Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Autoren: Michael Wagner
Vom Netzwerk:
Kapitel 1
    An einem der ersten Novembertage ging morgens ein Mann mit seinem Hund spazieren. Er nutzte die frühen Morgenstunden, weil dann das Licht am Rhein so wunderbar war. Der Mann hieß Hermann Klein, und er war Frührentner. Der Nebel lag wie ein filigranes Spinnennetz über dem Fluss. Die Bugspitzen der Schiffe zauberten Verwirbelungen in das Netz. Die Lampen der Schiffe lieferten die verträumte Beleuchtung für diese Szenerie.
    Der Hund, ein kleiner Beagle-Rü de, schnüffelte hier und dort. Er lief immer frei auf dem Radweg entlang des Flusses. Um diese Zeit waren noch wenige Jogger oder Radfahrer unterwegs. Der Hund hatte trotz seiner Rasse keinen sonderlich ausgeprägten Jagdtrieb. Daher hatte der Mann auch keine Bedenken, sein Tier frei laufen zu lassen. Er betrachtete ein vorbeifahrendes Schiff, als der Hund plötzlich anfing zu knurren.
    „ Hey, ist alles gut, ich bin doch hier“, sagte Klein, um den Hund zu beruhigen. Der Hund rannte eine Böschung hoch und blieb oben stehen. Er schnüffelte und fing an zu winseln. Dann kam er zurück, und bellte sein Herrchen an. Der reagierte jedoch nicht.
    „ Spinn nicht rum, Bilbo. Hier!“ Er wandte sich ab vom Fluss und sah den Hund wieder die Böschung hinauf laufen. Er rief ihn erneut, der Hund winselte wieder.
    Er ging ein paar Meter auf die Bö schung zu und rief den Hund. Der tauchte am Rand der Böschung auf, wedelte mit seinem Schwanz. Er trug etwas im Maul.
    „ Hier, Bilbo“, rief Klein. Der Hund rannte die Böschung hinunter und legte ihm das vor die Füße, was er entdeckt hatte. Der Mann konnte es nicht richtig erkennen, und holte seine Taschenlampe aus der Wachsjacke hervor. Er knipste sie an, beleuchtete den Boden vor seinen Füßen. Erschrocken trat er einen Schritt zurück. Vor ihm lag ein angekohlter Gegenstand, der eine menschliche Hand zu sein schien. Sein Hund schaute ihn freudig an, und wedelte mit seinem Schwanz. Hermann Klein packte das Grauen, seine Haare auf den Armen stellten sich auf. Er spürte es unter dem Hemd, was er trug. Etwas Schreckliches war hier passiert.
    Klein hatte einen Kloß im Hals, sein Blutdruck stieg. „Fein, Bilbo. Komm, anleinen.“
    Der Hund ließ sich breitwillig anleinen. „Wo ist die Beute“, fragte er. Der Hund drehte sich blitzschnell um, und rannte wieder die Böschung hinauf. Die Flexileine surrte. Hermann Klein kam kaum hinterher. Der Lichtkegel der Taschenlampe folgte dem Hund. Der blieb schnüffelnd vor einer verkohlten Stelle auf dem Boden stehen. Der Mann befürchtete Schlimmes. Er leuchtete auf den Haufen. Seine Befürchtungen traten ein. Es lagen dort noch mehrere abgetrennte Hände. Die Hände wiesen nur oberflächliche Brandwunden auf. An einem Finger konnte er einen Ring erkennen. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Er hatte ja schon von Hundebesitzern gehört, deren Hunde Leichen gefunden hatten. Seine Gebete waren nicht erhört worden. Es blieb ihm nicht erspart.
    Der Hund fing weiter an zu schnü ffeln, und verschwand hinter einer Mauer aus Bruchsteinen. Die Leine surrte bis zum Stopp. Wieder vernahm der Mann dieses Winseln. Gefolgt von einem ängstlichen Bellen. Kurz drauf kam der Hund zurück um die Ecke, hielt kurz an, bellte erneut. Diesmal energischer.
    Klein ging la ngsam auf die Mauerecke zu. Sein Hund rannte bereits einige Meter weiter. Er näherte sich einer Stelle, die noch im Dunkeln lag. Der Kegel der Taschenlampe zuckte über den Boden, auf dem schon viele gelbe Blätter lagen. Doch da gab es einen Ort, auf dem nur wenige Blätter lagen. Quadratisch unterschied er sich deutlich von der Umgebung. Sein Herz schlug ihm bis in den Hals. Es schien eine Plane zu sein, eine recht große Plane. Unter der Plane lag etwas, der Hund versuchte, mit der Schnauze darunter zu kommen. „Bilbo, nein.“
    Klein blieb vor der Plane stehen, zog die Flexileine ganz ein. Er legte den Handgriff auf den Boden, trat mit einem Fuß darauf. Dann nahm er seinen Mut zusammen, hob die Plane an einer Ecke hoch, und leuchtete mit der Lampe darunter.
    Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Im Licht der Taschenlampe konnte er mehrere nackte Menschen erkennen. Nebeneinander. Frauen. Er sah, dass der ihm am nächsten liegenden Toten die Hände fehlten. Aber das war nicht das Grauenhafteste. Ihre Gesichter schienen verschwunden zu sein. Dort war nur noch eine blutige Masse zu erkennen.
    Klein schrie auf. Er ließ die Plane los, und wandte sich ab, um diesen Ort so schnell wie möglich zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher