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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3
Autoren: Alexander Dumas
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angelehnt war, die Taufe erhalten: man nannte ihn Clouis-Stein.
    Er war bei Fontenoy verwundet worden, und infolgedessen hatte man ihm das Bein abnehmen müssen. Darum hatte er, frühzeitig verabschiedet, vom Herzog von Orleans die erwähnten Privilegien erhalten.
    Der Vater Clouis besuchte keine Städte und kam nur einmal alle Jahre nach Villers-Cotterets; dies geschah, um 365 Ladungen Pulver und Blei zu kaufen.
    An demselben Tag trug er zu Herrn Cornu, Hutmacher in der Rue de Soissons, 365 Bälge, zur Hälfte von Hasen, zur Hälfte von Kaninchen; wofür ihm der Hutmacher 75 Livres gab.
    Und wenn wir sagen 365 Bälge, so irren wir uns nicht um einen einzigen; denn der Vater Clouis, dem das Recht auf einen Schuß im Tage erteilt worden war, hatte es so eingerichtet, daß er mit jedem Schuß einen Hasen oder ein Kaninchen erlegte.
    Von dem Fleisch der Tiere lebte er, mochte er es nun essen oder verkaufen. Überdies machte der Vater Clouis einmal im Jahr eine kleine Spekulation.
    Der Felsen, an den seine Hütte angelehnt war, hatte einen wie ein Dach abhängigen Platz. Diese geneigte Flächebot in ihrer größten Ausdehnung einen Raum von ungefähr achtzehn Fuß.
    Der Vater Clouis verbreitete durch die Vermittlung der guten Weiber, die ihm seine Hasen oder Kaninchen abkauften, in den umliegenden Dörfern allmählich die Ansicht: die Mädchen, die am Feiertage des heiligen Ludwig, dreimal auf dem Felsen von oben bis unten rutschen, werden im Verlauf des Jahres verheiratet.
    Im ersten Jahre kamen viele junge Mädchen, doch wagte nicht eines zu rutschen.
    Im zweiten Jahre wagten es drei solche junge Personen, -- zwei wurden im Verlaufe des Jahres verheiratet. Was die dritte betrifft, so behauptete der Vater Clouis kühn: wenn es ihr an einem Manne gefehlt, so sei es aus keinem andern Grund geschehen, als daß sie nicht mit demselben Vertrauen gerutscht, wie die andern.
    Im folgenden Jahre liefen alle Mädchen der Umgegend herbei und rutschten.
    Der Vater Clouis erklärte nun: es würde für so viele Mädchen auf einmal nie genug junge Männer geben; dennoch würde sich ein drittel der Rutscherinnen, und das waren die Gläubigsten, verheiraten.
    Viele heirateten wirklich. Von diesem Augenblick an war der heiratliche Ruf des Clouis-Steins gegründet, und alle Jahre hatte der heilige Ludwig ein doppeltes Fest, ein Fest in der Stadt und ein Fest im Walde.
    Nun verlangte der Vater Clouis ein Privilegium. Da man nicht den ganzen Tag rutschen konnte, ohne zu essen und zu trinken, so war es anfangs ein Monopol für den 25. August, Speisen und Getränke an die Rutscher und die Rutscherinnen zu verkaufen; denn es war den jungen Männern gelungen, die Mädchen zu überreden, man müsse, um die Kraft des Felsens unfehlbar zu machen, miteinander und besonders zu gleicher Zeit rutschen.
    In dieser Weise lebte der Vater Clouis seit fünfunddreißig Jahren. Die Gegend behandelte ihn, wie die Araberihre Marabuts behandeln. Er war ein Gegenstand der Legende geworden.
    Was aber besonders die Jäger beschäftigte und die Jagdaufseher vor Neid bersten machte, war die erwiesene Thatsache, daß der Vater Clouis im Jahre nur 365 Schüsse that, und daß er mit diesen 365 Schüssen 183 Hasen und 182 Kaninchen erlegte.
    Mehr als einmal hatten vornehme Herren von Paris, als sie, vom Herzog von Orleans auf einige Tage nach dem Schlosse eingeladen, von der Geschichte des Vaters Clouis erzählen hörten, diesem je nach ihrer Freigebigkeit einen Louisd'or oder einen Thaler in seine plumpe Hand gedrückt und das seltsame Geheimnis eines Mannes zu erforschen gesucht.
    Doch der Vater Clouis hatte ihnen keine andre Erklärung zu geben gewußt, als die, daß er sich bei dem Heere daran gewöhnt, mit der mit einer Kugel geladenen Flinte auf jeden Schuß einen Mann zu töten; was er aber mit der Kugel auf einen Mann gethan, fand er noch viel leichter auszuführen mit einem Schrotschuß auf ein Kaninchen oder einen Hasen.
    Und diejenigen, welche lächelten, wenn sie ihn so sprechen hörten, fragte er: Warum schießen Sie, wenn Sie nicht sicher sind, daß Sie treffen?
    Aber, sagte man zu ihm, warum hat Ihnen der Herzog von Orleans, der Vater, der doch kein Filz war, nur einen einzigen Schuß für den Tag bewilligt?
    Weil mehr zu viel gewesen wäre, und weil er mich wohl kannte.
    Die Seltsamkeit dieses Schauspiels und diese sonderbare Theorie trugen dem alten Einsiedler, ein Jahr in das andre gerechnet, ungefähr zehn Louisd'or ein.
    Da er aber ebensoviel mit
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