Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An den Rändern der Zeit, Teil 2 (German Edition)

An den Rändern der Zeit, Teil 2 (German Edition)

Titel: An den Rändern der Zeit, Teil 2 (German Edition)
Autoren: Antje Ippensen
Vom Netzwerk:
eine Teestube in Good City, soweit ich weiß“, knurrte Chandra, die Arme vor der Brust verschränkt.
    „Geht es ihm gut?“ Die Frage kam leicht, beiläufig.
    Irritiert zog er die Augenbrauen hoch. „Sie wissen doch, dass ich keinen direkten Kontakt mehr mit ihm pflege.“
    Sie schaute ihn aufmerksam an. „Was vielleicht zu belastend für dich ist. Du solltest ihm wenigstens eine Drahtrohrnachricht schicken. Ist sicherer als über Computer. Ich habe das Gefühl, dass es wichtig sein könnte, über Fa Pas Status Bescheid zu wissen. “
    Als Chandra nicht reagierte, fügte sie ruhig hinzu: „Das ist ein Befehl.“
    Gehorsam senkte er den Kopf, empfand aber überraschend tiefes Mitgefühl mit ihr, und er wünschte sich, er hätte sich einfach neben sie setzen und den Arm um sie legen können. Doch da war diese spürbare Kälte um sie herum, dieser frostige Kreis, durch den sich so etwas von selbst verbat.
    „Sag mir, Chandra, hattest du wirklich gehofft, ich würde sagen: ‚Ja, verhafte sie allesamt da unten oder noch besser: Ertränke sie wie Ratten oder räuchere sie aus?‘ Ich war da, riskanterweise, im schlammigen Reich des Weißen Alligators, und habe das Treiben der Unterweltler aus der Ferne wahrgenommen. Sie bilden kein zu großes Gefahrenpotenzial, sie treten fast auf der Stelle, fesseln sich selbst, bilden einen sinnlosen eigendynamischen Kreislauf. Auch wenn du sagst, dass sich ein paar ‚Normale‘ angesteckt haben: Sie vermehren sich nicht nennenswert.“
    „Anders als die Horden jenseits der Grenze.“ Das war grausam, er wusste es, doch er konnte es nicht unterdrücken.
    Sie nahm den Hieb scheinbar ungerührt hin. „Nun bist du ja ins andere Extrem gefallen, Chandra“, sagte sie gleichbleibend ruhig, „und hast mich in Grund und Boden kritisiert. Um des kosmischen Ausgleichs willen (natürlich nicht nur deshalb) bin nun ich an der Reihe, dir etwas Unangenehmes anzukündigen. – Du wirst demnächst hinausgehen müssen.“
    „Was?“ Ungläubig starrte er sie an. Das musste ein Scherz sein. Obwohl, sie scherzte niemals. Im Unterschied zu ihr, die sich dann und wann hinausschlich und direkt die Unterwelt erkundete, verließ er den Obelisken nicht. Er ging in den Dachgarten im schwebenden Innenhof des siebten Stockwerks, wenn er das Gefühl brauchte, draußen zu sein. B.C. ging nicht einmal dorthin, weil die empathische Hintergrundstrahlung verheerend für sie war, und ebensowenig zeigte sie sich jemals den Angestellten im unteren Teil des Gebäudes: Chandra war es, der die Arbeitsanweisungen an die Leute ausgab und die Verwaltung in Gang hielt. Und zwar so unauffällig und so diskret wie möglich. Man hielt den bescheiden auftretenden jungen Mann, wenn man überhaupt darüber nachdachte, für einen Direktionsassistenten. Über die Direktion dachte erst recht niemand nach.
    „Es muss sein“, erklärte B.C. „Noch nicht sofort, hoffe ich … aber nur du kannst nach Materiespuren suchen. Nur du weißt genug. Diese Aufgabe lässt sich nicht delegieren.“
    „Materiespuren? Was soll das sein?“, rief er abwehrend.
    „Ich weiß es selbst noch nicht genau. Aber irgendetwas hat sich in den letzten Stunden verändert im augenweltlichen Energiestrom – ich empfand eine Art Krampf. Es ist möglich, dass sich eine Verunreinigung eingeschlichen hat, und Rückstände davon lassen sich dann in den Pfützen nachweisen.“
    „Ich soll da rausgehen, um in irgendwelchen Wasserpfützen zu stochern?“, fragte Chandra entgeistert.
    „Aber wovor fürchtest du dich so sehr, mein Freund? – Niemand kennt dich. Du kannst dich perfekt ausrüsten für die Mission, und sie wird höchstens zwei, drei Stunden in Anspruch nehmen. Du lässt dich im Ecar zu einem Ort bringen, den ich dir noch näher bezeichne, und dann suchst du dort nach einer fremden Substanz. Das ist alles.“
    Das klang logisch und vernünftig. Chandra konnte sein starkes Unbehagen nicht schlüssig erklären, und so schwieg er mit ablehnender, trotziger Miene.
    Das Schweigen breitete sich aus. Es machte den Eindruck einer Sanduhr, durch die unerbittlich der Sand rieselte.
    „Könnte dieser Kelch nicht auch an mir vorübergehen?“, fragte er endlich mit leiser Bitterkeit.
    „Du willst sicher nicht, dass ich selbst hinausgehen muss.“
    Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. „Nein“, flüsterte er. „Es würde Sie – umbringen.“
     
    „Genau. Mehr oder weniger.“ Wieso bleibt er bei mir? Einfach nur, weil er es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher