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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Arne Sjöberg
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denen ich nicht mehr wußte, wie ich mich ihnen gegenüber verhalten sollte, aus dem Wege gegangen. Ich konnte sie nicht mehr sehen – Alk-Bar nicht, Alk-Sol nicht, niemanden!
    Biomaten also im Gewand der Tantaliden! Und dennoch: Welche unverständliche Grausamkeit und Unerbittlichkeit dem eigenen Geschlecht gegenüber – von einem Fremden wie mir gar nicht zu reden. Sie hätten doch auch damit, mit mir hätten sie rechnen müssen, sie, die sich so grenzenlos enttäuscht und ermüdet von einer Jahrtausende währenden, vergeblichen Suche nach einer neuen Heimat ins Nirwana zurückgezogen hatten, harrend dort einer letzten Entscheidung, die sie bewußt nicht mehr mitzuerleben brauchten. Aber ich mußte sie miterleben! Die Entscheidung letztlich, ob das, was jene innerhalb dieser Welt nicht zu finden vermocht, vielleicht außerhalb des Universums zu finden möglich sein würde. Vielleicht reizte es die OMAGAREN, dieses eigenartige Experiment bis zu seinem guten oder schlechten Ende zu geleiten – mich jedoch erfüllte es mit Grauen.
    Ich wollte hier fort – nun erst recht und unter allen Umständen. Und wie ich so saß in der Finsternis meiner Kabine, kam mir der Gedanke, daß ich Maschinen gegenüber eigentlich keinerlei moralische Verpflichtung besitzen konnte. Ja, ich war frei und Herr meiner Entschlüsse! Ich wußte zwar noch nicht, was ich tun würde, aber irgend etwas würde ich tun, wenn es erst einmal soweit war. Vielleicht würde ich im entscheidenden Augenblick die GROSSE AMÖBE doch noch loshetzen – mochte der Biomat Alk-Bar auch tausendmal recht haben mit seinen Voraussagen. Einen Versuch würde es dennoch lohnen, wenn sonst schon keine Aussicht war.
    Dann schlummerte ich dennoch ein, wenn es auch ein sehr oberflächlicher und kaum erquickender Schlaf war. Ein tiefes, inneres Frieren hielt mich gepackt und sollte mich auch auf Piros nicht mehr verlassen.

IX
    Die Welt jedoch, die sich PIROS nannte, ging unter. Es war tatsächlich ein Weltuntergang – unerbittlich und endgültig. Himmel und Erde vergingen.
    Ich erwachte in meiner Kabine aus unruhigem, träumebedrängtem Schlaf. Ich wußte sofort, daß etwas Entscheidendes geschehen war. Um mich her herrschte tödliche Stille. Mit klopfenden Pulsen erhob ich mich und eilte hinaus.
    Aus allen Räumen, die ich durchstreifte, schlug mir gähnende Leere entgegen. Nicht einmal die Kontrollhalle war besetzt. Dafür befanden sich sämtliche Monitore in Betrieb, und mir wollte scheinen, als ob die schlafenden Tantaliden, die sie zeigten, sich unruhig zu bewegen begonnen hatten und sich bemühten, aus lastenden Alpträumen emporzutauchen.
    Dann signalisierte das Licht erste Anzeichen einer Störung. Es wurde schwach und schwächer, zuckte und glomm, und der Zeitpunkt, zu dem es gänzlich verlöschen würde, war vorauszusehen.
    Im SAAL DES GROSSEN ZENTRUMS schließlich fand ich alle dreizehn Biomaten versammelt.
    Welche Veränderung hatte sich hier vollzogen! Kein lärmendes Beben mehr, keine Feuerräder und Flammenspiele. Kalt und nackt standen die Fächerschirme gegen Wände und Decke gestützt, und nur in dem großen Bildschirm auf der Stirnseite des Quaders war noch Leben. Doch was für ein Leben! Seine Grundfarbe war zu einem nachtdüsteren Violett verblaßt, und die rote, zuckende Linie war endlich zur Ruhe gekommen. Aber sie bildete keine Hyperbel! Steil und wie das Verhängnis selber glühend, leuchtete mir eine Parabel entgegen. Und darunter stand in mir unbekannten Schriftzeichen, ebenfalls feuerfarben, das, was wohl auf tantalidisch Alpha gleich Omega hieß. Es war alles vorbei und zu Ende!
    Die Erkenntnis traf mich – obwohl ich ja Zeit genug gehabt hatte, mich darauf vorzubereiten – mit gnadenloser Wucht. Ich brach fast in die Knie darunter. „Was… was nun?“ stammelte ich zu Alk-Bar hin.
    Doch weder er noch ein anderer der Biomaten gab mir eine Antwort. Ich sollte auch nie mehr eine von ihnen erhalten. Sie hatten sich bereits aus der Kommunikation ausgeschaltet.
    Sie standen noch ein Weilchen geradezu wie in Andacht vor dem Bildschirm versammelt und wandten sich nachher dem Ausgang zu. Und dann – wahrhaftigen Himmels! – begannen sie zu singen. Ihre Stimmen klangen in mir auf zu einem düsteren, fast sakralen Chorus, und einer hinter dem anderen schritten sie hinaus und ließen mich unbeachtet zurück.
    Ich stand wohl eine volle Minute wie erstarrt. Meine grenzenlose Ohnmacht kam mir wieder einmal zum Bewußtsein. Dann stürzte ich auch
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