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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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und die Wartezeit war nicht nur einsam, sondern zog sich auch immer mehr in die Länge. Alex hatte er ganz zufällig in einer christlichen Kirchenschänke kennengelernt, wohin er gegangen war, um jemanden zu finden, der sich mit ihm unterhalten wollte, und er war überaus dankbar, daß Alex nicht nur mit ihm sprach, sondern ihre Bekanntschaft danach sogar noch vertiefte.
    Alex für seinen Teil mochte Brobs Geschichten von fernen Welten. Manchmal langweilte er sich schrecklich, weil der Außerirdische Gefallen an der japanischen Kultur gefunden hatte und stundenlang über Kalligraphie, Blumenstecken und andere ähnliche Künste reden konnte, doch das war noch allemal besser, als selbst einsam herumzusitzen und sich nach Tanni und den Kindern zu sehnen, die boshaften Kratch zu verfluchen und sich zu fragen, wie lange sich das alles denn noch hinziehen solle.
    Brob bemühte sich nach besten Kräften um eine Verbeugung, während er seinen Besucher aufforderte, auf einer Tamatimatte Platz zu nehmen, wobei er höflich die Schuhe übersah, die der Mensch nicht abgelegt hatte. Er ließ Alex über eine Lilie und einen Stein meditieren, welche unter einer Papierrolle, die den Berg Fuji zeigte, in einer Schüssel mit Wasser standen, während er selbst sich damit beschäftigte, die Teezeremonie vorzubereiten. Diese war notwendigerweise etwas modifiziert, da die Flüssigkeit, sobald er sie trank, zu Dampf wurde. Er betrachtete die weißen Dampfwölkchen, die aus seinem Mund strömten, mit großer Ernsthaftigkeit, ehe er endlich die Frage stellte, was er für seinen Freund tun konnte.
    Alex hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, in Brobs Gegenwart nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. „Laß mich die Situation rekapitulieren“, begann er, „auch wenn du weißt, weshalb ich hier auf der Erde festsitze. Der Oberste Kulturbeauftragte hatte Tokas Aufnahme zugestimmt, die Abstimmung schien eine reine Formsache zu sein, doch dann erhob die Delegation der Kratch Einwände. Man konnte sie nicht einfach überstimmen, da sie den Vorwurf der Mißwirtschaft gegen die Regierung stellten. Nichts so Einfaches wie Tyrannei oder Korruption, denn das hätte ich mit Leichtigkeit entkräften können. Nein, sie stellten die Behauptung auf, meine gesamte Politik sei falsch gewesen und würde wohl oder übel zur Katastrophe führen.“
    Brob nickte ernst. „Das hast du mir bereits erklärt“, sagte er, wobei Teekanne und Tassen zitterten. „Ich habe immer deine Fähigkeit bewundert, nicht ständig bei unseren Unterhaltungen darüber zu sprechen.“
    Alex zuckte die Achseln. „Welchen Sinn hätte das gehabt? Tatsache ist, daß ich auf Toka oft Dinge tun mußte, die, nun, sagen wir, Sieg oder Niederlage mit den Buchstaben des Gesetzes spielten. Ich hatte keine andere Wahl. So sind die Hokas eben. Du weißt, ich habe dir viel von ihnen berichtet. Für gewöhnlich macht es keinem etwas aus, wenn ein Gesandter breiteste Indiskretion bietet. Schließlich ist jeder Planet einzigartig. Außer den Ergebnissen zählt gar nichts, und ich bin stolz darauf, daß meine immer gut gewesen sind. Aber wie soll ich gegen das Argument antreten, ich hätte das Potential für ein Unglück geschaffen?“
    „Man sollte meinen, daß ein Blick in dein Führungszeugnis und ein gewisses Ausmaß gesunden Menschenverstands genügen, um die gesetzgebende Körperschaft in deinem Sinne entscheiden zu lassen.“
    „Gewiß, aber nachdem die Kratch ihren Antrag formuliert hatten, schoben sie eine Menge eigener Anträge nach und sorgten dafür, daß meine Angelegenheit verschoben wurde. Das ist schiere Böswilligkeit auf ihrer Seite. Die meisten Abgeordneten wissen das und empfinden dieselbe Abscheu wie ich auch. Aber die Verfassung zwingt sie, alle Anträge durchzugehen – während ich untätig hier herumsitzen und warten muß, bis ein Ereignis eintritt, das zur Wiederaufnahme des Falles der Hokas führt.
    Das reicht aus, aus einem Heiligen einen Paranoiker zu machen“, endete Alex seufzend. „Eine Clique von Bösewichten nach der anderen, Jahr für Jahr – die Slissii, die Pornianer, die Sarennianer, die Worbeniten, die Chakbans – von denen hat mir meine Frau geschrieben –, die Verschwörung und bewußtes Übersehen bestimmter Sachverhalte praktizieren. Ich frage mich schon, ob nicht einige bösartige Meisterdenker hinter alledem stecken, und es würde mich gar nicht überraschen, entpuppten sie sich als die Kratch.“ Er seufzte erneut. „Entweder man glaubt daran,
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