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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman
Autoren: Tamara McKinley
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Bullenpeitsche.«
    Ellie schnappte nach Luft und wich vor ihm zurück; sie krümmte sich dem Schmerz entgegen und drückte beide Hände schützend auf den Bauch. Der Schmerz ließ nicht nach. Er nahm sie ganz gefangen und stach durchdringend mit Unerbittlichkeit.
    »Ellie? Ellie, was ist?«, schrie Joe. Er fiel vor ihr auf die Knie, schaute ihr ins Gesicht und packte sie bei den Armen.
    »Das Kind kommt«, stieß sie hervor. Ein neuerlicher Schmerz, stärker noch als der letzte, durchfuhr sie, und sie lehnte sich stöhnend an das Verandageländer. Schweißtropfen rollten ihr über das Gesicht. »Holt Aurelia«, keuchte sie.
    »Erst, wenn du sagt, dass du mich heiratest«, drängte er.
    Der Schmerz verebbte, und Ellie schnappte nach Luft. »Das ist nicht ganz der Antrag, den ich mir vorgestellt hatte«, sagte sie am Rande der Hysterie. »Bist du dir sicher? Ich dachte, du wolltest nichts mehr mit mir zu tun haben. Ganz zu schweigen von dem Kind.«
    »Jack und der Arzt haben mir alles erklärt, und als ich mein verfluchtes Gedächtnis wiedergefunden hatte, wurde mir klar, was für ein Vollidiot ich gewesen bin. Ich wusste, du konntest mich nicht betrogen haben, und ich liebe dich zu sehr, als dass ich dich das hier allein durchmachen lassen könnte. Es kommt nicht darauf an, was geschehen ist. Wir haben den Rest unseres Lebens vor uns – gemeinsam. Ich habe keine Zukunft ohne dich.« Er packte ihre Hände, noch immer vor ihr kniend. »Ellie, willst du mich heiraten? Willst du den Rest deines Lebens mit diesem Idioten verbringen, der dich mehr liebt, als er es je für möglich gehalten hätte?«
    Wieder umklammerte sie der Schmerz, stärker noch als beim letzten Mal. Sie war beglückt und erregt, aber vor allem litt sie Höllenqualen. »Ja«, keuchte sie unter Tränen der Freude und des Schmerzes. »Ja, ja, ja. Und jetzt verschwinde, und hol Aurelia.«
    Er küsste sie auf die Wange, und dann stürmte er durch die Fliegentür und rief nach ihrer Tante. Wenige Augenblicke später sah sie sich behutsam ins Schlafzimmer geführt, wo weiche behagliche Kissen und eine Federmatratze auf sie warteten. Joe hielt ihre Hand, und sie klammerte sich an ihn; ihre Nägel bohrten sich in sein Fleisch, und der Schmerz griff zu und wogte gnadenlos seinem Höhepunkt entgegen. »Ich habe den Priester mitgebracht, damit wir es gleich tun können«, drängte er. »Wir müssen unserem Kind einen Namen geben.«
    Ellie starrte ihn mit verquollenen Augen an, während der Schmerz allmählich verebbte. »Jetzt?«, ächzte sie. »Ich bin mitten in der Entbindung, und du willst jetzt heiraten?«
    Seine Hand umfasste ihre. »Das Baby wird unser Kind sein«, sagte er entschlossen. »Wenn ich heute Vater werden soll, dann will ich mit der Mutter meines Kindes verheiratet sein.« Er strich ihr das feuchte Haar aus der Stirn, als die nächste Wehe kam und ging. »Liebst du mich, Ellie? Hast du Vertrauen darauf, dass ich für dich und das Kleine sorgen und dass ich unser Kind ohne Vorbehalt lieben werde?«
    »Natürlich habe ich das«, flüsterte sie, halb betäubt von den Schmerzen der Geburt. Dann wurde ihr die Komik der Situation bewusst, und sie fing an zu kichern. »Aber das ist nicht gerade die Hochzeit, die ich all die Jahre geplant habe. Ich wollte ein weißes Kleid und Blumen, eine Kirche und einen schönen Schleier – nicht eine stinkige alte Pferdedecke, einen alten Pullover und so große Schmerzen, dass ich jeden Augenblick anfangen werde zu kreischen.«
    Aurelia schob den Priester ins Zimmer, und er hielt sich in Sichtweite. Die Bibel lag aufgeschlagen in seiner Hand. »Ich glaube, wir werden es kurz machen müssen«, sagte er und wurde puterrot. »Anscheinend hat der Neuankömmling es sehr eilig.«
    »Machen Sie schon«, grunzte Ellie, und sie pustete und keuchte und suchte nach einer bequemen Lage, um den von neuem heranbrandenden Schmerz zu lindern.
    Eine seltsamere Trauungszeremonie hatte keiner von ihnenje erlebt. Aurelia und Wang Lee standen an der einen Seite des Bettes und schauten zu, und Joe stand an der anderen und hielt Ellies Hand, während sie mit den Wehen kämpfte. Father Reilly hielt den Blick fest auf die Bibel gerichtet, Joe steckte ihr den goldenen Ring auf den Finger, und sie schrie vor Schmerzen, während sie zu pressen begann.
    »Ich erkläre euch zu Mann und Frau«, verkündete Father Reilly hastig. Er brannte offenbar verzweifelt darauf hinauszukommen und war schon halb draußen, als er sagte: »Sie dürfen die
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