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An den Feuern von Hastur - 9

An den Feuern von Hastur - 9

Titel: An den Feuern von Hastur - 9
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Teint und leuchtendes kupferfarbenes Haar. Im Augenblick lag es als Krone aus Z ö pfen ü ber ihrer Stirn. Noch deutlicher als Lorill trug sie den Stempel der Hastur-Sippe. Comyn, das war in jeden Zoll von ihr eingebrannt. Comyn und Hastur — die Kombination sollte sogar den k ü hnsten Gesetzlosen hindern, sich an sie heranzumachen. Geschah ihr ein Leid, w ü rde die Suche nach den Angreifern gnadenlos und die an ihnen ausge ü bte Rache schrecklich sein.
Leonie war außerdem auffallend sch ö n — und sich dessen außerordentlich bewußt — und in den letzten drei Jahren am Hof in vielen Trinkspr ü chen gefeiert worden. Zwischen den H ö flingen und den M ä nnern, die gern um sie geworben h ä tten, war Leonie ganz der verh ä tschelte und verw ö hnte Liebling ihrer Umgebung gewesen. Der Vater der Zwillinge war einer von K ö nig Stefans ersten Ratgebern, und man wußte zu erz ä hlen, daß sogar der verwitwete K ö nig Stefan Elhalyn selbst einmal Leonies Hand zur Ehe begehrt hatte. Das hatte sie noch popul ä rer gemacht, wenn das ü berhaupt m ö glich war. Sogar H ö flinge außerhalb ihrer Altersgruppe suchten ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, weil sie an den Tag dachten, an dem sie K ö nigin sein mochte.
Aber Leonie hatte keine Lust gezeigt zu heiraten. Sie war ganz von einem anderen Ziel erf ü llt, und nicht einmal die Aussicht auf eine Krone konnte sie davon ablenken. Denn die Macht einer K ö nigin war auf das beschr ä nkt, was ihr Herr und K ö nig ihr gew ä hrte. Leonie wollte sich nicht beschr ä nken lassen. Lorill brauchte es auch nicht, warum also sie? Waren sie nicht Zwillinge, von Geburt an gleich bis auf das Geschlecht?
Von ihrer fr ü hen M ä dchenzeit an hatte Leonie einen Platz in einem der T ü rme haben wollen, wo sie sich ihr ganzes Leben lang dem Beruf einer leronis widmen konnte. Das w ü rde ihr eine Stellung weit ü ber jeder anderen Aristokratin verschaffen, sowohl politisch als auch gesellschaftlich, und eine Macht, die der Lorills gleichkam. Und wenn sie ihr heimliches Ziel erreichte und die Bewahrerin des Arilinn-Turms wurde, w ä re ihre Macht gr ö ßer als die ihres Zwillingsbruders, zumindest solange ihr Vater lebte. Denn die Bewahrerin von Arilinn hatte kraft eigenen Rechts einen Sitz im Rat und nahm von keinem Mann außer dem K ö nig selbst Befehle an.
Es machte keine Schwierigkeiten, einen Turm zu finden, der sie aufnehmen w ü rde. Wie allgemein bekannt, war Lady Leonie in reichem Maß mit dem Hastur-Laran begabt. Doch jetzt, da dieser Schritt unmittelbar bevorstand, war sich Leonie in aller Deutlichkeit schmerzlich bewußt geworden, daß dieser von ihr selbst gew ä hlte Weg sie von ihrer Familie und allen Lieben trennte, denn sie w ü rde w ä hrend der Zeit ihrer Ausbildung im Turm isoliert werden. In diesem Augenblick war sie, ganz gleich, was sie einmal werden w ü rde, nichts als ein junges M ä dchen, dem der Abschied vom Bruder und allen Verwandten bevorstand. Das war eine be ä ngstigende Aussicht, sogar f ü r Leonie.
Ich werde f ü r den Rest meines Lebens Gelegenheit haben, am Feuer zu sitzen , wiederholte sie, den Blick zu dem sich verdunkelnden Himmel emporgewandt. In einer Nacht der vier Monde .
Die du ungl ü cklicherweise — oder vielleicht gl ü cklicherweise — nicht sehen kannst , neckte Lorill sie. Du weißt, was man ü ber das sagt, was unter den vier Monden geschieht.
Sie ignorierte ihn. Ich will heute nacht nicht in einem Geb ä ude eingesperrt werden! erkl ä rte sie hartn ä ckig. Glaubst du, ein chieri k ö nne kommen und mich in meinem Zelt vergewaltigen, ohne daß du und die Gardisten etwas davon merkten? Oder es w ü rden pl ö tzlich Trockenst ä dter auf der Ebene erscheinen und mich wegtragen?
Oh! Skandal ö s, Leonie! Sch ä m dich! tadelte Lady Melissa sie und bedeckte wie schockiert von einer so t ö richten Idee den Mund mit der Hand.
Vielleicht entsetzte es sie nur, daß Leonie es wagte, ü ber Dinge wie Entf ü hrung und Vergewaltigung Witze zu machen. Leonie hatte Melissas Marotten und Hirngespinste reichlich genossen, und sie hatte sie von Herzen satt. Sei doch still, Melissa! fuhr sie sie an. Mit sechzehn bist du schon eine alte Jungfer! Und eine kleinliche noch dazu!
Lorill grinste nur. Das heißt also, du willst nicht in den Gasthof? Nun, Derik wird einmal ohne sein Bier auskommen! Er sch ü ttelte den Kopf. Wenigstens k ö nnen wir die Zelte aufstellen, bevor der richtige Regen beginnt. Aber du bist das
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