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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman
Autoren: Tamara McKinley
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verstrichen war. »Er wird schon kommen«, sagte sie fest. »Er hat mich noch nie im Stich gelassen.«
    Claire rieb sich gähnend die Augen. »Ich weiß nicht, wie du so sicher sein kannst«, sagte sie. »Vielleicht ist er mit einem der Road Trains gefahren. Das hat er schon mal gemacht.«
    »Nicht, ohne mir Bescheid zu sagen.« Ellie drückte die blakenden Kerzen aus und ließ ein bisschen Licht ins Zimmer.
    »Du und Dad, ihr führt eine gute Ehe, nicht wahr?«, fragte Leanne und räumte die Tassen und den überquellenden Aschenbecher weg. »Ihr seid nie sehr lange voneinander getrennt, undtrotzdem habe ich euch noch nie streiten hören – jedenfalls nicht ernsthaft.«
    Ellie lächelte, und ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus, als sie an die Jahre dachte, die sie gemeinsam verbracht hatten, und an das Leben, das sie sich hier draußen auf Warratah aufgebaut hatten. »Wir hatten Meinungsverschiedenheiten«, sagte sie und lachte leise. »Als ihr klein wart, haben wir uns heftig gestritten – aber das haben wir flüsternd getan, in der Abgeschiedenheit unseres Zimmers, und immer haben wir uns danach wieder vertragen.« Sie lächelte bei diesen Erinnerungen. »Wir haben beide den gleichen albernen Humor, und früher oder später sagt einer von uns etwas Dummes, und wir müssen beide kichern. Und wenn das passiert, ist es vorbei, und wir vertragen uns wieder.« Sie wusste, dass sie rot wurde, als die beiden Mädchen wissende Blicke wechselten – aber sie schämte sich nicht, ihnen zu zeigen, dass sie immer noch verliebt war.
    »Du hast uns nie erzählt, wie du und Dad euch gefunden habt«, sagte Claire, und ihre Augen leuchteten vor Neugier. »Oder wieso ihr diesen speziellen Tag für eure Hochzeit ausgesucht habt.«
    »Den haben wir eigentlich nicht ausgesucht«, sagte Ellie. »Es ist irgendwie passiert.«
    Der Sturm war von Westen herangekommen, und kurz danach hatte der Regen eingesetzt. Er prasselte auf Hof und Koppel, trommelte auf dem Wellblechdach und ließ die Bäche anschwellen. Die Bäume bogen sich unter seiner wilden Macht. Die Rinder drängten sich kläglich aneinander, und die Hunde heulten im Zwinger. Ellie und Aurelia wussten, dass es bald Schwierigkeiten geben würde.
    »Typisch Jack, dass er mit seinen Flugzeugen spielen muss, während es hier jede Menge Arbeit gibt«, schrie Aurelia durch das Prasseln des Regens auf dem Dach. »Und ich wünschte,deine Mutter hätte sich nicht in den Kopf gesetzt, ausgerechnet jetzt abzureisen, wo wir jedes Paar Hände gebrauchen können.«
    »Immer mit der Ruhe! Jack ist damit beschäftigt, so viel Geld zu verdienen, dass ihr beide euer Leben lang versorgt seid. Er hatte nie vor, sich hier niederzulassen und Daumen zu drehen«, schrie Ellie zurück. »Und was Mum angeht   … sie will schon seit Monaten weg. Dass ich schwanger geworden bin, hat das Fass zum Überlaufen gebracht, glaube ich. Und als das mit Joe dazu kam, hatte sie wohl genug. Das kannst du ihr nicht verdenken.«
    »Sie hätte zumindest warten können, bis das Kind da ist«, maulte Aurelia.
    Ellie schob diese Kränkung beiseite und lächelte traurig, als sie an den Abschied dachte. Alicia hatte ihre Sachen gepackt, auf Wiedersehen gesagt und das nächstbeste Schiff genommen, das Darwin verlassen hatte. Inzwischen würde sie in England sein – und wahrscheinlich viel glücklicher. »Mum hat schon ihr eigenes Kind nicht besonders geliebt. Ich glaube nicht, dass das Dasein als Großmutter sie sehr verändert.«
    Aurelia schien der verletzte Unterton in Ellies Erklärung nicht zu entgehen – trotz des munteren Vortrags. Sie legte Ellie eine Hand auf die Schulter. »Wie fühlst du dich denn? Du siehst aus, als ob du demnächst platzen wolltest.« Sie starrte hinaus in den Regen und den tristen Himmel, der noch mehr davon verhieß. »Hoffentlich hältst du lange genug durch, dass wir den Arzt noch rufen können. Wenn dieser Regen allerdings nicht nachlässt, wird hier kein Flugzeug landen können.«
    Ellie rutschte im Sessel hin und her, um die Rückenschmerzen zu lindern. Sie hatte sich bemüht, nicht an das Baby und an die Mysterien der Geburt zu denken. Aber es fiel schwer, etwas zu ignorieren, das strampelte und sich bewegte und selbst die einfachsten Arbeiten mühselig werden ließ. Schützend strich sie mit der Hand über die Wölbung unter ihrem Overall. »Uns geht’s prima«, sagte sie.
    Sie schaute durch das Fenster hinaus auf die durchweichte Koppel und die triefenden Dächer. Sie
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