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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3
Autoren: Alexander Dumas
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durchbohrte; er grüßte Frau Billot mit einem freundlichen Lächeln und verschwand im Dickicht des Waldes.
    Katharine machte unwillkürlich einen Sprung, als wollte sie ihm folgen.
    Die Mutter Billot sagte zu ihrer Tochter: Dieser Junge hat seine guten Seiten; er ist gelehrt und hat Herz.
    Als Pitou allein war, begann er einen langen Monolog über dieses Thema.
    Nennt man das die Liebe? Das ist in gewissen Augenblicken sehr unschmackhaft, in andern wieder sehr bitter.
    Der arme Junge war so naiv und so gut, daß er nicht bedachte: es gebe in der Liebe Wermut und Honig, und Herr Isidor habe den Honig für sich gewonnen.
    Von diesem Augenblick an, wo sie entsetzlich gelitten, faßte Katharine für Pitou eine Art von Ehrfurcht, die sie ein paar Tage vorher entfernt nicht für diesen harmlosen und seltsamen Menschen empfunden hatte.
    Wenn man keine Liebe einflößt, ist es nicht unartig, ein wenig Furcht einzuflößen, und Pitou, der großen Appetit nach persönlicher Würde besaß, würde es nicht wenig geschmeichelt haben, wenn er dieses Gefühl bei Katharine entdeckt hätte.
    Da er aber nicht stark genug in der Physiologie war, um die Ideen einer Frau auf eine Entfernung von anderthalb Meilen zu erraten, so beschränkte er sich darauf, daß er viel weinte und sich immer wieder eine Menge von traurigen Dorfliedern auf die melancholischsten Melodien vorsang.
    Seine Armee würde sehr enttäuscht worden sein, hätte siewahrnehmen können, wie ihr General so elegischen Jeremiaden sich preisgab.
    Als Pitou viel geweint hatte, nachdem er einen starken Marsch gemacht, kehrte er nach seiner Wohnung zurück, vor der die abgöttischen Haramonter eine Schildwache, das Gewehr im Arm, aufgestellt hatten, um ihm Ehre zu erweisen.
    Die Schildwache hatte aber nicht mehr das Gewehr im Arm, so sehr war sie betrunken; sie schlief auf der Steinbank, mit der Flinte zwischen ihren Beinen.
    Erstaunt weckte sie Pitou auf.
    Er erfuhr sodann, daß die dreißig guten Leute einen Schmaus beim Vater Tellier, dem Hotel von Haramont, bestellt hatten; daß zwölf von den begeisterten Gevatterinnen die Sieger dort bekränzten, und daß man den Ehrenplatz für den Turenne, der den Conte des benachbarten Cantons geschlagen, aufbewahrt hatte.
    Von seiner Schildwache in den Bankettsaal fortgezogen, wurde Pitou mit einem Zuruf empfangen, der die Mauern hätte erschüttern können.
    Er grüßte stillschweigend, setzte sich ebenso und griff mit der Ruhe, die man an ihm kennt, die Kalbsschnitten und den Salat an.
    Das dauerte die ganze Zeit, die sein Herz brauchte, um abzuschmollen, und sein Magen, um sich anzufüllen.

Unvorhergesehene Entwickelung.
    Ein Bankett zu einem Schmerz, das giebt einen noch stärkeren Schmerz oder die völlige Tröstung.
    Pitou bemerkte nach Verlauf von zwei Stunden, daß er keinen Zuwachs an Schmerzen verspüre. Er stand auf, als alle seine Gefährten nicht mehr aufstehen konnten.
    Er hielt eine Rede an sie über die Mäßigkeit der Spartaner, als alle bis zur Bewußtlosigkeit berauscht waren.
    Und er sagte sich, es wäre gut, spazieren zu gehen, indes alle unter dem Tisch schnarchten.
    Was die jungen Mädchen von Haramont betrifft, so sind wir es ihrer Ehre schuldig, zu erklären, daß sie vor dem Nachtisch verschwunden waren, ohne daß ihr Kopf, ihre Beine und ihr Herz bezeichnend gesprochen hatten.
    Pitou, der Brave der Braven, konnte nicht umhin, einige Betrachtungen anzustellen.
    Von all dieser Liebe, von allen diesen Reichtümern, von allen diesen Schönheiten, blieb ihm nichts mehr im Gedächtnis, als die letzten Blicke und die letzten Worte Katharines.
    Er erinnerte sich, daß die Hand Katharines die seinige mehrere Mal berührt, daß ihre Schulter die seinige freundschaftlich gestreift hatte; daß ihm während der Stunden der Erörterung sogar gewisse Vertraulichkeiten von seiten Katharines alle ihre Vorzüge und Lieblichkeiten enthüllt hatten.
    Dann ebenfalls trunken von dem, was er bei kaltem Blute vernachlässigt, suchte er um sich her, wie es ein Mensch thut, der eben erwacht. Er fragte die Schatten, warum so viel Strenge gegen eine junge Frau voller Liebe, Süßigkeit und Anmut? gegen eine junge Frau, die beim Eintritt in das Leben ihre Grillen gehabt haben konnte? Ach! wer hatte nicht die seinigen!
    Pitou fragte sich auch, warum es ihm, einem Bären, einem Häßlichen, einem Armen, sogleich gelungen sein sollte, dem hübschesten Mädchen der Gegend Liebesgefühle einzuflößen, während bei diesem Mädchen ein
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