Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
ihm hingehen.“
    Sie folgten ihm furchtsam und in einiger Entfernung.
    Der Verteidiger ging auf den schwebenden Computer zu. Während er sich ihm näherte, hob dieser sich auf Augenhöhe. „Faust, ich bin Quentin Thomas“, sagte er einfach. „Ich bin ein Freund von Robert Morissey. Er ist gegenwärtig im Stadtgefängnis und kümmert sich darum, ob er in sein Gefängnis in den Bergen zurückkehren muß oder nicht.“
    Von irgendwo aus dem Innern der Maschine antwortete eine vollklingende, metallische Stimme. „Hallo, Quentin Thomas. Ich weiß, Sie sind ein Freund. Machen Sie sich um Robert Morissey keine Sorgen. Er wird nicht in das Gefängnis gehen.“
    „Du bist geschrumpft“, sagte Quentin Thomas.
    „Ja. Ich folgte den Anweisungen von Robert Morissey. Es ist nicht besonders schwer.“
    „Aber wie bist du vom Labor in den Gerichtssaal gekommen?“
    „Das war schon etwas schwerer. Man benötigt dazu die Gatterleinschen Gleichungen des Materietransports. Zuerst muß jedes Atom der zu transportierenden Masse auf eine exakt abgestimmte Resonanzfrequenz gebracht werden. Als nächstes …“
    „Schon gut“, unterbrach ihn Thomas hastig. „Es genügt vollkommen, daß du hier bist.“ Er sah hinter sich und begegnete dem Blick von Richter Speyer. „Euer Ehren, ich rufe Faust als meinen nächsten Zeugen auf.“
    „Einen Augenblick“, konterte Speyer. Er raffte seinen Talar und erklomm wieder seinen Richterstuhl. Nachdem er einen Augenblick – in dem er Faust sorgfältig aus dem Augenwinkel beobachtete – verschnauft hatte, sagte er: „Verstehe ich richtig, daß dieser … dieses Ding … ein Computer … als Zeuge in diesem Fall aussagen soll?“
    „Ja, Euer Ehren.“
    „Aber Sie geben zu, er ist kein menschliches Wesen?“
    „Natürlich ist er das nicht. Aber er hat eine separate Persönlichkeit, eine separate Identität und einen übermenschlichen IQ. Wenn die Gerichte dieses Landes es einem Menschen mit einem IQ von achtzig erlauben, als Zeuge aussagen zu dürfen, warum sollte dann Faust mit einem IQ von eintausend nicht zugelassen werden? Wenn Euer Ehren mir erlauben würden, Faust unverbindlich zu befragen, dann könnte ich Euer Ehren vielleicht von seiner Kompetenz überzeugen.“
    „Befremdlich, befremdlich“, murmelte Speyer. „Aber fahren Sie fort.“
    „Faust, gab Mr. Morissey dir eine primäre Direktive?“
    „Ja.“
    „Was für eine?“
    „Zum Nutzen der Menschheit zu denken und zu arbeiten.“
    „Du hast in den zurückliegenden Jahren eine Menge Erfindungen gemacht, ist das korrekt?“
    „Ja.“
    „Wem gehören sie?“
    „Der wahre Besitzer ist Robert Morissey.“
    Ordway schrie auf. „Euer Ehren! Ich erhebe Einspruch! Die Verhandlung bewegt sich in Gebiete, die nichts mehr mit der Frage zu tun haben, ob dieses … Ding kompetent ist oder nicht.“
    „Damit haben Sie wahrscheinlich recht, Mr. Ordway“, gestand Speyer. „Trotzdem werde ich diese Kreatur auf provisorischer Basis aussagen lassen. Damit meine ich, ich werde mir die Aussage anhören und dann hinterher entscheiden, ob ich sie anerkennen oder streichen lasse. Würde der Gerichtsdiener den Zeugen bitte vereidigen?“
    Der Gerichtsdiener trat zögernd einen Schritt vor. „Würden Sie bitte Ihre rechte Hand erheben …“ Dann errötete er. Kein sonderlich guter Anfang. Aber noch während er darüber nachdachte, wie er weiter vorgehen sollte, tauchte eine Hand mit ausgestreckten Fingern über dem Kasten auf. Ah, doch nicht so übel. „Schwören Sie hiermit, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr Ihnen Gott helfe?“
    „Ich schwöre.“
    „Bitte nennen Sie Ihren Namen.“
    „Faust.“
    „Bitte nehmen Sie Platz.“
    Die Hand verschwand, und Faust schwebte zum Zeugenstand hinüber. Einen Moment verharrte er davor, nahm Maß, dann schrumpfte er noch ein paar Zentimeter und ‚setzte sich’.
    Quentin Thomas dachte fieberhaft nach. Wenn ich die Frage nach dem Besitzrecht zur Sprache bringe, dann wird man Faust einfach hinauswerfen. Aber ich muß die Frage des Besitzes der Erfindungen anschneiden … aus Faust eine Art Person machen … zeigen, daß er, nicht Robert Morissey, Fiber K erfunden hat. Wahrscheinlich arbeite ich mich dabei am besten durch ein Hintertürchen vor. Gleichzeitig muß ich aber Speyers Interesse gewinnen und ihn fesseln. Er wandte sich an den Computer. „Weißt du, wer Fiber K erfunden hat?“
    „Ja.“
    „Wer?“
    „Ich.“
    Und jetzt ein wenig gewagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher