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Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1
Autoren: H. J. Alpers
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Spekulation. „Faust, hast du eine Ausbildung im herkömmlichen Sinne erhalten?“
    „Ich verfüge über ausgedehnte Datenbänke, wenn Sie das meinen.“
    „Kennst du dich gut in griechischer Mythologie und Legenden aus?“
    „Einspruch. Irrelevant!“ grollte Ordway.
    „Ich werde den Zusammenhang herstellen, Euer Ehren“, erklärte Thomas.
    „Dann tun Sie das, Mr. Thomas“, nörgelte Speyer. „Geben Sie sich nicht so geheimnisvoll.“
    „Hast du, Faust, in diesem Zusammenhang je von den Moiren gehört?“
    „Ja.“
    „Erkläre das bitte.“
    „Die Schicksaisgöttinnen, drei Schwestern, waren den alten Griechen als die Moiren bekannt. Im Augenblick der Geburt eines Menschen entscheiden die Moiren über Qualitäten und Vorkommnisse sowie über die Länge seines Lebens. Soll ich fortfahren?“
    „Bitte.“
    „Die Spinnerinnen waren Klotho, Lachesis und Atropos. Klotho ist die jüngste. Sie hält die Spindel. Sie spinnt für jeden von uns den Lebensfaden. Für die meisten von uns ist dieser Faden verwirrt und eintönig und nur gelegentlich von hell schimmernden Stellen durchsetzt. Der Faden wird gesammelt von der zweiten Schwester, Lachesis. Der Name bedeutet sinngemäß Lotterie, da die Länge des Lebens von ihrer Entscheidung abhängt. Sie bestimmt, wie gesagt, die Länge des Fadens. Dann teilt sie ihre Entscheidung der ältesten Schwester, Atropos, mit. Dieser Name bedeutet, ‚keine Wiederkehr’. Atropos schneidet den Faden mit ihrer Schere ab. Damit ist dieses Leben zu Ende.“
    Im Gerichtssaal war es inzwischen totenstill. Speyer hatte sich zu dem Computer gebeugt und hörte gespannt zu.
    „Faust“, sagte Thomas, „kannst du in die Zukunft sehen?“
    „Bis zu einem sehr begrenzten Grad.“
    „Bitte etwas spezifischer, wenn du kannst.“
    „Mir wurden verschiedene Ereignisse jenes Fadens bekannt, der gerade von Klotho für eine Person innerhalb dieses Gerichtssaals gesponnen wird. Ich weiß auch, daß Lachesis bereits die Länge des Fadens festgelegt hat und Atropos diesen Faden noch am heutigen Tag abschneiden wird. Die betreffende Person wird durch Gift sterben.“
    Quentin Thomas spürte das Rascheln von Papier neben sich mehr, als daß er es hörte. Ellen Welles zitterte. Er legte ihr in einer beruhigenden Geste die Hand auf den Arm, doch sie hörte nicht auf zu beben.
    Nun meldete sich Speyer zu Wort. Seine Stimme drückte eine Mischung aus Abscheu und Faszination aus. „Faust, du sagst, die Person wird durch Gift sterben. Trinkt sie dieses Gift?“
    „Nein. Die Person wird gewaltsam festgehalten, und das Gift wird injiziert.“
    „Ah“, sagte Speyer.
    Thomas flüsterte seiner Klientin etwas zu. „Wir können immer noch versuchen, alles gütlich zu regeln. Ich kann mit Ordway reden. Sie können die Gesellschaft an Universal überschreiben.“
    „Nein. Ich will alles bis zum Ende durchstehen. Sollen sie mich doch töten.“
    Der Verteidiger stand auf. „Euer Ehren, darf das Gericht vortreten?“
    „Ja, Mr. Thomas.“
    Ordway folgte Thomas vor den Richterstuhl. „Euer Ehren“, sagte Thomas kühl, „ich beantrage ein verkürztes Verfahren für die Angeklagte.“
    „Das ist eine Überraschung, Mr. Thomas“, sagte Speyer. „Auf welcher Basis?“
    „Euer Ehren, sowohl Sie selbst als auch die Klägerseite behandeln diesen Zeugen als eine Person, nicht als Computer. Damit anerkennen Sie beide, Euer Ehren und Mr. Ordway, daß Faust eine Person ist. Man kann eine Person vereidigen lassen, Euer Ehren, aber keinen Computer.“
    Speyer schürzte die Lippen. „Eine simple Vorsichtsmaßnahme, Mr. Thomas.“
    Aber der rotgekleidete Verteidiger ließ nicht locker. „Nun, Euer Ehren, wenn Fiber K von einer Person erfunden wurde, so ist diese Person Faust und nicht Robert Morissey. Damit ist der Name des Erfinders auf dem Patent falsch angegeben. Und damit ist das Patent ungültig. Daher sollte die Verhandlung verkürzt werden. Also beantrage ich ein verkürztes Verfahren.“
    „Mr. Ordway?“ fragte Speyer lauernd.
    „Abgesehen von ein paar menschlichen Zügen ist Faust weiter als Computer anzusehen, der von Robert Morissey entworfen und erbaut worden ist. Die Produkte dieser künstlichen Maschine sind immer noch die Produkte von Robert Morissey. Damit ist der Name des Erfinders korrekt angegeben. Das Patent muß anerkannt werden. Der Antrag der Verteidigung ist abzulehnen.“
    „Ich stimme Ihnen zu, Mr. Ordway“, sagte Speyer. „Ich lehne den Antrag ab.“ Er beugte sich nach vorne,
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