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An den Feuern von Hastur - 9

An den Feuern von Hastur - 9

Titel: An den Feuern von Hastur - 9
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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unnat ü rlichste M ä dchen, das ich je gesehen habe , h ä nselte er sie. Du willst im Freien kampieren, statt in einen guten Gasthof zu gehen!
Ich will unter den Sternen sein , wiederholte Leonie. Dies ist meine letzte Nacht außerhalb des Turms, und ich m ö chte sie unter den Sternen verbringen.
Was, in diesem Regen? fragte er lachend. Sterne? Nach dem, was du von ihnen sehen wirst, k ö nntest du ebensogut ein h ö lzernes Dach ü ber dir haben.
Es wird nicht die ganze Nacht regnen , behauptete Leonie ü berzeugt.
Mir sieht es ganz danach aus, daß es vor morgen fr ü h nicht aufh ö rt. Achselzuckend gab Lorill nach. Aber wir werden tun, wie du es w ü nschst, Leonie. Schließlich ist es deine letzte Nacht, bevor du den Turm betrittst.
Leonie saß bequem im Sattel, die Z ü gel locker in der Hand. Ihr Tier stand ruhig. So wartete sie, w ä hrend Lorill das Lager aufschlagen ließ. Sie war eine gute Reiterin — und ihr chervine war sowieso zu m ü de, um durchzugehen.
Lorill gab Befehl, die Zelte aufzustellen, und Leonie ignorierte das leise Murren und die gelegentlichen grollenden Blicke, die sie außerdem trafen. Die Gardisten sollten froh sein, daß haltgemacht wurde, und in einem Stall — das war alles an Unterkunft, was ein Gefolgsmann in einem kleinen Gasthof bekommen konnte — schlief es sich auch nicht besser als in einem Zelt. Tats ä chlich mochte es im Stall k ä lter sein, denn ein Feuer durfte dort nicht angez ü ndet werden. Sobald es sich die M ä nner in ihren eigenen Zelten bequem gemacht hatten, w ü rden sie vielleicht daran denken.
Wahrend die Gardisten die Zeltplanen aufrollten, stieg Lorill ab. Er half Leonie von ihrem Reittier und in das zweifelhafte Obdach unter einem Baum. Melissa folgte ihnen laut schn ü ffelnd, damit auf einen Schnupfen hindeutend, den sie, wie Leonie argw ö hnte, nicht wirklich hatte. Melissa wollte nur, daß sie anderen leid tat — wie immer. Leonie hatte keine Ahnung, warum ihr Vater Melissa als ihre Gesellschafterin ausgew ä hlt hatte. Vielleicht, weil Melissa so sehr tugendhaft war und deshalb keine Gefahr bestand, daß sie Leonie zu irgendeinem Streich verf ü hrte, wie es eine temperamentvollere Freundin m ö glicherweise getan h ä tte.
Der Regen wurde heftiger. Die Gardisten k ä mpften mit den sperrigen Zeltbahnen, und Leonies Reitmantel gab ihr von Minute zu Minute weniger Schutz. Schon sp ü rte sie Feuchtigkeit entlang den Schultern und mehr als Feuchtigkeit am Saum — und Melissas Schn ü ffeln hatte sich von einem gespielten zu einem echten verwandelt. F ü r einen Augenblick bereute sie ihren eigensinnigen Entschluß — aber nur f ü r einen Augenblick. Dies war ihre letzte Nacht in relativer Freiheit. Erst wenn sie die karmesinrote Robe einer Bewahrerin trug, w ü rde sie wieder soviel Freiheit haben. Sie war entschlossen, sie zu genießen.
Sobald die Zelte aufgestellt waren, gab der junge Hastur-Lord Befehl, ein Feuer anzuz ü nden und Kohlenpfannen in die Zelte zu tragen, um sie zu erw ä rmen. Er f ü hrte Leonie durch die dichter werdende Dunkelheit zu ihrem Zelt und hielt dabei ihre Hand, damit sie nicht fiel, wenn der durchn ä ßte Saum ihres Mantels sich um ihre Kn ö chel wickelte.
Da w ä ren wir. Ich glaube immer noch, du h ä ttest es im Gasthof des Dorfes bequemer gehabt, und ich weiß ganz genau, daß Melissa es bequemer gehabt h ä tte , seufzte er geduldig. Na, hier hast du dein Bett unter den Sternen — nicht etwa, daß du diese Nacht viel von Sternen oder Monden sehen wirst. Ich kann mir nicht vorstellen, wie du auf solche Ideen kommst, Leonie. Entspringen sie irgendeiner Logik, die nur du begreifst, oder einfach dem Wunsch, uns alle deinem Willen zu unterwerfen?
Leonie legte ihren nassen Mantel ab, warf sich in das Nest aus Kissen und sah zu ihrem Bruder hoch. Kerzenlicht von der Laterne, die an der mittleren Zeltstange hing, ließ sie sein h ü bsches Gesicht deutlich erkennen. Es gab Leonie das beunruhigende Gef ü hl, auf sich selbst zur ü ckzublicken. Ich denke oft ü ber die Monde nach , erkl ä rte sie unvermittelt. Was meinst du, was sie wohl sein m ö gen? Wenn der abrupte Themenwechsel ihn verbl ü ffte, ließ er es sich doch nicht anmerken. Mein Lehrer sagt, ungeachtet der alten Legenden ü ber chieri, die in die Dom ä nen eingeheiratet haben, seien die Monde nichts weiter als gewaltige Felsbrocken, die unsere Welt umkreisen. Tot, w ü st, luftlos, kalt und ohne Leben.
Leonie schwieg eine Weile versonnen. Das
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