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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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schnelles Schiff, dessen Kraftwerk ebenso leistungsstark wie das eines Kreuzers und dessen Überlichtantrieb so schnell wie der eines Expreßkurierschiffs war. Die Reise von Sol nach Brackneys Stern dauerte kaum länger als eine Woche. Alex vermutete, daß die Brobdingnager ein besonderes Talent dafür hatten; vielleicht konnten sie aber auch nur mit einem Kernreaktor so leicht umgehen wie ein Mensch mit der Maschine eines Luftwagens.
    Abgesehen von der akuten Krise, hatte Alex noch andere Gründe, für die hohe Schiffsgeschwindigkeit dankbar zu sein. Es lag nicht so sehr daran, daß Brob – unter tausend Entschuldigungen – die Schwerkraft seines Heimatplaneten aufrechterhielt, schließlich erforderte es seine Gesundheit, zwischen dem langen Erdaufenthalt und dem zu erwartenden Aufenthalt auf Toka einmal Heimatbedingungen zu erleben. Mit Hilfe einer täglichen Dosis Bayrol konnte Alex die Belastung erdulden, doch sein Körper wurde unter einem Gewicht von zweihundertvierzig Kilo bald ausgelaugt und schwach, wodurch er die meiste Zeit auf einer riesigen Liegestatt ausgestreckt verbrachte. Das wirklich Schlimme war vielmehr, daß Brob, der unterwegs wenig zu tun hatte, ihm ständig Gesellschaft leistete und versuchte, ihn aufzuheitern, wobei seine Manieren als Gefährte am Krankenbett doch einiges zu wünschen übrigließen.
    Dabei waren die Absichten des Außerirdischen von der ehrbarsten Art. Seine Rasse hatte nicht einmal auf dem Heimatplaneten natürliche Feinde. Hätte er es gewollt, er hätte die Hülle eines Raumschiffs mit den Händen zerreißen können, wie ein Mensch beispielsweise eine Zeitung in zwei Hälften reißt. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, überströmende Liebe zu allen Lebensformen zu empfinden, wobei es seiner Art entsprach – auch wenn die Erfahrung ihn manchmal Gegenteiliges lehrte –, davon auszugehen, daß sie alle ähnlich empfanden.
    Nach einigen Predigten des Inhalts, den Kratch die Möglichkeit zur Reue zu belassen, da sie wahrscheinlich nur irregeleitet waren, verlor Alex die Beherrschung. „Wenn sie dem hundertjährigen Frieden ein Ende bereiten, wirst du wahrscheinlich anders darüber denken!“ brüllte er. „Und nun laß mich endlich in Ruhe damit!“
    Ein Beben der Entschuldigung durchlief die Hülle. „Verzeih mir“, bat Brob. „Tut mir leid, ich wollte keine Gedanken herbeirufen, die dir schmerzlich sein müssen. Sollen wir uns über die Kunst des Blumenarrangements unterhalten?“
    „Nein, nicht schon wieder! Erzähle mir einige von deinen Abenteuern.“
    Der Transponder blubberte, was vielleicht einem Seufzen gleichkam. „Eigentlich habe ich nur wenig erlebt. Meistenteils trieb ich mich einfach zwischen den Sternen herum, um hin und wieder zu meiner Frau und den Kleinen zurückzukehren, wo wir unseren Garten kultivieren und uns den verschiedensten Aktivitäten im Interesse des öffentlichen Wohls widmen. Selbstverständlich habe ich im Verlauf meiner Reisen schon viel Bemerkenswertes gesehen, aber du kannst dir nicht vorstellen, wie blaß das alles im Vergleich zur Erde ist. In Kyoto beispielsweise fand ich einen Garten, der mich durch und durch inspiriert hat. Ich bin sicher, meine Frau wird mit mir übereinstimmen, daß wir unseren nach gleichen Gesichtspunkten neu anlegen müssen. Ein gleiches Arrangement unserer heimischen Glühzweige, Ionengras und Lichtblüten würde …“ Und damit war er wieder bei seinem Lieblingsthema.
    Alex schulte seine Seele in Geduld. Dazu hatte er schon bei den Hokas viel Gelegenheit gehabt.
     
    Das Schiff landete auf dem Raumhafen von Mixumaxu, Brob schaltete die inneren Systeme ab, und plötzlich befand Alex sich wieder in der gesegneten Schwerkraft, die er gewohnt war. Jauchzend sprang er aus dem Bett, landete auf dem Boden und brach zusammen, als wären seine Beine zu gekochten Spaghetti geworden.
    „Meine Güte“, kommentierte Brob. „Du scheinst erschöpfter zu sein, als wir bisher vermuteten. Wie ich die Notwendigkeiten bedaure, denen ich unterlag. Laß mich dir Beistand bieten.“ Er griff hinab, nahm eine Falte der Tunika des Menschen zwischen Daumen und Zeigefinger, hob ihn behutsam in die Höhe und führte ihn zur Luftschleuse – ohne dabei zu bemerken, daß Alex’ Füße einige Zentimeter über dem Boden baumelten.
    Nachdem er in einen Orbit um den Planeten eingeschwenkt war, hatte er um Landeerlaubnis gebeten. Er hatte zwar erwähnt, daß der Botschafter an Bord war, jedoch vergessen, über sich selbst zu
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