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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3
Autoren: Alexander Dumas
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um zum Tanze zu gehen, mußte man sich abermals der Vergleichung aussetzen mit diesem schönen Herrn: und diese Vergleichung war für einen Nebenbuhler, wie Pitou, keine erwünschte Stellung.
    Erfindungsreich, wie alle diejenigen, welche ihren Kummer zu konzentrieren wissen, fand Pitou etwas Besseres als das Gespräch beim Tanze.
    Der Pavillon, in dem die Rendevous von Katharine mitdem Herrn von Charny stattfanden, war von einem dichten Gehölze umgeben, das an den Wald von Villers-Cotterets stieß.
    Ein einfacher Graben bezeichnete die Grenze zwischen dem Eigentum des Grafen und dem Eigentum des Privatmanns.
    Katharine, die jeden Augenblick in den Geschäften des Pachthofes nach den umliegenden Dörfern gerufen wurde und notwendig durch den Wald reiten mußte; Katharine, der man nichts sagen konnte, so lange sie in diesem Wald war, hatte nur über den Graben zu setzen, um im Walde ihres Liebhabers zu sein.
    Dieser Punkt war gewiß als der vorteilhafteste für das Leugnen gewählt.
    Der Pavillon beherrschte das Gehölze dergestalt, daß man durch die schrägen, mit farbigen Gläsern versehenen Luken alles in der Umgebung wahrnehmen konnte, und der Ausgang des Pavillons war durch das Gehölz so gut verborgen, daß eine Person, die herausritt, sich mit drei Sprüngen ihres Pferdes im Walde, das heißt auf neutralem Gebiete, befinden konnte.
    Pitou war aber bei Tag und bei Nacht so oft gekommen, er hatte das Terrain so gut studiert, daß er den Ort, wo Katharine herauskam, ganz genau wußte.
    Nie kehrte Katharine von Isidor gefolgt in den Wald zurück. Isidor blieb einige Zeit nach ihr im Pavillon, um darüber zu wachen, daß ihr bei ihrem Abgang nichts begegne; dann entfernte er sich auf der entgegengesetzten Seite, und alles war vorbei.
    An dem Tag, den Pitou für sein Unternehmen wählte, legte er sich am Weg, den Katharine passieren mußte, in den Hinterhalt; er stieg auf eine ungeheure Buche, die mit ihren dreihundert Jahren den Pavillon und das Gehölz überragte.
    Es verging keine Stunde, daß er Katharine vorbeireiten sah. Sie band ihr Pferd in einer Schlucht des Waldes an, und gleich einer erschrockenen Hündin setzte sie mit einem Sprung über den Graben und durchschritt das Gehölz, das zum Pavillon führte.Katharine war gerade unter der Buche, auf der Pitou saß, vorübergekommen.
    Pitou brauchte nur von seinem Aste herabzusteigen und sich an den Baumstamm anzulehnen. Sobald er hier war, zog er aus seiner Tasche ein Buch, der vollkommene Nationalgardist, das er zu lesen sich den Anschein gab.
    Nach einer Stunde drang das Geknarre einer Thüre an Pitous Ohr. Im Blätterwerk wurde das Rauschen eines Kleides hörbar. Der Kopf Katharines erschien außerhalb der Zweige; sie schaute mit erschrockener Miene umher, ob sie niemand sehen könne.
    Sie war zehn Schritte von Pitou.
    Unbeweglich und unempfindlich hielt Pitou sein Buch in feinem Schoße.
    Nur stellte er sich nicht mehr, als lese er, und schaute Katharine absichtlich an, damit sie sehe, daß er sie anschaue.
    Katharine gab einen halberstickten Schrei von sich -- erkannte Pitou, wurde bleich, als ob der Tod an ihr vorübergezogen wäre und sie berührt hätte, und nach einer kurzen Unentschlossenheit, die sich im Zittern ihrer Hände und im Zucken ihrer Schultern verriet, stürzte sie blindlings in den Wald, wo sie ihr Pferd wieder fand, auf dem sie entfloh.
    Die Falle von Pitou war gut gewesen, und Katharine hatte sich fangen lassen.
    Pitou kam halb glücklich, halb erschrocken nach Haramont zurück. Denn kaum hatte er sich von dem, was er vollbracht, thatsächlich Rechenschaft gegeben, als er in diesem einfachen Schritt eine Menge erschrecklicher Einzelheiten erblickte, an die er anfangs nicht gedacht.
    Der folgende Sonntag war in Haramont für eine militärische Feierlichkeit bestimmt.
    Hinreichend instruiert, hatten die Nationalgardisten des Dorfes ihren Kommandanten gebeten, sie zu versammeln und eine öffentliche Uebung vornehmen zu lassen.
    Einige durch die Eifersucht in Bewegung gesetzte Dörfer, die auch militärische Uebungen gemacht hatten, sollten nachHaramont kommen, um eine Art von Wettkampf mit ihren Aelteren in der Laufbahn der Waffen einzugehen. Eine Deputation von jedem dieser Dörfer hatte sich mit Pitous Generalstab verständigt; ein Bauersmann, ein ehemaliger Sergeant, befehligte sie.
    Die Ankündigung eines so schönen Schauspiels lockte eine große Anzahl Neugieriger im Sonntagsstaat herbei, und das Marsfeld von Haramont wurde schon
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