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An einem heißen Nachmittag im August

An einem heißen Nachmittag im August

Titel: An einem heißen Nachmittag im August
Autoren: Norma Banzi
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schlenderte mit diesem zurück.
"Liebster!", brummte Roderik. "Wenn das Rabea erfährt, sitzt Tolliver ganz schön in der Patsche."
"Weißt du es denn nicht?", fragte Sarel, während er die Dienerin mit dem Champagner-Tablett heranwinkte. Dieses Mal nahm sich Roderik ein Glas und trank es in einem Zug aus. Er stellte es auf das Tablett zurück und nahm ein zweites. Die Dienerin zog sich zurück.
"Was soll ich wissen?"
"Dein Bruder hat wieder einmal die Gemeinde gewechselt."
"Ach?"
"Er ist jetzt ein Gefolgsmann des Donnergottes Thor. Rabea ist nicht mehr für ihn zuständig."
"Thor? Das hat wohl mein Vater eingefädelt", knurrte Roderik.
Der Dämonenfürst Magnus, der Vater von Roderik und Tolliver, lebte in einer riesigen Villa an der nordamerikanischen Ostküste und sorgte als Herr der Stürme dafür, dass diese immer wieder von schrecklichen Unwettern heimgesucht wurde, die ganze Landstriche verwüsteten. Als Dämonenfürst war er gegenüber den Menschen der von ihm beherrschen Region ohne Mitleid, als Vater eher nachgiebig, ja fast liebevoll. Vor einiger Zeit hatte er seinem Sohn Roderik angeboten, das Problem Maurice für ihn ein für allemal aus der Welt zu schaffen. War der Mensch erst einmal tot, würde sich Roderik bald erholen. Natürlich wollte jener davon nichts wissen. Er wollte seinen Geliebten nicht tot wissen, sondern ihn zurückhaben, ein Anliegen, das Magnus durchaus verstand. Liebte er nicht heimlich seit dreihundert Jahren selbst einen Engel, eine Beziehung, die nur im Verborgenen blühte und allzu selten gepflegt werden konnte?
Wenigstens hatte er dem Liebesleben seines jüngsten Sohnes Tolliver auf die Sprünge geholfen. Thor war ein alter Freund von Magnus und mächtig genug, es mit mehreren Dämonenfürsten gleichzeitig aufzunehmen. Er war sofort bereit gewesen, Tolliver unter seine Fittiche zu nehmen, als Magnus ihn darum gebeten hatte.
Thor war nicht so fies wie die Dämonenfürsten, aber auch nicht so gutherzig wie die Engel. Er war eben ein launischer Gott, der ziemlich sauer darüber war, dass er bei den Menschen in Vergessenheit geraten war. Diese hätten vielleicht besser daran getan, ihn nicht zu ignorieren, war er doch für manches zerstörerische Unwetter auf der Welt verantwortlich. Außerdem schleuderte er gerne mit seinem Hammer Blitze auf Menschen, denn seit er nicht mehr angebetet wurde, langweilte er sich furchtbar. Seinen Gefolgsleuten gegenüber war Thor tolerant. Er ließ sie fast immer machen, was sie wollten. Und so konnte Tolliver, der Sohn eines Unwetterdämons und eines Engels, sich endlich frei zu seiner Liebe zu einem Elfenkönig bekennen.
Innerlich ärgerte sich Roderik, dass der New Yorker Zwergenkönig Sarel eher von den Veränderungen in der Dämonenfamilie erfahren hatte als er selbst. Sein Unwille darüber musste sich allzu deutlich in seinem Gesicht abgezeichnet haben, denn Sarel übermittelte ihm telepathisch:
Ich weiß es selbst erst seit einer Stunde. Tolliver und Leto strahlten vor Glück, als sie hier ankamen. Ich sprach sie darauf an, und sie verrieten es mir.
Ich freue mich für sie. So hat wenigstens einer aus meiner Familie Glück in der Liebe.
Du bist viel zu pessimistisch, entgegnete Sarel.
Roderik starrte ihn verblüfft an. Was hatte sein Freund vor? Doch jener lächelte nur geheimnisvoll, ließ ihn stehen und wandte sich einer Frau zu, die gerade erst gekommen war. Ein Strahlen schien die Halle zu erhellen, dabei war sie nicht einmal in ihrer Engelsgestalt. Aber sogar in ihrer menschlichen Gestalt war sie überirdisch schön. Sie reichte ihrem Gastgeber huldvoll ihre zarte Hand. Sarel hauchte einen Kuss darauf.
"Ist das hier ein Familientreffen, oder was?!", grummelte Roderik. Er durfte dem Engel auf beide Wangen küssen, war sie doch als Mutter von Tolliver fast so etwas wie seine Stiefmutter. "Fehlt nur noch, dass mein Vater auch noch auftaucht."
Die weißen Wangen des Engels röteten sich verschämt.
"Du weißt doch, dass es mir verboten wurde, Magnus zu sehen. Ich bin nur hier, weil ich meinen Sohn einmal wieder zu Gesicht bekommen wollte. Wo ist er?"
Roderik zuckte mit den Schultern. Er überließ es Sarel, den Engel ins Wohnzimmer zu führen. Eine kalte, feuchte Nase drückte sich in Roderiks Hand. Er blickte nach unten. Der Gepard hatte sich an ihn herangeschlichen. Das Tier hatte wirklich einen Narren an ihm gefressen. Roderik tätschelte ihm den Kopf.
"Also ich habe wirklich erst einmal genug von dieser Gesellschaft. Ich gehe jetzt in mein
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