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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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gegen das Metall. Nichts geschah. „Brob, ich bin es, Alexander Jones“, sagte er in den Interkom. „Es geht nicht auf. Das Ventil geht nicht auf.“
    „Gute Güte, das tut mir aber leid . Ich vergaß, daß es noch auf ‚manuell’ stand. Einen Augenblick bitte. Ich bitte wegen der Unannehmlichkeit um Entschuldigung.“
    So etwas wie ein kleineres Erdbeben brachte Hülle und Rampe zum Erzittern. Das Einlaßventil gab nach und öffnete eine Schleusentür, die den Blick auf eine übergroße Schleusenkammer und das Wesen freigab, das so kräftig war, sie von Hand zu bedienen. „Wie schön, dich wiederzusehen“, sagte der Transponder, der um seinen Hals hing. Derweil drang die wahre Stimme des Wesens, welche das Gerät in Schwingungen umwandelte, die ein Mensch verstehen konnte, im Ultraschallbereich aus dessen Füßen in die Knochen des Mannes. „Tritt ein in mein bescheidenes Raumschiff, laß mich eine Tasse Tee bereiten und hören, womit ich dir dienen kann.“
    Der Transponder wandelte umgekehrt Alex’ Worte auch in Impulse um, die Brob mit der Haut aufnahm. Auf seiner luftlosen Welt hatte die Rasse keine Ohren entwickelt. „Du kennst mich nicht besonders gut, aber ich habe etwas verdammt Wichtiges auf dem Herzen, und du scheinst mir der einzige zu sein, der mir helfen kann.“
    Augen, die trotz fehlender Feuchtigkeit weich und braun aussahen, blickten dreißig Zentimeter auf Alex’ Gestalt herunter. „Deine Bekanntschaft zu machen war ein großes Vergnügen und eine Erleuchtung zugleich. Des weiteren bin ich sicher, daß dein Handeln nicht eigennützig ist, sondern vielmehr dem öffentlichen Wohle dient. Ist das so, dann wird mir jede noch so kleine Hilfe Verdienste einbringen, derer ich so dringlich bedarf. Demzufolge werde ich es sein, der in deiner Schuld steht. Und nun möchte ich alles erfahren.“
    Brob führte ihn, wobei er sich trotz seiner massigen Gestalt voller Anmut bewegte, jedoch entsprach die Erdschwerkraft nur einem Drittel seiner gewohnten. Wäre er so klein wie ein Hoka gewesen, hätte er noch putziger ausgesehen. Auch er besaß zwei Arme, die dicker als die eines Gorillas waren und in riesigen vierfingrigen Händen endeten, dazu zwei stämmige Beine mit Füßen von einem Meter Länge und halb so breit, deren Sohlen die Trommelfelle enthielten, mit denen diese Rasse zuhörte und sprach. Der Körper war so rund, daß man ihn fast als kugelförmig bezeichnen konnte, und auch der Kopf war rund. Obwohl ihm eine Nase fehlte, besaß er eine Art Schnauze mit einem Mund, der ständig lächelte. Alles in allem erinnerte er an ein Seehundbaby. Er war von babyblauem Pelz bedeckt, mit Ausnahme der Hände und Füße. Die waren weiß, was den Anschein erweckte, als trüge er Handschuhe und Schühchen. Seine tatsächliche Kleidung bestand aber lediglich aus dem Transponder und einem Gürtel mit Taschen, an dem mehrere Werkzeuge hingen.
    Das Innere des Schiffes, dessen Kapitän, Besitzer und Mannschaft er war, war weniger fremdartig, als man hätte vermuten können, zog man in Betracht, wie unähnlich der Heimatplanet des Wesens der Erde war. Dieser Planet, den die Menschen Brobdingnag nannten, hatte als ein Himmelskörper begonnen, dessen Masse größer als die des Jupiter gewesen war. Eine nahe gelegene Supernova hatte viele leichtere Elemente hinweggefegt, dafür aber schwere Elemente auf dem erkaltenden Kern abgeladen, darunter auch radioaktive Materialien. Irgendwie hatte sich Leben entwickelt, das sich diese Energiequelle und nicht die schwach scheinende Sonne zunutze gemacht hatte. Die Pflanzen konzentrierten Isotope, die dann von den Tieren aufgenommen wurden. Brob, wie Alex ihn aus dem Unvermögen heraus, seinen wahren Namen aussprechen zu können, immer nannte, lebte nicht davon, daß er organische Stoffe verbrannte, wie die meisten bekannten Wesen im Raum, sondern von der Kernfusion. Entsprechend war seine physische Stärke.
    Der Metabolismus bildete glücklicherweise keine Bedrohung für andere. Der Fusionsprozeß fand auf einer weitaus niedereren Stufe als in einem Kernkraftwerk statt, und die dennoch anfallende Strahlung wurde von dichtem Körpergewebe um den „Magen“ herum absorbiert. Herumreisende Brobdingnager mußten lediglich gewisse Vorsichtsmaßnahmen bei der Beseitigung ihrer Körperausscheidungen treffen. Trotzdem wurden sie von vielen Wesen gefürchtet und gemieden. Nachdem er seine Fracht auf der Erde abgeliefert hatte, sah Brob sich außerstande, neue Fracht zu bekommen,
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