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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Arne Sjöberg
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ich wieder zu mir kam, hatte sich alles verändert. Es waren nun fünf der OMGAREN auf dem Bildschirm zu erblicken. Sie befanden sich offensichtlich in einem erregten Gespräch. Die furchtbare Stimme in meinem Hirn war verstummt und der Schmerz verschwunden. Statt dessen begann nun jenes Zirpen aufzuklingen, daß ich schon einmal vernommen hatte, als Alk-Sol hier eingetreten war.
    Und dann verstand ich das Zirpen. Es war in mir, doch irgendwie anders, als es die Stimmen der GROSSEN AMÖBE und die der Tantaliden je gewesen waren.
    „Wer bist du?“ wurde ich aber gefragt. „Bist du der Fremdling, der uns angekündigt gewesen ist? Warum bist du nicht gekommen? Dein Haus steht lange bereit. Was tust du dort unten bei den Verlorenen?“
    Da berichtete ich mit schluchzender Stimme und in atemloser Hast zumindest das Wichtigste. Und ich schloß, abermals beinahe schreiend: „Hindert sie doch! Sie dürfen das nicht tun!“
    „Sie dürfen schon“, zirpte es in mir. „Es ist ihr freier Wille. Doch auch dein Wille ist frei – da hast du schon recht. Sei ruhig, Wanderer. Wir helfen. Kehre zurück zu den Maschinenwesen und harre dort aus.“
    Ich taumelte aus dem Zimmer hinaus, und Gänge und Hallen ringsum waren nun wie sich bäumende Pferde unter meinen Füßen. Mit Mühe erreichte ich ein letztes Mal meine Kabine, raffte dort die acht schwarzen Code-Tafeln an mich, und bereits dann, als ich wieder hinaustrat in die Halle, begann die fremde Kraft zu wirken.
    Die Bodenstöße ließen nach, mäßigten sich und verebbten, das unterirdische Tosen und Brüllen wurde leiser und matter, sank zum Flüstern herab, und auch mir selbst wurde eigen zu Sinn. Eine übergroße Mattigkeit stieg in meinen Gliedern empor und tastete nach meinem Herzen. Zuletzt schleppte ich mich voran wie ein uralter Greis. Meine Gedanken bewegten sich wie träge Fische in einem veralgten Aquarium.
    Mit knapper Not erreichte ich noch den Kontrollsaal und kam gerade zurecht, um den letzten der Monitore berstend aus seiner Halterung brechen zu sehen. Doch er kam nicht zu Ende damit. Nichts kam mehr zu Ende. Es war wie im Märchen, wo das Zauberwort jegliche Bewegung von nun an bis in alle Ewigkeit erstarren ließ. Die herumfliegenden Splitter des Bildschirms blieben, wie von Geisterhänden angehalten, mitten in der Luft stehen. Die Biomaten sangen nicht mehr. Sie standen reglos und mitten aus der Bewegung heraus wie zu Salzsäulen verwandelt um das Säulenrohr geschart. Und die gleißende Glut im Rohre selbst verebbte soeben in einem letzten Zucken.
    Auch ich vermochte kein Glied mehr zu rühren. Nicht einmal den Kopf noch zu wenden gelang mir. Ich hörte nur noch, ich war auch noch imstande zu sehen und zu denken, wenngleich nur langsam und wie in Zeitlupe – doch das war auch alles.
    Als dann das letzte Licht im Säulenrohr erlosch, begann ein eisblaues, kaltstechendes Leuchten den Saal zu erfüllen. Ich wollte davor die Lider schließen, konnte es jedoch nicht.
    Totale Energieblockade! dachte ich müde und nicht einmal erstaunt. So etwas ist doch gar nicht möglich! Wie kann dergleichen vor sich gehen?
    Heute weiß ich, daß es der Raum-Zeit-Tunnel war, über den die OMGAREN zu uns hinuntergelangten und in letzter Sekunde dem rollenden Rad des Verderbens in die Speichen fielen.
    Das Licht hielt an, wurde nur immer noch stechender, und Stunde um Stunde verstrich. Ich hatte auch jegliches Zeitgefühl verloren, und heute, in der Rückschau, will mir scheinen, daß ich dort zwei oder gar drei Tage lang so gestanden habe.
    Doch auch dies ging vorbei. Der Boden begann erneut sacht zu erbeben, stärker nachher und anhaltender, und auf einmal brach jene schwarze, nur einseitig durchsichtige Wand, die den Kontrollsaal vom Kristallraum trennte und die ich schon einmal zum Einsturz gebracht hatte, in sich zusammen. Dahinter erschien die GROSSE AMÖBE! „Meine“ AMÖBE! Sie allein besaß Bewegungsfreiheit und hatte also ihr Werk vollenden können!
    Sie schob einen ihrer Plasmaarme an mich heran, umfing mich damit und zog mich an sich. Sie umschloß mich und trug mich davon.
    In ihr erlangte ich nach und nach meine Beweglichkeit zurück. Ich erkannte rasch mit dankerfülltem Staunen, wohin unsere Reise führte: Nach oben! Nur noch nach oben! Das Grauen der tantalidischen Unterwelt versank wie ein Spuk hinter mir.
    Wir stoben den Expreßschacht hinauf. Etwas zurück und ebenfalls innerhalb der AMÖBE erkannte ich in deren grünlichem Glast die acht Sarkophage
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