ihn in der Haltung des Militärs.
    Es war übrigens etwas Seltsames, das plötzliche Geraderichten des großen Greises, der durch die Gewohnheit, in Gebüschen zu gehen, immer gebückt war und nun, wiederbelebt durch die Erinnerung an das Regiment und den Stachel des Exerzierens sein Haupt mit der weißen Mähne über breiten, wohlbefestigten Schultern schüttelte.
    Schau wohl, sagte er zu Pitou, schau wohl! Wenn man schaut, lernt man. Wenn du wohl gesehen hast, was ich mache, versuche es mir nachzumachen, und ich werde dir meinerseits zuschauen,
    Pitou versuchte es.
    Ziehe deine Kniee an, nimm deine Schultern zurück, gieb deinem Kopf ein freies Spiel; mache dir einen Boden, alle Teufel! deine Füße sind breit genug hiezu.
    Pitou gehorchte nach seinen besten Kräften.
    Gut, sagte der Greis, du hast ein ziemlich stattliches Aussehen.
    Pitou fühlte sich unendlich geschmeichelt, daß man ihm ein stattliches Aussehen zuerkannte. Er hatte nicht so viel gehofft.
    In der That, wenn er schon nach einer Stunde Exerzieren ein stattliches Aussehen bekam, wie würde es nach Verlauf eines Monats sein? Er würde ein majestätisches Aussehen haben.
    Er wünschte auch fortzufahren, doch das war genug für eine Lektion. Ueberdies wollte sich der Vater Clouis, bevor er seine Flinte hatte, weiter nicht einlassen.
    Nein, sagte er, das ist genug für einmal; du hast ihnen nur dies für die erste Lektion zu zeigen, und sie werden es kaum in vier Tagen lernen; und während dieser Zeit wirst du zweimal hier gewesen sein.
    Viermal, rief Pitou.
    Ah! ah! erwiderte kalt Vater Clouis, du hast Eifer und Beine, wie es scheint. Viermal, es sei. Doch ich sage dir, wir sind am Ende des letzten Mondviertels, und morgen wird es nicht mehr hell sein.
    Wir exerzieren in der Grotte.
    Dann wirst du Licht bringen.
    Ein Pfund, zwei, wenn es sein muß.
    Gut. Und meine Flinte?
    Ihr werdet sie morgen haben.
    Ich rechne darauf. Laß sehen, ob du behalten hast, was ich dir gezeigt habe.
    Pitou fing wieder an und erwarb sich Komplimente. In seiner Freude hätte er dem Vater Clouis eine Kanone versprochen.
    Nach dieser zweiten Uebung, ungefähr um ein Uhr morgens, nahm er Abschied von seinem Instruktor und kehrte langsam, aber mit einem immer noch sehr weiten Schritt, nach dem Dorfe Haramont zurück, wo alles im tiefsten Schlafe lag.
    Schon am andern Tag gab er oder wiederholte er vielmehr seine Lektion seinen Soldaten mit einer Unverschämtheit in der Haltung und einer Sicherheit in der Unterweisung, welche die Gunst, in der er stand, bis zum Unmöglichen steigerten.O Volksbeliebtheit, ungreifbarer Hauch!
    Pitou wurde volksbeliebt und war bewundert von Männern, Kindern und Greisen.
    Selbst die Frauen blieben ernst, wenn er in ihrer Gegenwart seinen in einer Linie aufgestellten dreißig Soldaten zurief:
    Alle Teufel! seid doch stattlich! Schaut mich an.
    Und er war stattlich.

Katharine treibt Diplomatie.
    Der Vater Clouis hatte seine Flinte. Pitou war ein Junge von Ehre: für ihn war die versprochene Sache eine schuldige Sache.
    Zwei dem ersten ähnliche Besuche
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