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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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oder man glaubt, daß wir nur die Handelnden einer Geschichte von Stümpern sind, die schrieben, weil sie dringend Geld brauchen.“
    „Vielleicht ist auch alles nur Zufall“, beschwichtigte Brob. „Irrungen der Sterblichen. Es gibt viel Weisheit im Universum, die sich aber unglücklicherweise zwischen Individuen aufteilt.“
    Alex strich mit einer Hand durch sein bereits zersaustes braunes Haar. Sein schnauzennasiger Gesprächspartner schien abschweifen zu wollen. „Okay“, sagte er. „Ich bin gekommen, um mit dir über einen … einen schrecklichen Höhepunkt der Ereignisse zu sprechen. Ich erhielt gerade einen Brief von meiner Frau. Toka steht kurz vor einer Explosion. Ich muß unverzüglich zurückkehren und feststellen, ob ich die Situation noch retten kann.“
    „Ja, es scheint, als sei dies angebracht“, rumpelte und dröhnte Brob. „Könntest du das Problem ein wenig eingehender charakterisieren?“
    Alex holte den Brief aus seiner Tunika. „Sie sandte ihn per Nachrichtentorpedo, so dringend ist die Sache. Er ist darüber hinaus noch kodiert, doch der Wortlaut hat sich in mein Gehirn eingebrannt. Ich werde ihn vorlesen.“ Er las laut: „.Irgendwie geriet unsere Politik, die verschiedenen Hoka-Gesellschaftsformen voneinander isoliert zu halten, völlig aus den Fugen. Plötzlich wurden ihnen ihre unterschiedlichen Konzepte bewußt gemacht. Doch geschah das nicht durch die beiläufige Weise von reisenden Individuen, wie etwa diesem süßen Wikinger, dem Du begegnet bist, als Du auf einem englischen Frachter des achtzehnten Jahrhunderts gekapert wurdest. Derartige Kontakte haben wir immer erlaubt. Was diesmal geschah, muß vorsätzlich eingefädelt worden sein. Darüber hinaus tauchen überall neue Ideen auf, Ideen, die dem Planeten gefährlich werden können. Ich ließ von Agenten Bücher und Videobänder anfertigen, doch der Schaden ist bereits angerichtet. Den Hokas ist es gleich, wie es dazu kam, sie wissen es nicht. Ein derartiges Feuer ist nur zu leicht zu entfachen, und dann breitet es sich ganz von selbst aus.
    Beispielsweise wurde hier, direkt auf diesem Kontinent, die Biographie von Dschingis Khan bekanntgemacht – hier, im Wilden Westen! Selbstverständlich fielen die Cowboys sofort um und wurden bösartige Mongolen …’ Ähem, für gewöhnlich achtet Tanni mehr auf ihre Ausdrucksweise. Wie auch immer: ‚Bisher verlief alles harmlos. Die Cowboys reiten zu jedem Kuhdorf und fordern, daß es sich dem Willen des großen Kha Kahn unterwirft, wobei sie darauf beharren, daß sie nicht stottern, sondern daß Kha Khan der tatsächliche Titel ist. Die Städte ergeben sich gerne, denn für gewöhnlich kommt es hinterher zu einem großen Festgelage. Ein Bürgermeister erklärte mir bei einem derartigen Anlaß: ‚Lieber eine betrunkene als eine niedergerittene Stadt.’ Das Potential indessen ist ganz schrecklich, denn die Cowboys von Montana haben beschlossen, europäische Ritter zu werden, die jegliche Invasion ihres Landes durch heidnische Truppen verhindern müssen.
    Auch die russischen Hokas geben sich nicht mehr damit zufrieden, die Balalaika zu zupfen und traurige Lieder zu singen. Sie haben einen Zar gewählt und reden andauernd von einem Dritten Rom. In den Vereinigten Staaten sind aufklärerische Geister fieberhaft auf der Suche nach Sklaven, die sie befreien können – und sie suchen schon Freiwillige ‚Onkel Toms’, während die Herren aus Virginia bereits von der Sezession reden. In der Südsee ist ein König Kamehameha aufgetaucht, Kriegsgerät ersetzt die Ukulelen, und ich fürchte, es wird auch zum Einsatz kommen. Dieser gefährliche Unsinn breitet sich über die ganze Welt aus.
    Am meisten Kopfzerbrechen und Furcht aber bereitet mir dieser Napoleon.“ Alex räusperte sich. „Du mußt wissen, Brob, daß ein Hoka geistig völlig gesund sein und sich trotzdem für Napoleon halten kann. Hmm … Er hat den König von Frankreich entmachtet und rekrutiert Soldaten für seine Große Armee. Obwohl ich Einsatzfreude und Energie der Hokas kenne, überrascht es mich, wie flink die Waffenschmieden im Land an deren Ausrüstung arbeiten.
    Unausweichlicherweise wurde das Großbritannien des achtzehnten Jahrhunderts hellhörig und rüstet ebenfalls auf. Diese Insel ist nur durch einen schmalen Kanal vom Festland getrennt, wenn du dich erinnerst. Vielleicht hätte ich sie beruhigen können, aber ausführliche Biographien von Leuten, die zu jener Zeit lebten, haben ihre Phantasie entflammt. Ich
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