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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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informieren. Und auf Toka hatte noch niemand von seiner Rasse gehört, denn deren Handelsrouten führten sie nicht in diesen Sektor. Demzufolge sahen das Bodenpersonal, das die Rampe herangerollt hatte, sowie Tanni, die zur Begrüßung erschienen war, den Mann hilflos im Griff eines riesigen Orks mit blauem Fell zappeln.
    Einer der eingeborenen Sicherheitsposten riß die Pistole aus dem Halfter. „Halten Sie still, Sir!“ rief er. „Ich werde dem Monster den Garaus machen.“
    „Nein, nicht schießen“, konnte Alex krächzen.
    „Warum nicht?“
    „Nun, in erster Linie“, antwortete Alex und bemühte sich, so vernünftig wie möglich zu klingen, „weil ihm das gar nichts ausmachen würde. Und zweitens, weil er eigentlich ein guter Kerl ist, der … oh, hallo, Liebling.“
    Die Rampe, die nicht für solche Wesen wie Brob gebaut worden war, zitterte und bog sich unter der Last seiner Schritte, aber irgendwie kamen sie sicher hinunter. Alex dachte derweil daran, daß sich das Gift tief und nachhaltig ausgebreitet haben mußte, wenn ein Hoka so rasch bereit war, eine tödliche Waffe zu ziehen.
    Tannis hingebungsvolle Umarmung erwies sich als der Genesung recht zuträglich. Er wünschte sich, sie beide hätten zu erst nach Hause gehen können, gleich jetzt und allein, bevor die Kinder aus der Schule kamen. Die Höflichkeit erforderte jedoch, daß sie Brob zu sich einluden, und als sie endlich daheim waren, erwachten Alex’ Befürchtungen aufs neue, so daß er sich erst einmal ausführlich über die Ereignisse informieren ließ.
    Leid umwölkte Tannis Lieblichkeit. „Es wird jeden Tag schlimmer“, sagte sie. „Ganz besonders in Europa – unserem Europa“, fügte sie für Brob noch hinzu. „Was Sie aber nicht mit dem Europa verwechseln dürfen, das die Ex-Cowboys im ehemaligen Nevada haben … Vergessen Sie’s.“ Sie atmete tief durch und begann zu berichten:
    „Napoleon hat die französischen Hokas mit Träumen von la gloire erfüllt, und die deutschen Hokas treffen in Scharen ein, um seine Grenadiere zu werden – abgesehen von Preußen, wo ich etwas von einem General Blücher gehört habe –, und vor drei Tagen ist die Große Armee in Spanien eingefallen. Du mußt wissen, Napoleon möchte seinem Cousin Claud den spanischen Thron überlassen. Das wiederum veranlaßte die britischen Hokas … die Briten etwa des achtzehnten Jahrhunderts, wollte ich sagen; die viktorianischen Briten auf ihrer eigenen Insel blieben bisher vernünftig, wahrscheinlich wegen Sherlock Holmes … wie auch immer, sie erklärten gestern den Krieg und stellen eine eigene Flotte und Armee zusammen, um einen Feldzug zu führen. Und wir werden die Sache nicht einmal diskret handhaben können. Ich nahm per Telefon mit Leopold Ormen Kontakt auf und bat ihn, seine Geschichten mit mir abzusprechen, aber er weigerte sich und berief sich auf ganz gehässige Weise auf die Pressefreiheit – dabei hatte ich ihn bisher für einen Ehrenmann gehalten, aber …“ Ihre Stimme brach. Sie kauerte sich im Sessel zusammen und verbarg das Gesicht in den Händen.
    „Leopold Ormen, der Journalist?“ fragte Alex. „Was soll das heißen?“
    Tanni erklärte es ihm und fügte hinzu, daß der Mann damals weggegangen sei und seither nicht mehr erreicht werden konnte.
    Alex fluchte. „Als ob wir nicht schon genug Scherereien hätten!“ Dann schlug der Argwohn seine Fangzähne in seinen Geist. „Ob seine Anwesenheit hier reiner Zufall ist? Würde mich wundern. Würde mich sehr wundern.“
    „Möchtest du damit andeuten, dieser Leopold Ormen könnte hinter den Unruhen stecken?“ fragte Brob fassungslos. „Wenn ja, dann ist er sicher kein feines Wesen.“
    Alex sprang aus dem Sessel und schritt auf und ab. „Gewiß konnte er nicht alles allein bewerkstelligen“, dachte er laut. „Aber er kann viel dazu beigetragen haben, indem er einfach umherspazierte, sein Prestige, ein Mensch zu sein, freizügig versprühte und den gewitzten Charme spielen ließ, den ich von seinen Sendungen kenne … Weine nicht, Liebling.“
    „Kann ich nicht“, sagte Brob. „Meine Rasse ist nicht zur Absonderung von Tränen geschaffen. Jedoch bin ich tief bewegt von deinem Ausdruck des Mitgefühls.“
    Tanni jedoch schluchzte nicht. Das war nicht ihre Art. Sie hob grimmig den Kopf und sagte: „Gut und schön, er hat mich überlistet. Wenigstens haben wir nun Verdachtsmomente genug, ihn festnehmen zu lassen. Er ist allerdings mit seiner Flugmaschine unterwegs und könnte
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