Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition)
Autoren: Matthias Sachau
Vom Netzwerk:
ausbrechen. Oder vielleicht ist es sogar schon so weit? Irgendwie ist die Sicht nicht so gut. Die Trockeneisnebelmaschine muss für kurze Zeit außer Kontrolle geraten sein. Aber kann das der Grund für diesen Schlamassel sein?
    Beppo findet trotz Nebel im Nu zu Caro. Nein, ihr ist nichts passiert. Trotzdem sitzt sie auf einer Stufe und weint. Und zwar dermaßen, dass Beppo kaum hinterherkommt, die Tränen von ihrem Gesicht zu lecken. Nicht weiter erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie die Gastgeberin einer bisher recht gelungenen Party ist, die aus irgendeinem Grund in den letzten Minuten eine höchst ungute Wendung genommen hat. Schon eher erstaunlich ist, dass Großonkel Karl neben ihr sitzt und abwechselnd versucht, sie zu trösten und sich für irgendwas zu entschuldigen. Je mehr ich vom Gebrüll der umstehenden Streithähne mitbekomme, umso mehr ahne ich allerdings, was Sache ist:
    » … DEIN VERSUCH, DIE AFGHANISTANPROBLEMATIK AUF EIN PURES JA ODER NEIN HERUNTERZUBRECHEN, IST EIN GEFÄHRLICHER … «
    » … DAS HABE ICH ÜBERHAUPT NICHT GESAGT, EIMERKOPF, ICH WOLLTE LEDIGLICH KLARMACHEN, DASS DER ZIVILE AUFBAU … «
    » … OFFENSICHTLICH ZU SCHWER FÜR DICH ZU KAPIEREN, DASS MILITÄRISCHE SICHERUNG DER ERRICHTUNG DEMOKRATISCHER INSTITUTIONEN NIEMALS … «
    Au Backe.
    »Onkel Karl?«
    »Ich habe einen Fehler gemacht.«
    »Was genau ist hier in den letzten zehn Minuten passiert?«
    »Na ja, ich habe nach unserem letzten Lied die Nebelmaschine angeworfen.«
    »Warum das?«
    »Damit der Sehsinn quasi ausgeschaltet ist und die Leute sich umso mehr darauf konzentrieren, was ihre Ohren erreicht.«
    »Aha. Und, lass mich raten, das, was ihre Ohren erreicht hat, war ein kleiner, möglicherweise höchst streitbarer Redebeitrag von dir zur Lage in Afghanistan?«
    »Nun, ich gebe zu, ich wollte etwas provozieren und …«
    »… du hast dabei nicht bedacht, dass es keine gute Idee ist, Leute mit Alkohol in der Blutbahn zu politischen Diskussionen anzustiften?«
    »Nun ja, es war aber auch Pech dabei. Einer von den Kletter-Tänzern, Gonzo hieß er, glaube ich, war in einem Punkt nicht meiner Meinung und kriegte einen Wutanfall. Sein Kollege Oliver versuchte ihn zu beruhigen und hat dabei so ungeschickt mit den Armen herumgefuchtelt, dass er der Dame hinter ihm aus Versehen eine gelangt hat. Und dann kam noch dazu, dass der Begleiter der Dame ohnehin ganz anderer Meinung als Gonzo war, und schon … Also, nochmal, es tut mir wirklich leid, hörst du, Caro? Ich wollte das nicht. Ich …«
    »Ist eh nichts mehr zu retten. Meine Mutter will unseren Sicherheitsdienst holen und alle rausschmeißen lassen.«
    »Okay, Karl, das Wichtigste ist jetzt erst mal, dass hier wieder Musik läuft. Kannst du dich darum kümmern? Der DJ macht wohl immer noch Rauchpause.«
    »Ich würde ja gerne, aber eigentlich sollte da jetzt gleich noch eine andere Band spielen.«
    »Die hat meine Mutter schon wieder weggeschickt. Dabei sollte das doch die große Überraschung werden. Nicht so was Krasses wie die drei Seniöre, sondern auch mal was für etwas Ältere.«
    L ARA    Ich will jetzt endlich einen Drink. Und wenn im nächsten Moment das Haus einstürzt. Blöd, dass ich nicht die Einzige bin, die so denkt. Was auch immer hier passiert ist, es hat die Leute durstig gemacht. Aber ich drängle mich jetzt einfach vor. Irgendwie finde ich, dass ich mir meinen Drink mehr verdient habe als die anderen. Na bitte, der Tresen ist schon in Sichtweite. Und hier ist eine kleine Lücke. Kurz aufgepasst, dass ich nicht noch im letzten Moment über ein Kletterseil stolpere, und schon bin ich am Ziel.
    »Einen Campari Orange, bitte! … Hey!! Hallo!! Einen Campari Orange, bitte!! … Nein!!! EINEN CAMPARI ORRRAAAAAANGE !!!!«
    Klock.
    »Oh, Entschuldigung.«
    »Macht nichts.«
    » WAAAH! «
    »Alles okay?«
    »Du bist Tim Bendzko!«
    »Ja.«
    »Was … was machst du hier? Du hast doch ein Konzert! Meine Freundin Kerstin ist da und …«
    »Das ist schon vorbei. Und jetzt sind wir noch engagiert, hier ein bisschen unplugged zu spielen.«
    » WAAAH! «
    »Und wir haben auch noch richtig Lust, aber die Veranstalterin ist irgendwie sauer und will die Party abbrechen. Und da dachte ich mir, ich gieße mir wenigstens noch schnell einen auf die Lampe. Tolle Drinks hier. Hast du schon den Halts Maul und trink! probiert?«

M ITTWOCH, NOCH SPÄTER
    K AI    »Dieser Tim Bendzko singt wirklich gut, Kai.«
    »Ja, Onkel Karl.«
    »Aber ich muss mir jetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher